Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
leugnen«, sagte Go. »Ist natürlich auch eine seltsame Situation.« Sie drückte ihre Zigarette aus. »Wie du dich bei mir verhältst, ist mir egal, aber bei allen anderen solltest du vorsichtig sein. Okay? Die Leute fällen ein Urteil. Und zwar im Handumdrehen.«
Sie wandte sich wieder ihrer Patience zu, aber ich wollte ihre Aufmerksamkeit und redete weiter.
»Wahrscheinlich sollte ich gelegentlich mal bei Dad vorbeischauen«, sagte ich. »Obwohl ich nicht weiß, ob ich ihm von Amy erzählen soll.«
»Nein«, antwortete sie entschieden. »Tu’s nicht. Er war noch seltsamer als du, was Amy angeht.«
»Ich hatte immer das Gefühl, sie erinnert ihn an eine alte Freundin oder so – an die, die er nicht geheiratet hat. Nachdem er …« – ich machte eine Handbewegung nach unten, die seinen Alzheimer andeuten sollte – »… war er irgendwie unhöflich und gemein zu ihr, aber …«
»Ja, schon, aber gleichzeitig wollte er sie auch beeindrucken«, sagte sie. »Der typische bekloppte Zwölfjährige im Körper eines Achtundsechzigjährigen.«
»Glauben Frauen nicht sowieso, dass alle Männer im Herzen bekloppte Zwölfjährige sind?«
»Hey, wenn das Herz dazu passt.«
Als wir um elf Uhr acht zum Hotel kamen, wartete Rand bereits auf uns, stand hinter den Schiebetüren und spähte in die Nacht hinaus. Die Hillsams fuhren ihren Pickup; Stucks und ich saßen auf der Ladefläche. Rand stieg in seinen khakifarbenen Golfshorts und seinem frischen Middlebury-T-Shirt hinten bei uns ein, nahm überraschend behände auf den Ersatzreifen Platz und managte die Vorstellerei, als wäre er der Moderator seiner eigenen mobilen Talkshow.
»Tut mir wirklich leid wegen Amy, Rand«, sagte Stucks laut, als wir unnötig rasant vom Parkplatz brausten und auf den Highway einbogen. »So eine nette Frau. Einmal hat sie mich beim Anstreichen schwitzen sehen wie ein A …, ich meine wie ein Pferd, und da ist sie spontan zum Supermarkt weitergefahren, hat eine große Flasche Limo gekauft und mir gebracht, sogar die Leiter hoch.«
Natürlich war das eine Lüge. Amy hatte sich nie im Geringsten für Stucks interessiert und hätte zu seiner Erfrischung nicht mal in einen Becher gepinkelt.
»Ja, das klingt ganz nach ihr«, meinte Rand, und prompt wurde mir heiß vor Wut, höchst unwillkommen und alles andere als gentlemanlike. Vielleicht meldete sich der Journalist in mir – Fakten blieben Fakten, und die Leute konnten Amy nicht einfach in jedermanns beste Freundin verwandeln, nur weil es emotional opportun war.
»Middlebury College, was?«, fuhr Stucks fort und deutete auf Rands T-Shirt. »Die haben ein super Rugby-Team.«
»Genau, das haben wir«, sagte Rand, wieder mit diesem breiten Grinsen, und dann begannen er und Stucks eine seltsame Diskussion über Rugby an einem geisteswissenschaftlichen College, den ganzen Weg bis zur Mall, über den Motorenlärm hinweg, die Luft, die Nacht.
Joe Hillsam parkte den Truck vor dem großen Mervyns. Wir hüpften von der Ladefläche, streckten die Beine und schüttelten uns wach. Die Nacht war schwül, von einem Sichelmond erhellt. Auf einmal fiel mir auf, dass Stucks – vielleicht in ironischer Absicht, vielleicht aber auch nicht – ein T-Shirt mit der Aufschrift Spar Energie, furz ins Einmachglas trug.
»Also, was wir hier machen, ist ganz schön gefährlich, da will ich euch nichts vormachen«, begann Mikey Hillsam. Genau wie sein Bruder war auch er im Lauf der Jahre ordentlich in die Breite gegangen, nicht nur, was den Brustkorb anging, sondern überall. Wie die Brüder so nebeneinanderstanden, brachten sie garantiert gut 220 Kilo auf die Waage.
»Mikey und ich waren mal hier, nur um, na ja, nur um zu sehen, was hier so abgeht, was aus dem ganzen Ding geworden ist, und um ein Haar wären wir im Arsch gewesen«, erzählte Joe. »Ist also ein ganz schönes Risiko.« Dann zerrte er einen langen Segeltuchsack aus der Fahrerkabine, und als er den Reißverschluss aufzog, kamen ein halbes Dutzend Baseballschläger zum Vorschein, die er mit ernstem Gesicht an uns verteilte. Bei Rand zögerte er: »Äh, wollen Sie auch einen?«
»Himmel, aber klar doch«, antwortete Rand, und alle nickten und lächelten anerkennend, die Energie in unserem Kreis, wie ein freundlicher Klaps auf den Rücken, ein Schön für dich, alter Mann .
»Dann mal los«, sagte Mikey und führte uns ein Stück an der Außenwand entlang. »Die Tür bei Spencer’s hat ein kaputtes Schloss.«
In diesem Moment kamen
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