Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

auf einem Diwan, Ananassaft nippend, alle Sorgen ganz, ganz weit weg, über ihr ein perfekter blauer Himmel, und ich stehe nach einer eiligen Überlandfahrt dreckig und übelriechend vor ihr, blockiere die Sonne, bis sie endlich aufblickt, und dann lege ich die Hände um ihren perfekten Hals mit seinen Sehnen und Vertiefungen, und der Puls pumpt erst ganz kräftig und wird dann langsamer, während wir einander in die Augen schauen und uns endlich ein bisschen verstehen.
    Ich würde verhaftet werden. Wenn nicht heute, dann morgen, wenn nicht morgen, dann übermorgen. Ich hatte die Tatsache, dass die Polizei mich laufen ließ, als gutes Zeichen gewertet, aber Tanner hatte mir einen Dämpfer verpasst: »Ohne Leiche ist eine Verurteilung unglaublich schwierig. Die kümmern sich jetzt um die ganzen Details. Erledigen Sie, was Sie zu erledigen haben, denn wenn die Verhaftung kommt, werden wir furchtbar viel zu tun haben.«

    Vor dem Fenster hörte ich die Geräusche der Kamera-Teams – Männerstimmen, die einander guten Morgen wünschten, als würden sie in einer Fabrik einstempeln. Kameras klick-klick-klickten wie ruhelose Heuschrecken und machten Fotos von der Vorderfront von Gos Haus. Jemand hatte die Nachricht von der Entdeckung meiner »Männerhöhle« auf dem Grundstück meiner Schwester und meiner unmittelbar bevorstehenden Verhaftung durchsickern lassen. Wir trauten uns nicht mal, mit dem Finger an den Vorhang zu schnippen.
    Go kam in Flanell-Boxershorts und ihrem Butthole-Surfers -T-Shirt aus der Highschool ins Zimmer, ihren Laptop im Arm. »Jetzt hassen dich alle wieder«, verkündete sie.
    »Wetterwendische Idioten.«
    »Seit gestern Abend die Information über den Schuppen, Amys Handtasche und das Tagebuch durchgesickert ist, heißt es plötzlich nur noch: Nick ist ein Lügner, Nick ist ein Mörder, Nick ist ein verlogener Mörder . Sharon Schieber hat heute eine Erklärung herausgegeben, dass sie sehr schockiert und enttäuscht ist über die Richtung, die der Fall einschlägt. Oh, und alle wissen Bescheid über das Pornozeug: Töte die Schlampen.«
    »Mach das Miststück fertig.«
    »Oh, entschuldige«, sagte sie. » Mach das Miststück fertig . Also ist Nick ein Verlogener Killer Querstrich Sexueller Sadist . Ellen Abbott wird förmlich durchdrehen. Sie ist eine leidenschaftliche Porno-Gegnerin.«
    »Na klar«, sagte ich. »Und ich bin sicher, dass Amy sich dessen sehr bewusst ist.«
    »Nick?«, sagte sie mit ihrer Wach-auf -Stimme. »Es sieht böse aus.«
    »Go, es spielt keine Rolle, was sonst jemand denkt, das müssen wir immer im Gedächtnis behalten«, sagte ich. »Jetzt zählt, was Amy denkt. Ob sie mir gegenüber weich wird.«
    »Nick. Meinst du wirklich, dass sie so schnell von abgrundtiefem Hass umstellen und sich wieder in dich verlieben kann?«
    Es war der fünfte Jahrestag unserer Diskussion über dieses Thema.
    »Ja, Go, tu ich. Amy hat noch nie zu den Leuten gehört, die merken, wenn man Schwachsinn redet. Wenn man ihr gesagt hat, dass sie schön ist, dann war das für sie eine Tatsache. Wenn man ihr gesagt hat, dass sie brillant ist, dann war das keine Schmeichelei, sondern nur recht und billig. Deshalb glaube ich, ein großer Teil von ihr glaubt wirklich, dass ich sie natürlich wieder liebe, wenn ich nur endlich einsehe, dass ich mich falsch verhalten habe. Denn warum in Gottes Namen sollte ich sie nicht lieben?«
    »Und wenn sich herausstellt, dass sie inzwischen gelernt hat, Schwachsinn als solchen zu erkennen?«
    »Du kennst doch Amy – das Wichtigste für sie ist, dass sie gewinnt. Es ärgert sie weniger, dass ich sie betrogen habe, als dass ich ihr jemand anderes vorgezogen habe. Sie will mich nur aus dem einfachen Grund zurück, weil das beweist, dass sie gewonnen hat. Meinst du nicht auch? Zu sehen, wie ich sie anflehe zurückzukommen, damit ich sie angemessen verehren kann – dem wird sie schwer widerstehen können. Meinst du nicht?«
    »Ich glaube, das ist eine ganz annehmbare Idee«, sagte sie auf eine Art, als würde sie jemandem viel Glück beim Lotto wünschen.
    »Hey, wenn du was Besseres weißt, dann sag es mir, verdammt.«
    Inzwischen blafften wir uns an. Das hatte es noch nie gegeben. Nachdem die Cops den Schuppen gefunden hatten, hatten sie Go ziemlich in die Mangel genommen, genau wie Tanner es vorhergesagt hatte: Wusste sie etwas davon? Hatte sie geholfen?
    Ich hatte erwartet, sie würde in dieser Nacht randvoll mit Flüchen und Zorn nach Hause kommen, aber alles,