Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
schwanger.
»Ja, im Ernst. Sie hat mit mir Kontakt aufgenommen, als das Video in Umlauf kam.«
»Dann hat das Video also doch geholfen.« Ich konnte es mir nicht verkneifen.
»Es hat Ihnen zu einem interessanten Dreh verholfen: Vor dem Video war es klar, dass Sie Ihre Frau getötet haben. Danach besteht zumindest eine kleine Chance, dass Sie es nicht waren. Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben, endlich authentisch …«
»Weil es einem wirklichen Zweck diente: Amy zurückzuholen«, fiel Go ihm ins Wort. »Es war ein offensives Manöver. Während es vorher nur lasche, unverdiente, unaufrichtige Emotionen waren.«
Ich lächelte sie dankbar an.
»Na, dann behalten Sie im Gedächtnis, dass es einem Zweck dient«, sagte Tanner. »Nick, ich will hier nicht um den heißen Brei rumreden: Es ist eine extrem unorthodoxe Vorgehensweise. Die meisten Anwälte würden Ihnen den Mund verbieten. Aber ich möchte es anders versuchen. Die Medien haben die juristische Szene durchdrungen. Mit dem Internet, mit Facebook und YouTube gibt es so etwas wie eine unvoreingenommene Jury nicht mehr. Kein unbeschriebenes Blatt. Achtzig, neunzig Prozent eines Falls sind entschieden, bevor er in den Gerichtssaal kommt. Warum sollen wir das nicht ausnutzen – und die Geschichte selbst kontrollieren? Aber es ist ein Risiko. Ich möchte jedes Wort, jede Geste, jedes bisschen Information genau vorausplanen. Und Sie müssen natürlich und liebenswert rüberkommen, sonst geht der Schuss nach hinten los.«
»Oh, das klingt doch ganz einfach«, sagte ich. »Hundertprozentig vorgefertigt, aber total authentisch.«
»Sie müssen extrem vorsichtig sein mit Ihrer Wortwahl, und wir werden Sharon sagen, dass Sie bestimmte Fragen nicht beantworten. Sie wird sie Ihnen trotzdem stellen, aber wir werden Ihnen beibringen, wie Sie sagen: Aufgrund gewisser für die Beurteilung des Falles bedeutsamer Aktionen der Polizei kann ich das leider im Moment nicht beantworten, so gerne ich es tun würde – und zwar überzeugend.«
»Wie ein sprechender Hund.«
»Klar, wie ein sprechender Hund, der nicht ins Gefängnis will. Wenn wir Sharon Schieber dazu kriegen, sich in Ihrem Fall zu engagieren, sind wir aus dem Schneider, Nick. Das ist alles äußerst unorthodox, aber so bin ich eben«, sagte Tanner noch einmal. Er liebte diesen Satz offensichtlich, es war seine Erkennungsmelodie. Er hielt inne und runzelte die Stirn, die Attitude, die er annahm, wenn er so tat, als würde er scharf nachdenken. Gleich würde er noch etwas hinzufügen, was mir nicht gefiel.
»Was?«, fragte ich.
»Sie müssen Sharon Schieber von Andie erzählen – weil die Affäre sowieso rauskommen wird, das ist ganz klar.«
»Gerade wenn die Leute endlich anfangen, mich zu mögen. Wollen Sie, dass ich das wieder kaputtmache?«
»Ich schwöre Ihnen, Nick – wie viele Fälle hab ich schon gemanagt? So etwas kommt immer – irgendwie, irgendwo – raus, immer. Und das müssen wir kontrollieren. Sie erzählen Sharon Schieber von Andie und entschuldigen sich. Entschuldigen sich von Herzen, als würde Ihr Leben davon abhängen. Sie hatten eine Affäre, Sie sind ein Mann, ein schwacher, dummer Mann. Aber Sie lieben Ihre Frau und werden es wiedergutmachen. Sie machen das Interview, und es wird am nächsten Abend gesendet. Der Inhalt ist gesperrt, so dass der Sender in seiner Werbung die Andie-Affäre nicht einsetzen kann. Nur das Wort Bombe ist erlaubt.«
»Dann haben Sie denen also schon von Andie erzählt?«
»Guter Gott, nein«, erwiderte er. »Ich habe ihnen gesagt: Wir haben eine nette kleine Bombe für euch. Sie machen also das Interview, und dann haben wir ungefähr vierundzwanzig Stunden Zeit. Kurz bevor das Interview auf Sendung geht, informieren wir Boney und Gilpin über Andie und über unsere Entdeckung im Holzschuppen. Oh mein Gott, wir haben es alles für Sie zusammengestellt: Amy lebt und will Nick fertigmachen. Sie ist verrückt, eifersüchtig, und sie hat es auf Nick abgesehen. Ach, die menschliche Natur! «
»Warum soll ich es dann Sharon Schieber nicht erzählen? Dass Amy mich linkt?«
»Erstens: Sie bringen die Sache mit Andie auf den Tisch, Sie bitten um Verzeihung, das Land ist darauf vorbereitet, Ihnen zu vergeben, Sie tun den Leuten leid – Amerikaner lieben es, wenn Sünder sich entschuldigen. Aber Sie dürfen nichts preisgeben, wodurch Ihre Frau schlecht dasteht, niemand möchte sehen, wie der untreue Ehemann seiner Frau für irgendwas Vorwürfe macht.
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