Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
hier ist Officer Riordan. Wir haben gehört, Sie machen sich Sorgen um Ihre Frau?«
Riordan blickte die Straße hinunter und lutschte eifrig an einem Bonbon. Ich sah, dass seine Augen einem Vogel folgten, der pfeilschnell über den Fluss schoss. Widerwillig riss er sich schließlich los und musterte mich. An seinen gekräuselten Lippen konnte ich erkennen, dass er sah, was alle sahen. Ich habe ein Gesicht, in das man reinschlagen möchte: Ich bin ein irischer Arbeiterklasse-Typ, gefangen im Körper eines schnöseligen reichen Idioten. Um mein Gesicht wettzumachen, lächle ich viel, aber das führt nur manchmal zum gewünschten Erfolg. Auf dem College habe ich eine Weile eine Brille aufgesetzt, eine mit Fensterglas, weil ich dachte, sie würde mir eine freundliche, nicht bedrohliche Ausstrahlung verleihen. »Dir ist schon klar, dass du damit noch mehr wie ein Arschloch aussiehst?«, meinte Go eines Tages. Daraufhin warf ich die Brille weg und lächelte noch mehr.
Ich winkte die Cops zu mir. »Kommen Sie ins Haus und sehen Sie sich um.«
Die beiden stiegen die Treppe hinauf, begleitet von leisen Quietsch- und Schlurfgeräuschen ihrer Gürtel und Revolver. Unter der Wohnzimmertür blieb ich stehen und deutete auf das Bild der Zerstörung.
»Oh«, sagte Officer Riordan und knackte forsch mit den Fingergelenken. Auf einmal sah er viel weniger gelangweilt aus.
Riordan und Velásquez setzten sich an den Esszimmertisch und stellten mir all die üblichen Einleitungsfragen: wer, wo, wie lange. Und sie spitzten richtig die Ohren. Außerhalb meiner Hörweite hatte Riordan telefoniert, und er informierte mich, dass man Detectives schicken würde. Man nahm mich ernst, ich konnte stolz sein.
Gerade fragte Riordan mich zum zweiten Mal, ob ich in letzter Zeit irgendjemand Fremdes in der Nachbarschaft gesehen hatte, und erinnerte mich zum dritten Mal an die überall in Carthage herumstreunenden Obdachlosen, da klingelte das Telefon. Ich spurtete durchs Zimmer und griff nach dem Hörer.
»Mr. Dunne, hier ist das Comfort Hill Assisted Living«, sagte eine säuerliche Frauenstimme. Das Pflegeheim, in dem Go und ich unseren Vater, der an Alzheimer litt, untergebracht hatten.
»Ich kann jetzt nicht sprechen, aber ich rufe Sie gleich zurück«, sagte ich kurz angebunden und legte auf. Die Frauen, die im Comfort Hill arbeiteten, waren mir verhasst: kein Lächeln, kein Trost. Aber sie waren auch mörderisch unterbezahlt, wahrscheinlich konnten sie deshalb weder lächeln noch trösten. Ich wusste, dass mein Ärger über sie an die falsche Adresse ging – es machte mich so wütend, dass mein Vater weiterhin auf der Welt herumhing, während meine Mutter unter der Erde war.
Go war mit dem Scheck an der Reihe. Zumindest war ich ziemlich sicher, dass der Juli ihr Monat gewesen war. Bestimmt dachte sie umgekehrt, ich wäre dran. Das war uns schon öfter passiert, und Go meinte, wahrscheinlich würden wir so oft die Schecks vergessen, weil wir eigentlich unseren Dad vergessen wollten.
Als ich Riordan gerade die Geschichte von dem Penner erzählte, den ich im leerstehenden Nachbarhaus gesehen hatte, klingelte es an der Tür. Es klingelte. Das klang so normal, als hätte ich Pizza bestellt.
Müde trotteten die beiden Detectives herein, wahrscheinlich waren sie am Ende ihrer Schicht. Der Mann war dünn und schlaksig, mit einem Gesicht, das sich zum Kinn hin drastisch verengte. Die Frau war erstaunlich hässlich – unverfroren hässlich, über das alltägliche Maß hinausgehend: kleine, engstehende Knopfaugen, eine lange schiefe Nase, mit winzigen Höckern übersäte Haut, lange schlaffe Haare von der Farbe einer Wollmaus. Ich habe eine Schwäche für hässliche Frauen. Schließlich bin ich von drei Frauen großgezogen worden, die alle keine Augenweide waren – meine Großmutter, meine Mom, ihre Schwester – und sie waren allesamt kluge, freundliche, lustige, starke – einfach großartige Frauen. Amy war das erste hübsche Mädchen, mit dem ich jemals ausgegangen bin, also richtig ausgegangen.
Die Hässliche sprach zuerst, wie ein Echo von Officer Velásquez. »Mr. Dunne? Ich bin Detective Rhonda Boney. Das hier ist mein Partner, Detective Jim Gilpin. Wir haben gehört, Sie machen sich Sorgen um Ihre Frau?«
Mein Magen knurrte so laut, dass alle Versammelten es hören konnten, aber wir taten so, als wäre nichts.
»Können wir uns mal umschauen, Sir?«, fragte Gilpin. Er hatte dicke Tränensäcke unter den Augen und graue
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