Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
verstehe ich, warum das in so vielen Horrorfilmen vorkommt – dieses geheimnisvolle Hämmern an der Tür –, es hat das Gewicht eines Albtraums. Man weiß nicht, wer oder was da draußen ist, aber man weiß, dass er oder es gleich hereingelassen wird. Man denkt, was ich jetzt denke: Ein Böser klopft nie.
Hey, Schätzchen, wir wissen, dass du da bist, mach auf!
Ich streife die Latexhandschuhe ab, öffne die Tür und sehe Jeff und Greta auf meiner Veranda stehen, die Sonne im Rücken, die Gesichter im Schatten.
»Hey, Hübsche, dürfen wir reinkommen?«, fragt Jeff.
»Eigentlich wollte ich – eigentlich wollte ich gleich bei euch vorbeischauen, Leute«, sage ich und versuche, schnoddrig und gestresst zu klingen. »Ich fahre nämlich heute Abend – morgen früh oder heute Abend. Hab einen Anruf von zu Hause gekriegt, ich muss zurück.«
»Zu Hause in Louisiana oder zu Hause in Savannah?«, fragt Greta. Sie und Jeff haben über mich geredet.
»Louisi- …«
»Ist doch egal«, unterbricht Jeff. »Lass uns einen Moment rein, wir wollen uns bloß verabschieden.«
Er tritt auf mich zu, und ich überlege, ob ich schreien oder ihm die Tür vor der Nase zuschlagen soll, aber ich denke, dass beides nicht gut wäre. Besser, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, und zu hoffen, dass es stimmt.
Greta macht die Tür hinter sich zu und lehnt sich dagegen, während Jeff herumwandert, zum Schlafzimmerbereich, zur Kochnische, übers Wetter plaudert, Türen und Schränke aufmacht.
»Du musst alles ausräumen, Dorothy behält nämlich die Kaution, wenn du was vergisst«, sagt er. »Sie ist echt pingelig.« Er öffnet den Kühlschrank, späht ins Gemüse-, dann ins Gefrierfach. »Nicht mal einen Rest Ketchup kannst du hierlassen. Ich fand das schon immer ziemlich komisch. Ketchup wird doch nicht schlecht.«
Er macht die Tür zum Wandschrank auf, holt das Hütten-Bettzeug heraus, das ich zusammengefaltet habe, und schüttelt die Laken aus. »Ich schlage die Laken immer aus, immer«, verkündet er. »Nur um sicherzugehen, dass nichts drin ist – eine Socke oder Unterwäsche oder sonst was.«
Dann zieht er die Schublade an meinem Nachttisch heraus, kniet sich hin und schaut hinein, späht ganz nach hinten in das letzte Eckchen. »Sieht aus, als hättest du gute Arbeit geleistet«, stellt er fest, steht auf und grinst, wischt sich die Hände an seiner Jeans ab. »Alles ausgeräumt.«
Er mustert mich, vom Scheitel bis zur Sohle und wieder zurück. »Wo ist es, Schätzchen?«
»Wo ist was?«
»Dein Geld«, antwortet er achselzuckend. »Mach es uns doch nicht so schwer. Sie und ich brauchen es, echt.«
Greta sagt nichts.
»Ich hab ungefähr zwanzig Dollar.«
»Du lügst«, sagt Jeff. »Du zahlst alles in bar, sogar die Miete. Greta hat dich mit deinem dicken Geldbündel gesehen. Also reich es rüber, dann kannst du gehen, und wir müssen uns nie wiedersehen.«
»Ich ruf die Polizei.«
»Na dann los! Meinetwegen.« Mit verschränkten Armen steht er da und wartet, Daumen in den Achselhöhlen.
»Deine Brille ist nicht echt«, meldet sich Greta jetzt zu Wort. »Das ist bloß Fensterglas.«
Ich starre sie nur an und hoffe, dass sie gleich einen Rückzieher macht. Die beiden sind so nervös, dass sie es sich durchaus anders überlegen könnten, einfach behaupten, sie hätten mich auf die Schippe nehmen wollen, und dann lachen wir alle drei, obwohl wir wissen, dass es nicht stimmt, aber wir sind alle bereit, so zu tun, als ob.
»Und deine Haare, die Wurzeln sind blond, viel hübscher als die Farbe, die du dir draufgeklatscht hast – Hamsterbraun –, und übrigens: Der Haarschnitt ist furchtbar«, fährt Greta fort. »Du versteckst dich hier – vor wem auch immer. Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Kerl ist oder was, aber du wirst garantiert nicht die Polizei rufen. Also gib uns das Geld einfach.«
»Hat Jeff dich dazu überredet?«, frage ich sie.
»Ich hab Jeff dazu überredet.«
Ich gehe auf die Tür zu, die Greta versperrt. »Lass mich raus.«
»Gib uns das Geld.«
Ich greife nach der Klinke, und Greta wendet sich mir zu, schubst mich gegen die Wand, drückt mir die eine Hand ins Gesicht, zieht mit der anderen mein Kleid hoch und reißt mir mit einem Ruck den Geldgürtel herunter.
»Tu das nicht, Greta. Ich meine es ernst! Hör auf!«
Ihre heiße, salzige Handfläche bedeckt mein ganzes Gesicht, blockiert meine Nase, ein Fingernagel kratzt über mein Auge. Dann schubst sie mich wieder, mein Kopf
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