Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Kindheitsumgebung von Mark Twain für deinen Scharfsinn danken. Du bist wirklich der klügste und witzigste Mensch, den ich kenne. Es ist wundervoll, mich daran zu erinnern, wie oft Du Dich an mein Ohr gebeugt und mir etwas zugeflüstert hast, nur um mich zum Lachen zu bringen – ich kann in diesem Augenblick, in dem ich dies aufschreibe, fühlen, wie Dein Atem mein Ohrläppchen kitzelt. Mir ist klar, was für eine großmütige Geste das für einen Ehemann ist – zu versuchen, seine Frau zum Lachen zu bringen. Und Du hast Dir immer die besten Momente dafür ausgesucht. Erinnerst Du Dich, als wir bei Insley und ihrem Äffchentanz-Ehemann eingeladen waren, um ihr Baby zu bewundern? Wir haben ihnen einen Pflichtbesuch in ihrem seltsam perfekten, mit Blumen und Muffins überladenen Heim abgestattet, zum Brunch und Baby-Treffen, und sie waren so selbstgerecht und herablassend, weil wir keine Kinder hatten, und ihr hässlicher, mit Sabber und gedämpften Karotten und vielleicht auch ein bisschen Kot beschmierter Nachwuchs war nackt bis auf ein rüschenbesetztes Lätzchen und ein Paar gestrickte Stiefelchen. Und als ich an meinem Orangensaft nippte, hast Du Dich zu mir gebeugt und geflüstert: »So was werde ich nachher auch anziehen.« Und ich prustete meinen Saft in die Gegend. Das war einer dieser Momente, in denen Du mich gerettet und genau im richtigen Moment zum Lachen gebracht hast. Allerdings: nur eine einzige Olive. Lass es mich noch mal sagen: Du bist WITZIG. Und jetzt küss mich!
Ich spürte, wie meine Seele in sich zusammensackte. Amy benutzte die Schatzsuche, um uns wieder zusammenzubringen. Und jetzt war es zu spät. Während sie diese Hinweise schrieb, hatte sie keine Ahnung gehabt, in welcher Geistesverfassung ich sein würde. Warum hast du das nicht früher getan, Amy?
Unser Timing war nie besonders gut gewesen.
Ich öffnete den nächsten Hinweis, las ihn, steckte ihn in die Tasche und machte mich wieder auf den Heimweg. Ich wusste, wo ich hinmusste, aber ich war noch nicht bereit. Ich konnte kein weiteres Kompliment ertragen, kein weiteres freundliches Wort von meiner Frau, nicht noch einen Ölzweig. Meine Gefühle schlugen viel zu schnell von bitter in süß um.
Ich fuhr zurück zu Gos Wohnung, verbrachte ein paar Stunden allein, trank Kaffee, zappte mich durchs Fernsehprogramm, nervös und ärgerlich, schlug die Zeit tot und wartete auf meine Mitfahrgelegenheit zur Mall um elf Uhr nachts.
Kurz nach sieben kam meine Zwillingsschwester nach Hause, ziemlich erledigt von ihrer Solo-Schicht in der Bar. Ihr kurzer Blick zum Fernseher machte mir klar, dass ich ihn abschalten sollte.
»Was hast du heute gemacht?«, fragte sie, zündete sich eine Zigarette an und ließ sich an den alten Kartentisch unserer Mutter plumpsen.
»Ich hab mich im Freiwilligenzentrum nützlich gemacht … und um elf durchsuchen wir die Mall«, antwortete ich. Von Amys Hinweis wollte ich ihr nichts erzählen, ich fühlte mich ohnehin schon schuldig genug.
Go begann eine Patience zu legen, und das regelmäßige Geräusch, mit der sie die Karten auf den Tisch klatschte, war wie eine Zurechtweisung. Ich begann auf und ab zu gehen. Sie ignorierte mich.
»Ich hab nur ein bisschen ferngesehen, um mich abzulenken.«
»Ich weiß, klar.«
Sie deckte einen Buben auf.
»Es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann«, sagte ich und wanderte weiter durch ihr Wohnzimmer.
»Na ja, in ein paar Stunden durchsuchst du ja die Mall«, sagte Go. Weitere Ermutigungen kamen nicht von ihr. Sie deckte drei Karten auf.
»Das klingt, als hältst du es für Zeitverschwendung.«
»Oh. Nein. Hey, es lohnt sich, alles zu überprüfen. Die haben diesen Serienkiller schließlich auch durch einen Strafzettel wegen Falschparkens erwischt, richtig?«
Go war die dritte Person, die diesen ›Son of Sam‹ erwähnte, vermutlich war es das Mantra für jeden Fall, bei dem die Spuren zu erkalten drohten. Ich setzte mich ihr gegenüber an das Tischchen.
»Ich war zu gleichgültig wegen Amy«, sagte ich. »Das weiß ich.«
»Vielleicht.« Jetzt sah sie mich endlich an. »Du benimmst dich jedenfalls seltsam.«
»Ich glaube, statt in Panik auszubrechen, habe ich mich darauf konzentriert, sauer auf sie zu sein. Weil es uns in letzter Zeit zusammen so blöd ging. Irgendwie fühlt es sich nicht richtig an, wenn ich mir Sorgen mache, es kommt mir vor, als hätte ich kein Recht dazu.«
»Aber du hast dich wirklich seltsam benommen, das kann ich nicht
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