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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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herzattackenrot, Gesicht, Hals, Hände. Abwechselnd knurrten sie das Gitter an und versuchten, es hochzudrücken.
    Ich packte mit ihnen an, aber es bewegte sich gerade mal zwanzig Zentimeter, dann war Schluss. Ich legte mich auf den Boden und versuchte, mich darunter durchzuwinden: Zehen, Waden, aber mit der Taille blieb ich stecken.
    »Nein, unmöglich«, brummte ich. »Scheiße!« Ich rappelte mich auf und leuchtete mit der Taschenlampe in den Laden. Der Verkaufsraum war leer bis auf eine Reihe Kleiderständer, die jemand mitten ins Zimmer geschleift hatte, als wollte er ein Lagerfeuer anzünden. »Alle Geschäfte haben hinten eine Verbindung zu den Gängen, für den Müll und die Klos«, sagte ich. »Vermutlich ist der Kerl inzwischen längst am anderen Ende der Mall.«
    »Na, dann machen wir doch, dass wir auch zum anderen Ende der Mall kommen«, schlug Rand vor.
    »Kommt raus, ihr Arschlöcher!«, johlte Joe, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen zusammengekniffen. Seine Stimme hallte laut durchs Gebäude. Wir zogen los, ungeordnet, die Baseballschläger hinter uns herziehend, mit Ausnahme der Hillsams, die ihre dafür benutzten, gegen die Sicherheitsgitter und Türen zu schlagen, als wären sie die Militärpatrouille in einer besonders fiesen Kriegszone.
    »Kommt lieber freiwillig zu uns, sonst kommen wir zu euch!«, rief Mikey. »Oh, hallo !« In der Eingangstür zu einer Tierhandlung kauerten ein Mann und eine Frau auf ein paar Armeedecken, die Haare nass von Schweiß. Mikey rückte drohend näher, schwer atmend, und wischte sich die Stirn. Es war eine Szene wie aus Kriegsfilmen, wenn die frustrierten Soldaten auf unschuldige Dorfbewohner stoßen und dann fürchterliche Dinge passieren.
    »Was zur Hölle wollt ihr denn?«, fragte der Mann auf dem Boden. Er war ausgezehrt, das Gesicht so dünn und hager, dass es aussah, als würde es schmelzen. Seine Haare hingen ihm verfilzt bis auf die Schultern, die Augen blickten traurig nach oben: ein zerfledderter Jesus. Die Frau war in etwas besserer Form, mit sauberen, prallen Armen und Beinen, die strähnigen Haare fettig, aber ordentlich gekämmt.
    »Bist du ein Blue Book Boy?«, fragte Stucks.
    »Ein Boy garantiert nicht, dafür bin ich zu alt«, brummte der Mann und verschränkte die Arme.
    »Ein bisschen mehr Respekt, verdammt«, fauchte die Frau. Dann machte sie auf einmal ein Gesicht, als würde sie gleich losheulen, wandte sich ab und tat so, als würde sie etwas in der Ferne fixieren. »Ich hab es satt, dass keiner das kleinste bisschen Respekt hat .«
    »Wir haben dich was gefragt, Freundchen«, sagte Mikey, näherte sich dem Mann noch ein Stück und trat gegen seine Fußsohle.
    »Ich bin keiner von Blue Book«, antwortete der Mann. »Hatte nur Pech.«
    »Schwachsinn.«
    »Hier gibt’s eine Menge verschiedene Leute, nicht bloß Blue Books. Aber wenn ihr die sucht …«
    »Dann macht euch doch auf die Socken und sucht sie«, vollendete die Frau den Satz und zog die Mundwinkel nach unten. »Dann nervt gefälligst die.«
    »Die dealen unten im Hole«, sagte der Mann. Als wir ihn verständnislos anstarrten, deutete er vage in eine Richtung. »Mervyns, am anderen Ende, an der Stelle vorbei, wo mal das Karussell war.«
    »Und herzliches Verpisst-euch«, brummte die Frau.
    Ein Mal wie ein Kornkreis markierte die Stelle, wo das Karussell gewesen war. Kurz bevor die Mall dichtgemacht hatte, waren Amy und ich noch darauf gefahren. Zwei Erwachsene auf schwebenden Kaninchen, denn meine Frau wollte die Mall sehen, in der ich einen so großen Teil meiner Kindheit verbracht hatte. Sie wollte meine Geschichten hören. Es war nicht alles schlecht bei uns.
    Das Absperrgitter zu Mervyns war kaputt, demzufolge war der Laden so offen und einladend wie am Morgen eines großen Ausverkaufs. Im Verkaufsraum waren nur noch die Inseln, wo einst die Kassen gestanden hatten und auf denen es sich jetzt etwa ein Dutzend Leute in verschiedenen Stadien des Drogenrauschs bequem gemacht hatten, über sich Schilder mit Aufschriften wie Schmuck und Schönheitsartikel oder Bettwaren . Camping-Gaslampen erleuchteten die Szene wie Petroleumfackeln. Ein paar Typen öffneten mühsam die Augen, als wir vorbeikamen, andere waren nicht bei Bewusstsein. Ganz hinten rezitierten zwei gerade erst dem Teenageralter entwachsene Kids fieberhaft die Gettysburg Address. Nun stehen wir in einem großen Bürgerkrieg  … Ein Mann lag in makellosen Jeansshorts und weißen Tennisschuhen auf einem Teppich, als

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