Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
würden sie zum Nachdenken anregen. Gott sei Dank ist die Bar geöffnet.
Dann will keiner mehr mit mir reden – so schnell geht das –, und das PR-Mädchen tut so, als wäre das ganz wunderbar: Jetzt können Sie sich endlich wieder Ihrer Party widmen! Ich schlängle mich zurück zu der (kleinen) Versammlung, wo meine Eltern sich mit erhitzten Gesichtern im Gastgebermodus ausleben – Rand bleckt die Zähne zu seinem prähistorischen Monsterfisch-Lächeln, Marybeth ruckt fröhlich hühnerhaft mit dem Kopf, sie halten Händchen, bringen einander zum Lachen, freuen sich aneinander, sind begeistert voneinander – und ich denke: Ich bin so verflucht einsam .
Schließlich gehe ich nach Hause und weine eine Weile. Ich bin fast zweiunddreißig. Das ist nicht alt, schon gar nicht in New York, aber Tatsache bleibt: Es ist Jahre her, dass ich jemanden wirklich mochte. Wie wahrscheinlich ist es also, dass ich jemanden kennenlerne, den ich liebe, ganz zu schweigen davon, jemanden, den ich so liebe, dass ich ihn heiraten möchte? Ich bin es müde, nicht zu wissen, mit wem ich zusammen sein werde, oder ob ich überhaupt mit jemandem zusammen sein werde.
Ich habe viele verheiratete Freunde – nicht viele sind glücklich verheiratet, aber viele sind verheiratet. Die wenigen Glücklichen sind wie meine Eltern: Fassungslos, dass ich immer noch Single bin. Eine kluge, hübsche, nette junge Frau wie ich, mit so vielen Interessen , so begeisterungsfähig , mit einem coolen Job, einer liebevollen Familie. Und sprechen wir es ruhig aus: mit Geld. Sie runzeln die Stirn und tun so, als würden sie darüber nachgrübeln, mit welchen Männern sie mich verkuppeln könnten, obwohl wir alle wissen, dass keiner mehr übrig ist, jedenfalls kein guter , und ich weiß, dass sie insgeheim denken, dass mit mir etwas nicht stimmt, irgendetwas Geheimnisvolles, was dazu führt, dass ich mit keinem zufrieden bin und keiner mit mir zufrieden ist.
Diejenigen, die nicht mit ihrem Seelenpartner vereint sind – diejenigen, die sich abgefunden haben –, sind meinem Singletum gegenüber noch abschätziger: Es ist doch nicht schwer, jemanden zu finden, den man heiraten kann, sagen sie. Keine Beziehung ist perfekt, sagen sie – die, die mit pflichtgemäßem Sex und geschwätzigen Bettgeh-Ritualen auskommen, die sich mit Fernsehthemen als Gesprächsgrundlage begnügen, die glauben, dass ehepartnerliche Kapitulation – ja, Schatz, okay, Schatz – das Gleiche ist wie Harmonie. Er tut, was du ihm sagst, weil ihm die Beziehung nicht wichtig genug ist für eine Auseinandersetzung, denke ich. Deine kleinlichen Forderungen geben ihm das Gefühl, überlegen zu sein, oder er wird sauer, und eines Tages wird er seine hübsche, junge Kollegin ficken, die keine Ansprüche an ihn stellt, und dann bist du schockiert. Gib mir einen Mann, der noch ein bisschen kampfeslustig ist, der mir sagt, wenn ich Quatsch mache. (Der meinen Quatsch aber auch irgendwie mag.) Und lass mich trotzdem nicht in einer Beziehung landen, in der wir ständig aufeinander rumhacken, subtile Beleidigungen als Scherz ausgeben, die Augen verdrehen und uns vor unseren Freunden »im Spaß« streiten, in der Hoffnung, sie auf unsere Seite zu ziehen, obwohl denen das Thema vollkommen egal ist. Diese schrecklichen »Wenn-nur«- Beziehungen: Diese Ehe wäre großartig, wenn nur … und man merkt, dass die Liste mit den Wenn-nurs wesentlich länger ist, als den beiden klar ist.
Deshalb weiß ich, dass es richtig ist, mich nicht abzufinden, aber ich fühle mich dadurch nicht besser, wenn meine Freunde sich pärchenweise zusammenschließen, während ich freitagabends mit einer Flasche Wein allein zu Hause bleibe, mir ein schickes Essen koche und mir einrede: Das ist perfekt, als wäre ich diejenige, mit der ich ein Date habe. Oder mich auf endlosen Runden durch Partys und Kneipentreffen, parfümiert und gesprayt und voller Hoffnung, präsentiere wie einen dubiosen Nachtisch. Ich treffe mich mit netten, gutaussehenden und intelligenten Männern – auf dem Papier sind sie vielleicht perfekt, aber ich fühle mich, als wäre ich in einem wildfremden Land und versuchte, mich irgendwie verständlich zu machen. Denn geht es nicht bei jeder Beziehung genau darum: dass der andere einen kennenlernt, dass er einen versteht? Er versteht mich. Sie versteht mich. Ist das nicht der simple Zaubersatz?
So durchleidest du den Abend mit dem Mann, der auf dem Papier perfekt ist – das Gestotter
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