Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
davon erzählt.«
»Ich hatte Angst, dass du mir sagen würdest, ich soll sofort damit aufhören. Dass du schlecht über mich denken würdest, und dass ich dann Schluss machen müsste. Und das wollte ich nicht. Meine Beziehung zu Amy …«
»Über ein Jahr«, wiederholte Go. »Und ich hatte nicht mal einen Verdacht. Achttausend betrunkene Gespräche, und du hattest nicht genügend Vertrauen zu mir, um mich einzuweihen. Ich wusste nicht, dass du das kannst – etwas so konsequent vor mir geheim halten.«
»Das ist auch das Einzige.«
Go zuckte die Achseln: Wie soll ich dir jetzt noch was glauben? »Liebst du sie?« Sie gab der Frage einen scherzhaften Drall, um zu demonstrieren, für wie unwahrscheinlich sie das hielt.
»Ja. Ich glaube, ich liebe sie. Ich habe sie geliebt. Ich liebe sie.«
»Ist dir klar, dass sie irgendwas an dir auszusetzen finden würde, wenn ihr wirklich zusammen wärt, wenn ihr euch regelmäßig treffen würdet, wenn du mit ihr leben würdest? Dass sie Dinge an dir entdecken würde, die sie wahnsinnig machen? Dass sie Ansprüche an dich stellen würde, die dir nicht gefallen? Dass sie wütend auf dich werden würde?«
»Ich bin keine zehn mehr, Go, ich weiß, wie Beziehungen funktionieren.«
Wieder zuckte sie die Achseln: Ach ja? »Wir brauchen einen Anwalt«, sagte sie. »Einen guten Anwalt mit ein bisschen PR-Erfahrung, denn die Medien haben schon angefangen rumzuschnüffeln, vor allem ein paar Kabelsender. Wir müssen dafür sorgen, dass sie dich nicht als den bösen fremdgehenden Ehemann hinstellen, denn wenn das passiert, dann ist alles vorbei, glaube ich.«
»Go, du klingst ein bisschen drastisch.« Im Grunde war ich der gleichen Meinung wie sie, aber ich konnte es nicht ertragen, die Worte aus Gos Mund zu hören. Ich musste sie in Misskredit bringen.
»Nick, die Lage ist ein bisschen drastisch. Ich werde ein paar Anrufe machen.«
»Was immer du möchtest, wenn du dich dann besser fühlst.«
Go stieß mich mit zwei harten Fingern gegen das Brustbein. »Komm mir bloß nicht so, Lance. ›Oh, Mädchen werden immer so leicht hysterisch.‹ Das ist Schwachsinn. Du bist echt in einer üblen Lage, mein Freund. Zieh den Kopf aus dem Sand und hilf mir, das alles wieder hinzukriegen.«
Die Haut unter meinem Hemd brannte, aber schließlich wandte Go sich ab und ging – Gott sei Dank – zurück in ihr Zimmer. Benommen blieb ich auf ihrer Couch sitzen. Dann legte ich mich hin und schwor mir, gleich wieder aufzustehen.
Ich träumte von Amy: Auf allen vieren kroch sie über den Boden in unserer Küche und versuchte, zur Hintertür zu kommen, aber sie war blind von dem ganzen Blut und bewegte sich langsam, viel zu langsam. Ihr hübscher Kopf war seltsam verformt, eine Delle auf der rechten Seite. Blut tropfte aus einer langen Haarsträhne, und sie stöhnte meinen Namen.
Als ich aufwachte, wusste ich, dass es Zeit war, nach Hause zu gehen. Ich musste das Haus sehen – den Tatort –, ich musste mich ihm stellen.
In der brütenden Hitze war niemand draußen. Unser Viertel war so menschenleer und verlassen wie an dem Tag, als Amy verschwunden war. Ich trat durch die Haustür und zwang mich zu atmen. Seltsam, dass ein Haus, das so neu war, die Ausstrahlung eines Spukhauses hatte, und das nicht im romantischen Stil eines viktorianischen Romans, sondern einfach nur grausig, beschissen kaputt. Ein Haus mit einer Geschichte, dabei war es gerade mal drei Jahre alt. Die Labortechniker hatten überall herumgeschnüffelt; Oberflächen waren verschmiert und klebrig. Ich setzte mich aufs Sofa, und es roch nach jemandem, wie eine echte Person, mit dem Duft eines Fremden, ein würziges Aftershave. Trotz der Hitze öffnete ich die Fenster, um wenigstens ein bisschen Luft hereinzulassen. Bleecker kam die Treppe heruntergetrottet, ich hob ihn hoch und streichelte ihn, bis er schnurrte. Irgendjemand, vermutlich ein Cop, hatte Bleeckers Napf übervoll gefüllt, eine nette Geste, nachdem man mein Haus demontiert hatte. Ich setzte die Katze behutsam auf die unterste Treppenstufe, stieg dann hinauf ins Schlafzimmer und knöpfte unterwegs mein Hemd auf. Oben legte ich mich aufs Bett und drückte den Kopf ins Kissen, den gleichen dunkelblauen Bezug, auf den ich am Morgen unseres Hochzeitstags gestarrt hatte, an dem Tag, als es passiert war.
Mein Handy klingelte. Go. Ich nahm ab.
» Ellen Abbott macht ein Mittags-Special. Es geht um Amy. Und um dich. Ich, äh, es sieht nicht gut aus. Willst du
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