Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Tintenfisch –, niemals erkannt werden würden.) Er riecht nach Essen, wenn er reinkommt, es umwabert ihn. Bestimmt tupft er sich Gänseleber hinters Ohr (auf die gleiche Art riecht seine Mutter immer vage vaginal – die Collings riechen nach Essen und Sex, wahrscheinlich keine schlechte Strategie).
Er kommt herein, und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Der Geruch. Er bringt mir auch etwas Nettes zum Lunch mit, aber seiner war garantiert noch viel netter: Er sorgt dafür, dass ich abnehme, er mag seine Freundinnen am liebsten mit Straßenkinder-Figur. Deshalb bringt er mir wunderbare grüne Sternfrucht und stachlige Artischocken und Langusten, alles, was schwierig zuzubereiten ist und wenig hergibt. Inzwischen habe ich fast wieder mein Normalgewicht, und meine Haare wachsen. Ich trage sie nach hinten gekämmt mit einem Haarreifen, den er mir gekauft hat, und ich habe sie wieder blond gefärbt – mit der Haartönung, die er ebenfalls mitgebracht hat. »Ich glaube, du wirst dich besser fühlen, wenn du wieder aussiehst wie du selbst, Schätzchen«, sagt er. Ja, es geht immer um mein Wohlbefinden, nicht um die Tatsache, dass ich für ihn wieder so aussehen soll wie früher. Amy, circa 1987.
Ich esse meinen Lunch, während er um mich herumschwänzelt und auf Komplimente wartet. (Ich wollte, ich müsste dieses Wort nie wieder aussprechen – danke –. Ich kann mich nicht erinnern, dass Nick jemals eine Pause gemacht hat, um mir die Gelegenheit zu geben – mich zu zwingen –, ihm zu danken.) Ich esse meinen Lunch fertig, und er räumt auf, so gut, wie er eben kann. Wir sind es beide nicht gewohnt, aufzuräumen und sauberzumachen, und das Haus sieht allmählich ein bisschen verwohnt aus – seltsame Flecken auf den Arbeitsplatten, Staub auf den Fensterbänken.
Wenn der Lunch beendet ist, fummelt Desi eine Weile an mir herum. Meine Haare, meine Haut, meine Klamotten, mein Hirn.
»Schau dich nur an«, sagt er, streicht mir die Haare hinter die Ohren, wie er es mag, knöpft meine Bluse ein kleines Stückchen auf und lockert sie am Hals, damit er die Grube am Schlüsselbein sehen kann. Er legt einen Finger in die Vertiefung und füllt sie aus. Es ist obszön. »Wie kann Nick dir weh getan haben, wie kann er dich nicht geliebt, wie kann er dich betrogen haben?« Ständig reitet er darauf herum und stochert verbal in der Wunde. »Wäre es nicht schön, Nick einfach zu vergessen, diese fünf schrecklichen Jahre, und ohne diese Erinnerung weiterzumachen? Weißt du, jetzt hast du die Chance, mit dem richtigen Mann noch mal ganz von vorn anzufangen. Wie viele Leute haben so ein Glück?«
Ich möchte tatsächlich mit dem richtigen Mann noch mal ganz von vorn anfangen, nämlich mit dem Neuen Nick. Es sieht übrigens ziemlich schlecht aus für ihn, geradezu düster. Nur ich kann Nick vor mir retten. Aber ich bin gefangen.
»Wenn du jemals von hier verschwindest und ich nicht weiß, wo du bist, müsste ich zur Polizei gehen«, sagt er. »Ich hätte keine andere Wahl. Ich müsste mich vergewissern, dass du in Sicherheit bist, dass Nick … dass Nick dich nicht irgendwo gegen deinen Willen festhält. Dir Gewalt antut.«
Eine als Fürsorge getarnte Drohung.
Inzwischen stößt Desi mich nur noch ab. Manchmal habe ich das Gefühl, meine Haut ist heiß vor Abneigung und der Anstrengung, mir diese Abneigung nicht anmerken zu lassen. Ich hatte das alles ganz vergessen. Die Manipulation, die sanfte Überredung, die zarte Schikane. Ein Mann, der Schuld erotisch findet. Und wenn er seinen Willen nicht bekommt, betätigt er seine kleinen Hebel und setzt den Strafmechanismus in Bewegung. Wenigstens war Nick Manns genug, Dinge direkt anzugehen. Aber Desi schiebt und drückt mit seinen wachsweichen, spitzen Fingern, bis ich ihm gebe, was er will.
Ich dachte, ich könnte ihn unter Kontrolle halten, aber das stimmt nicht. Ich habe das Gefühl, dass etwas Schreckliches passieren wird.
Nick Dunne
Dreiunddreißig Tage danach
Die Tage waren lang und unbestimmt, und dann knallten sie gegen eine Wand. Eines Morgens im August ging ich los, um Lebensmittel einzukaufen, und als ich heimkam, fand ich Tanner mit Boney und Gilpin in meinem Wohnzimmer. Auf dem Tisch lag, in einer Plastiktüte für Beweismittel, ein langer dicker Knüppel mit feinen Rillen für die Finger.
»Das haben wir bei der ersten Suche nach Amy ein kleines Stück von Ihrem Haus entfernt am Fluss gefunden«, sagte Boney. »Damals sah es nach nichts Besonderem
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