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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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wir an den dunklen Fenstern von Shoe-Be-Doo-Be vorbei, dem Schuhladen, in dem meine Mom mehr als die Hälfte meines Lebens gearbeitet hatte. Ich erinnerte mich noch gut, wie gespannt und aufgeregt wir alle waren, als sie sich für den Job in diesem wundervollsten aller Orte beworben hatte – in der Mall! –, wie sie eines Samstagmorgens in ihrem leuchtend pfirsichfarbenen Hosenanzug zur Jobbörse ging, eine vierzigjährige Frau, die sich zum ersten Mal in ihrem Leben um einen Job bemühte, und wie sie dann mit geröteten Wangen und einem strahlenden Lächeln zurückkam und erzählte, wir könnten uns ja gar nicht vorstellen, was in der Mall alles los war! So viele verschiedene Läden – in welchem würde sie wohl arbeiten? Bei neun Geschäften hatte sie sich beworben! Bei Klamottenläden und Hi-Fi-Läden und sogar bei einem Designer-Popcorn-Laden. Als sie eine Woche später verkündete, dass sie jetzt offiziell Schuhverkäuferin war, waren ihre Kinder allerdings nicht wirklich begeistert.
    »Da musst du doch lauter Käsefüße anfassen«, beschwerte sich Go.
    »Ich werde lauter interessante Leute kennenlernen«, korrigierte unsere Mom.
    Ich spähte in das dunkle Fenster. Der ehemalige Verkaufsraum war leer, abgesehen von einem sinnlosen Schuhgrößen-Messgerät an der Wand.
    »Meine Mom hat hier gearbeitet«, erzählte ich Rand und zwang ihn so, mit mir stehen zu bleiben.
    »Was war das für ein Laden?«
    »Ganz nett, man hat sie gut behandelt.«
    »Ich meine, was haben die hier verkauft?«
    »Oh. Schuhe. Es war ein Schuhgeschäft.«
    »Ach so, Schuhe! Das gefällt mir. Etwas, was man tatsächlich braucht. Und am Feierabend weiß man, was man getan hat: fünf Leuten Schuhe verkauft. Anders als beim Schreiben, was?«
    »Komm endlich, Dunne!« Stucks lehnte an der offenen Tür, die anderen waren schon reingegangen.
    Ich hatte den üblichen Mall-Geruch erwartet: die temperaturregulierte Leere. Aber stattdessen stieg mir der Geruch von altem Gras und Dreck in die Nase, von nach drinnen gebrachtem Draußen, das hier eigentlich nichts zu suchen hatte. In dem Gebäude war es heiß, die Luft schwer, beinahe klumpig, wie das Innere einer alten Matratze. Drei von uns hatten riesige Camping-Taschenlampen dabei, und ihr Schein zeigte uns schrille Bilder: die Vorstadt nach dem Kometeneinschlag, nach den Zombies, nach der Menschheit. Eine Reihe schlammiger Einkaufswagenspuren schlängelte sich in irren Kurven über den weißen Boden. Im Eingang zu einer Damentoilette saß ein Waschbär und nagte an einem Hundeleckerli. Als das Licht der Taschenlampe ihn erfasste, blitzten seine Augen auf wie Silbermünzen.
    Es war totenstill: Mikeys Stimme hallte, unsere Schritte hallten, Stucks betrunkenes Kichern hallte. Einen Überraschungsangriff würden wir nicht schaffen, falls wir es auf einen Angriff abgesehen hatten.
    Als wir den Zentralgang des Einkaufszentrums erreicht hatten, schoss das Gebäude in die Höhe: Vier Stockwerke, Rolltreppen und Aufzüge überkreuzten sich im Dunkeln. Wir versammelten uns bei einem ausgetrockneten Brunnen und warteten, dass jemand das Kommando übernahm.
    »Also, Jungs«, meinte Rand unsicher. »Wie lautet der Plan? Ihr kennt euch ja alle hier aus, aber ich nicht. Wir müssen herausfinden, wie wir systematisch …«
    Im gleichen Augenblick hörten wir ein lautes metallisches Rasseln hinter uns – ein Sicherheitsgitter wurde hochgezogen.
    »Hey, da ist ja einer!«, brüllte Stucks und richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf einen Mann in einem wehenden Regenmantel, der aus dem Eingang eines Claire’s herausflitzte und eilig wegrannte.
    »Haltet ihn!«, rief Joe und nahm die Verfolgung auf, wobei seine dicken Tennisschuhe nur so auf den Fliesenboden klatschten. Mikey war dicht hinter ihm, die Taschenlampe auf den Flüchtenden gerichtet, und beide Brüder brüllten – bleib stehen, hey, wir wollen dich bloß was fragen . Der Mann schaute sich nicht einmal um. Bleib stehen, hab ich gesagt, Arschloch! Aber der Mann blieb stumm, trotz des ganzen Geschreis, er beschleunigte nur sein Tempo und schoss den Korridor hinunter, verschwand aus dem Lichtkegel der Taschenlampe, erschien wieder, und sein Mantel bauschte sich hinter ihm wie ein Cape. Dann verwandelte er sich in einen Akrobaten: Er setzte über einen Mülleimer, flatterte am Rand eines Brunnens entlang, rutschte schließlich unter einem Metallgitter in einen Laden von The Gap und war verschwunden.
    »Scheißkerl!« Die Hillsams waren

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