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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Wir waren wie gegnerische Truppen, die sich monatelang in Schussdistanz über das Niemandsland hinweg beäugten und eine Art perverse Bruderschaft entwickelten. Ein Mann mit einer Stimme wie ein Cartoon-Schläger war mir richtiggehend ans Herz gewachsen, obwohl ich ihn nie gesehen hatte. Er traf sich mit einem Mädchen, das er echt richtig gern hatte. Morgen für Morgen analysierte er sein Rendezvous vom Vorabend, und seine Stimme dröhnte durch mein Fenster – anscheinend lief alles prächtig zwischen ihm und seiner Freundin. Ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte ausging.
    Ich beendete meine abendliche Aufnahme für Amy. Ich hatte ein grünes Hemd angezogen, das sie an mir mochte, und ihr die Geschichte unserer ersten Begegnung erzählt, bei der Party in Brooklyn, mein schrecklicher Eröffnungssatz, nur eine einzige Olive, ein Satz, für den ich mich jedes Mal schämte, wenn Amy ihn erwähnte. Ich redete davon, wie wir das stickig-heiße Apartment verlassen hatten, hinaus in die knisternde Kälte, ihre Hand in meiner, der Kuss in der Zuckerwolke. Eine der wenigen Geschichten, die wir gleich erzählten. Ich gab sie im Ton einer Gutenachtgeschichte zum Besten: tröstlich, vertraut, gleichbleibend. Und am Schluss wie immer mein Komm nach Hause zu mir, Amy.
    Dann stellte ich die Kamera ab und lehnte mich auf der Couch zurück (ich filmte mich immer auf der Couch unter der bösartigen, unberechenbaren Kuckucksuhr, weil ich wusste, wenn ich sie Amy nicht zeigte, würde sie sich fragen, ob ich ihre Kuckucksuhr nun schließlich doch entsorgt hatte, sie würde ohne große Umstände zu dem Schluss kommen, dass ich genau das getan hatte, und dann war es egal, wie viel Süßholz ich raspelte, sie würde jeden Satz kontern mit: »und trotzdem hat er meine Kuckucksuhr rausgeschmissen« ). Der Kuckuck musste jetzt jeden Augenblick erscheinen, denn er begann schon, sich knarzend über meinem Kopf aufzuziehen – ein Geräusch, bei dem sich unwillkürlich mein Kiefergelenk anspannte –, als von den Kamerateams draußen auf einmal ein lautes, kollektives, ozeanisches Brausen aufstieg. Irgendjemand war gekommen. Ich hörte das Möwengekreisch einiger Nachrichtenmoderatorinnen.
    Irgendwas stimmt da nicht, dachte ich.
    Dann klingelte es dreimal an der Tür: Nick-nick! Nick-nick! Nick-nick!
    Ich zögerte keine Sekunde. Das Zögern hatte ich mir im Lauf der letzten Monate abgewöhnt: Her mit dem Ärger, und zwar schnellstens.
    Ich öffnete die Tür.
    Es war meine Frau.
    Sie war wieder da.
    Amy Elliott Dunne stand barfuß auf meiner Türschwelle, in einem dünnen rosa Kleid, das an ihrem Körper klebte, als wäre es nass. Um ihre Fußknöchel waren dunkelviolette Striemen. Von einem schlaffen Handgelenk baumelte ein Stück Schnur. Ihre Haare waren kurz und fransig, als wären sie mit einer stumpfen Schere achtlos geschoren worden. Ihr Gesicht war zerschrammt, die Lippen geschwollen. Sie schluchzte.
    Als sie mir die Arme entgegenstreckte, sah ich, dass ihre gesamte Bauchgegend mit getrocknetem Blut verkrustet war. Sie versuchte zu sprechen, einmal, zweimal öffnete sich stumm ihr Mund, eine an Land gespülte Meerjungfrau.
    »Nick!«, stieß sie schließlich hervor – ein Wehklagen, das von allen leerstehenden Häusern in der Umgebung widerhallte – und fiel mir in die Arme.
    Am liebsten hätte ich sie umgebracht.
    Wären wir allein gewesen, hätten meine Hände sich wie von selbst um ihren Hals gelegt, hätten meine Finger die perfekten Furchen in ihrem Fleisch geortet. Um den kräftigen Puls unter meinen Fingern zu spüren … aber wir waren nicht allein, sondern standen vor einer Batterie von Kameras, denen allmählich klarwurde, wer diese fremde Frau war, und sie erwachten zum Leben wie die Kuckucksuhr im Innern des Hauses, ein paar Klicks, ein paar Fragen, dann eine Lawine aus Lärm und Licht. Die Kameras bombardierten uns, die Reporter rückten mit ihren Mikrophonen immer näher, alle riefen Amys Namen, schrien, ja, sie brüllten buchstäblich. Also tat ich das Richtige, ich drückte Amy an mich und heulte ebenfalls ihren Namen: »Amy! O Gott! O Gott! Mein Schatz!«, und vergrub mein Gesicht an ihrem Hals, die Arme fest um sie geschlungen, ich gestattete den Kameras ihre fünfzehn Sekunden und flüsterte dicht an Amys Ohr: »Du verdammtes Biest.« Dann strich ich ihr über die Haare, nahm ihr Gesicht in meine liebenden Hände und zerrte sie ins Haus.

    Vor unserer Tür verlangte ein Rockkonzert von Stimmen eine

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