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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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wischen und sich den Schweiß dann von den Fingern zu lecken, und als sie sich jetzt zu mir umdreht, hat sie den Zeigefinger im Mund wie einen buttrigen Maiskolben.
    »Da ist sie ja«, sagt sie. »Die Bummlerin.«
    Ich bin zu spät dran mit der Miete für die Hütte. Zwei Tage. Beinahe muss ich lachen: Ich bin spät dran mit der Miete!
    »Tut mir echt leid, Dorothy. Ich bringe Ihnen das Geld in zehn Minuten vorbei.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, warte ich lieber.«
    »Ich weiß noch nicht, ob ich bleibe, möglicherweise muss ich weiter.«
    »Dann schulden Sie mir immer noch die zwei Tage. Achtzig Dollar, bitte.«
    Ich verschwinde in der Hütte und schnalle den Geldgürtel ab. Heute früh im Bett habe ich das Geld gezählt, habe jeden Schein langsam umgedreht, ein quälender finanzieller Striptease, und die große Enthüllung war, dass ich nur noch 8849 Dollar übrig habe. Zu leben kostet eine ganze Menge.
    Als ich die Tür öffne, um Dorothy die Miete zu überreichen (8769 Dollar übrig), sehe ich Greta und Jeff auf Gretas Veranda rumhängen, und sie starren interessiert rüber, wie das Bargeld den Besitzer wechselt. Jeff spielt nicht Gitarre, Greta raucht nicht. Allem Anschein nach stehen sie nur auf der Veranda rum, um einen besseren Ausblick auf mich zu haben. Beide winken mir zu – hey, Süße –, und ich winke schlaff zurück. Dann schließe ich die Tür und fange an zu packen.
    Seltsam, wie wenig ich auf dieser Welt besitze, wo ich doch immer so viel hatte. Nicht mal einen Schneebesen kann ich jetzt mein eigen nennen, keinen Suppenteller. Ich habe Laken und Handtücher, aber keine gescheite Decke. Ich habe eine Schere, um meine Haare weiter selber verpfuschen zu können. Als ich daran denke, dass Nick keine Schere hatte, als wir zusammengezogen sind, muss ich grinsen. Keine Schere, kein Bügeleisen, keinen Tacker, und ich weiß noch, dass ich ihn gefragt habe, wie er sich für einen zivilisierten Menschen halten kann, wo er nicht mal eine Schere besitzt, und er hat geantwortet, dass er natürlich nicht zivilisiert ist, und dann hat er mich in die Arme genommen, mich aufs Bett geworfen und sich auf mich gestürzt. Ich lachte, weil ich damals noch ein Cool Girl war. Ich lachte, statt darüber nachzudenken, was das bedeutete.
    Man sollte niemals einen Mann heiraten, der keine Schere besitzt. Das wäre mein Rat. Denn das kann nur schlecht enden.
    Ich falte und packe meine Klamotten in meinen winzigen Rucksack – die gleichen drei Outfits, die ich vor einem Monat gekauft und in meinem Fluchtauto aufbewahrt habe, damit ich nichts von zu Hause mitnehmen musste. Ich werfe meine Reisezahnbürste dazu, Kalender, Kamm, Lotion, die Schlaftabletten, die ich mir besorgt habe, als ich den Plan hatte, sie zu schlucken und ins Wasser zu gehen. Meine billigen Badeanzüge. Das Ganze ist im Handumdrehen erledigt.
    Dann ziehe ich meine Latexhandschuhe über und wische alles sauber, schraube die Abflussrohre raus, um die Haare zu entfernen, die sich darin verfangen haben. Ich glaube eigentlich nicht, dass Jeff und Greta wissen, wer ich bin, aber falls doch, möchte ich keine Beweise hinterlassen, und die ganze Zeit sage ich mir, Das kommt davon, wenn du dich entspannst, wenn du nicht nachdenkst, dauernd, dauernd. Du hast es verdient, erwischt zu werden, ein Mädchen, das sich so töricht verhält, und was ist, wenn du Haare im Büro vorne hinterlassen hast, was dann, wie konntest du jemals denken, du könntest dich in jemanden verwandeln, der sich keine Sorgen mehr macht? Ich stelle mir vor, wie die Polizei die Hütten durchsucht und nichts findet, aber dann zeige ich mir wie im Film in Großaufnahme ein einsames Haar von meinem Kopf, das über den Betonboden des Pools treibt und nur darauf wartet, mich zu vernichten.
    Dann schwingt das Stimmungspendel in die andere Richtung: Ach was, hier wird niemand auftauchen und nach dir suchen, auf gar keinen Fall. Schließlich hat die Polizei nur die Aussage von ein paar Gaunern, die behaupten, sie hätten die echte Amy Elliott Dunne gesehen, in einer billigen, runtergekommenen Hüttensiedlung irgendwo mitten in der Pampa. Kleine Leute, die sich mit so einer Geschichte aufblähen, wird die Polizei denken.
    Ein forsches Klopfen an der Tür unterbricht mich. Ein Klopfen wie von Eltern, die vorhaben, in der nächsten Sekunde die Tür aufzureißen: Das Haus gehört mir! Mitten im Zimmer bleibe ich stehen und überlege, ob ich überhaupt aufmachen soll. Bäng bäng bäng. Jetzt

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