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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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diskreter sein als bisher, falls das überhaupt möglich ist. Aber vergiss nicht, mich betrifft es auch. Ich muss von dir hören. Mindestens einmal am Tag. Ruf mich an, wenn du kannst, und wenn es nur für ein paar Sekunden ist, damit ich deine Stimme hören kann. Einmal am Tag, Nick. Jeden Tag. Sonst werde ich verrückt. Echt, sonst werde ich verrückt.«
    Dann lächelte sie mich an und flüsterte: »Und jetzt küss mich.«
    Ich küsste sie sehr zärtlich.
    »Ich liebe dich«, sagte sie, und ich küsste sie auf den Nacken und murmelte meine Antwort. Dann saßen wir schweigend vor dem flackernden Fernseher.
    Ich ließ meine Augen zufallen. Jetzt küss mich . Wer hatte das gesagt?

    Kurz nach fünf Uhr früh wachte ich mit einem Ruck auf. Go war schon unterwegs, ich hörte im Bad die Dusche laufen. Ich schüttelte Andie – Es ist fünf Uhr, es ist fünf Uhr  –, und mit Liebesbeteuerungen und dem Versprechen anzurufen bugsierte ich sie zur Tür wie ein schändlicher One-Night-Stand.
    »Vergiss nicht, mich anzurufen, jeden Tag«, flüsterte Andie.
    Ich hörte, wie die Badezimmertür aufging.
    »Jeden Tag«, antwortete ich, versteckte mich hinter der Tür, während ich sie öffnete, und Andie verschwand.
    Als ich mich wieder umdrehte, stand Go im Wohnzimmer. Mit offenem Mund, fassungslos, aber der Rest ihres Körpers strahlte ihre ganze Wut aus: Hände in die Hüften gestemmt, Augenbrauen zusammengezogen.
    »Nick, du verfluchter Idiot.«

Amy Elliott Dunne
    21. Juli 2011
    Tagebucheintrag
    Ich bin so ein Idiot. Manchmal schaue ich mich an und denke: Kein Wunder, dass Nick mich im Vergleich zu seiner Mom albern, kindisch und verwöhnt findet . Maureen stirbt. Sie versteckt ihre Krankheit hinter ihrem strahlenden Lächeln und ihren geräumigen bestickten Sweatshirts und beantwortet Fragen nach ihrer Gesundheit mit: »Oh, mir geht’s gut, und wie geht’s dir, Schätzchen?« Sie stirbt, aber sie ist nicht bereit, es zuzugeben, noch nicht. Gestern früh ruft sie mich an, fragt mich, ob ich Lust habe, mit ihr und ihren Freundinnen einen Ausflug zu machen – sie hat einen guten Tag, sie möchte so viel wie möglich draußen sein –, und ich sage sofort zu, obwohl ich weiß, dass die Frauen nichts unternehmen, was mich interessiert: Binokel, Bridge, irgendeine kirchliche Aktivität, die meistens darin besteht, Dinge zu sortieren.
    »Wir sind in fünfzehn Minuten bei dir«, sagt sie. »Zieh was Kurzärmeliges an.«
    Putzen. Bestimmt wird heute irgendwo geputzt. Etwas, wofür man Muskelschmalz braucht. Ich ziehe mir ein kurzärmeliges T-Shirt über, und nach genau fünfzehn Minuten mache ich die Tür auf, und davor steht Maureen, kahl unter einer Strickmütze, und kichert mit ihren zwei Freundinnen. Sie tragen alle zusammenpassende applizierte T-Shirts, Glocken und Bänder, über der Brust die Schrift The PlasMamas .
    Ich glaube, sie haben eine Doo-Wop-Gruppe gegründet. Aber dann klettern wir alle in Roses alten Chrysler – er ist richtig alt, noch einer von denen mit einer durchgehenden Vorderbank, ein großmütterliches Auto, das nach Frauenzigaretten riecht – und fahren frohgemut zum Plasmaspendezentrum.
    »Wir haben Montag und Dienstag«, erklärt Rose mit einem Blick in den Rückspiegel.
    »Oh«, sage ich. Was soll man darauf auch sonst antworten? Oh, das sind tolle Plasma-Tage!
    »Man darf zweimal die Woche spenden«, fügt Maureen hinzu, und die Glöckchen auf ihrem T-Shirt klimpern. »Das erste Mal kriegt man zwanzig Dollar, das zweite Mal dreißig. Deshalb sind wir heute so gut gelaunt.«
    »Es wird dir gefallen«, sagt Vicky. »Alle sitzen nur rum und quatschen, wie in einem Schönheitssalon.«
    Maureen drückt meinen Arm und sagt leise: »Ich kann nicht mehr spenden, aber ich dachte, du könntest ja vielleicht für mich einspringen. Wäre doch vielleicht eine nette Art, ein bisschen Taschengeld nebenher zu verdienen – es ist gut, wenn eine Frau ein bisschen eigenes Bargeld zur Verfügung hat.«
    Ich schlucke einen Schwall Ärger hinunter: Früher hatte ich mehr als ein bisschen eigenes Bargeld zur Verfügung, aber das habe ich deinem Sohn gegeben.
    Auf dem Parkplatz hängt ein dürrer Mann in einer kurzen Jeansjacke herum wie ein herrenloser Hund. Aber im Innern des Gebäudes ist alles sauber und ordentlich. Gut beleuchtet, nach Kiefer duftend, mit christlichen Postern an der Wand, Tauben und Nebel. Aber ich weiß, dass ich es nicht kann. Nadeln. Blut. Das ist nichts für mich. Sonst habe ich

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