Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
schlägt gegen die Wand, meine Zähne landen hart auf meiner Zungenspitze. Aber die ganze Rauferei verläuft beinahe lautlos.
Ich habe die Schnalle meines Gürtels noch in der Hand, aber ich kann nicht genug sehen, um mich zu wehren, mein Auge tränt zu sehr, und schon nach kurzem reißt Greta ihn mir weg, wobei sie einen brennenden Fingernagelkratzer auf meinem Handgelenk hinterlässt. Wieder rempelt sie mich und öffnet den Reißverschluss, fingert durch die Scheine.
»Heilige Scheiße«, sagt sie. »Das ist ja« – sie zählt – »weit über tausend, bestimmt zwei-, dreitausend. Heilige Scheiße. Verdammt, Mädel! Hast du etwa eine Bank ausgeraubt?«
»Vielleicht«, meint Jeff. »Unterschlagung.«
In einem Film, einem von Nicks Filmen, würde ich Greta in einem solchen Moment mit der flachen Hand auf die Nase hauen, so dass sie bewusstlos zu Boden sinkt, und dann Jeff einen Roundhouse-Kick verpassen. Aber die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, wie man kämpft, und sie sind zu zweit, und es scheint aussichtslos. Wenn ich auf sie losgehe, packen sie mich an den Handgelenken, und ich kann nur hilflos nach ihnen klapsen und jammern wie ein Kind, oder aber sie werden richtig sauer und schlagen mich zusammen. Ich bin noch nie geschlagen worden. Ich habe Angst davor, von einem anderen Menschen verletzt zu werden.
»Wenn du die Polizei rufen willst, dann tu das«, sagt Jeff noch einmal.
»Fick dich«, flüstere ich.
»Tut mir leid«, sagt Greta. »Sei das nächste Mal vorsichtiger, ja? Du darfst nicht aussehen wie ein Mädchen, das allein unterwegs ist und sich vor jemandem versteckt.«
»Du schaffst das schon«, sagt Jeff.
Er tätschelt mir den Arm, als sie die Hütte verlassen.
Ein Vierteldollar und eine Zehn-Cent-Münze liegen noch auf dem Nachttisch. Das ganze Geld, das ich besitze.
Nick Dunne
Neun Tage danach
Guten Morgen! Ich saß im Bett, den Laptop neben mir, und freute mich über die Online-Kommentare zu meinem spontanen Interview. Mein linker Augapfel pochte ein wenig, ein leichter Kater von dem billigen Scotch, aber ansonsten fühlte ich mich ziemlich zufrieden. Letzte Nacht hatte ich zum ersten Mal die Angel ausgeworfen, um meine Frau zu mir zurückzulocken. Ich werde alles wiedergutmachen, ich werde von jetzt an alles tun, was du von mir möchtest, ich werde die Welt wissen lassen, dass du etwas ganz Besonderes bist.
Denn wenn Amy nicht auftauchte, war ich im Arsch. Tanners Detektiv (ein drahtiger, adretter Typ, nicht der versoffene Noir-Schnüffler, den ich mir erhofft hatte) hatte bis jetzt noch nichts zutage gefördert – meine Frau hatte sich selbst perfekt verschwinden lassen. Ich musste Amy überreden, zu mir zurückzukommen, sie mit Komplimenten und meiner Kapitulation aufscheuchen.
Wenn die Kommentare ein Zeichen waren, dann hatte ich das Richtige gemacht, denn sie waren gut. Sehr gut sogar.
Der Eismann schmilzt.
Ich WUSSTE, dass er ein guter Kerl ist.
In vino veritas!
Vielleicht hat er sie doch nicht umgebracht.
Vielleicht hat er sie doch nicht umgebracht.
Vielleicht hat er sie doch nicht umgebracht.
Außerdem hatten sie endlich aufgehört, mich Lance zu nennen.
Die Kameraleute und Journalisten vor meinem Haus waren ruhelos und brannten auf eine Erklärung des Mannes, der seine Frau vielleicht doch nicht umgebracht hatte. Vor meinen heruntergelassenen Jalousien hörte ich sie rufen: Hey, Nick, kommen Sie raus, erzählen Sie uns von Amy. Hey, Nick, erzählen Sie uns von der Schatzsuche. Für sie war es nur ein kleiner neuer Dreh in einem großen Quotensegen, aber für mich klang es deutlich besser als Nick, haben Sie Ihre Frau umgebracht?
Und dann riefen sie plötzlich Gos Namen – sie liebten Go, denn sie hatte kein Pokerface, bei ihr wusste man immer ganz genau, ob sie traurig, wütend oder besorgt war; man brauchte nur eine Bildunterschrift darunterzulegen, und schon hatte man eine ganze Geschichte. Margo, ist Ihr Bruder unschuldig? Margo, erzählen Sie uns was … Tanner, ist Ihr Klient unschuldig? Tanner …
Es klingelte an der Tür, und ich öffnete, versteckte mich aber hinter der Tür, weil ich noch ziemlich derangiert war; meine zerzausten Haare und zerknautschten Boxershorts würden ihre eigene Geschichte erzählen. Letzte Nacht vor der Kamera war ich hinreißend ergriffen gewesen, ein bisschen beschwipst, in vino veritasisch. Jetzt sah ich einfach nur aus wie ein Säufer. Also schloss ich die Tür schnell wieder und wartete auf zwei weitere glänzende
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