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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Zorn, all meine Bosheit auf die Frau konzentrierte, die es verdient hatte, war ich noch lange nicht wie mein Vater. Dann war ich normal, dann war ich vernünftig.
    Kleine Schlampe, kleine Schlampe, kleine Schlampe .
    Nie habe ich meinen Vater mehr dafür gehasst, dass er mich dazu brachte, diese Worte ehrlich und von Herzen zu lieben.
    Ich packte ihn am Arm, hart, schleifte ihn zum Auto und knallte die Tür zu. Den ganzen Weg nach Comfort Hill wiederholte er seinen Singsang. Ich hielt vor dem Eingang der Notaufnahme, ging auf seine Seite, riss die Tür auf, zerrte meinen Vater am Arm heraus und führte ihn ins Innere des Gebäudes.
    Dann wandte ich mich um und fuhr nach Hause.

    Miese Schlampe, miese Schlampe.
    Aber ich konnte nichts anderes tun als betteln. Meine Frau, dieses Miststück, hatte mir keine andere Wahl gelassen, als sie anzuflehen, nach Hause zu kommen. In den Printmedien, online, im Fernsehen, wo auch immer – ich konnte nur hoffen, dass meine Frau mitbekam, wie ich den guten Ehemann spielte und sagte, was sie von mir hören wollte: Kapitulation, hundertprozentig. Du hast recht, ich habe unrecht, und zwar immer. Komm zu mir nach Hause (du verfluchte Fotze). Komm nach Hause, damit ich dich umbringen kann.

Amy Elliott Dunne
    Sechsundzwanzig Tage danach
    Desi ist wieder da. Inzwischen ist er fast jeden Tag hier, wandert mit einem einfältigen Lächeln durchs Haus, steht in der Küche, während die untergehende Sonne sein Profil erleuchtet, damit ich es bewundern kann, zieht mich an der Hand in den Tulpenraum, damit ich mich noch einmal bei ihm bedanken kann, erinnert mich daran, wie geborgen ich bei ihm bin, wie sehr ich geliebt werde.
    Er sagt, ich bin geborgen und werde geliebt, obwohl er mich nicht gehen lässt, demzufolge fühle ich mich überhaupt nicht geborgen und geliebt. Er hat mir keinen Autoschlüssel gegeben. Auch keinen Hausschlüssel, auch nicht den Sicherheitscode für das Tor. Ich bin buchstäblich seine Gefangene – das Tor ist über vier Meter hoch, es gibt keine Leiter im Haus (ich habe nachgesehen). Vermutlich könnte ich ein paar Möbelstücke zur Mauer schleppen, sie aufeinanderstapeln, drüberklettern, mich auf der anderen Seite runterlassen und dann davonhinken oder -kriechen, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, ich bin sein geschätzter, geliebter Gast, und ein Gast sollte gehen können, wann immer er möchte. Vor ein paar Tagen habe ich das Thema angeschnitten. »Was, wenn ich hier weg muss? Womöglich schnell?«
    »Vielleicht sollte ich hier einziehen«, kontert er. »Dann wäre ich immer hier und könnte auf dich aufpassen, und wenn etwas passiert, verschwinden wir gemeinsam.«
    »Was, wenn deine Mom Verdacht schöpft und hier auftaucht, und es wird bekannt, dass du mich hier versteckst? Das wäre schrecklich.«
    Seine Mutter. Ich würde sterben, wenn seine Mutter hierherkäme, denn sie würde mich umgehend verpfeifen. Die Frau hasst mich, alles wegen dieses Vorfalls damals in der Highschool – das ist so lange her, und sie trägt es mir immer noch nach. Ich hab mir das Gesicht zerkratzt und Desi gesagt, sie hätte mich angegriffen (die Frau war so besitzergreifend und kalt zu mir, sie hätte es also genauso gut wirklich getan haben können). Die beiden haben einen Monat lang nicht miteinander gesprochen. Aber inzwischen haben sie sich offensichtlich wieder versöhnt.
    »Jacqueline kennt den Code nicht«, antwortet er. »Das ist mein Haus am See.« Er macht eine Pause und tut so, als würde er nachdenken. »Ich sollte wirklich hierherziehen. Es ist nicht gesund für dich, so viel Zeit allein zu verbringen.«
    Aber ich bin gar nicht allein, jedenfalls nicht sehr viel. Schon in zwei Wochen haben wir eine Art Routine eingeführt. Eine von Desi angeordnete Routine, von meinem noblen Gefängniswärter, meinem verwöhnten Schmeichler. Kurz nach Mittag trifft er ein, er duftet nach einem teuren Lunch, den er sich mit Jacqueline in irgendeinem Restaurant mit weißen Leinentischtüchern einverleibt hat, der Art Restaurant, in die er mich ausführen könnte, wenn wir nach Griechenland ziehen würden. (Das ist die andere Option, die er immer wieder vorschlägt: Wir könnten nach Griechenland ziehen. Aus irgendeinem Grund ist er fest davon überzeugt, dass ich in diesem kleinen griechischen Fischerdorf, wo er schon mehrmals den Sommer verbracht hat und wo wir in seiner Phantasie Wein schlürfen und uns bei Sonnenuntergang der Liebe hingeben – träge, den Bauch voller

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