GONE Hunger
um einen Machtkampf zwischen ihm und Drake.
»Jack, zeig, was du draufhast«, sagte Caine schließlich.
Jack näherte sich unsicher der Tür. Er legte beide Hände darauf und suchte mit seinen Turnschuhen nach einem Halt auf dem Boden. Als er gegen die Stahlplatte drückte, spürte er seine Füße unter sich weggleiten. Er fiel auf ein Knie.
»Es ist zu rutschig.«
»Wir müssen durch diese Tür, bevor Sam hier ist«, wandte Caine ein. »Wir brauchen Geiseln und wir müssen die Steuerzentrale in unsere Gewalt bringen.«
Sein Blick fiel auf einen schweren Schraubenschlüssel.
»Achtung!«
Er ließ den Schlüssel zur Decke aufsteigen und dann geradewegs in den Boden sausen. Das spitze Werkzeug bohrte sich durch die Fliesen in den darunterliegenden Beton und blieb wie ein in eine Felswand gehämmerter Kletterhaken stecken.
Caine wiederholte den Vorgang dreimal. Am Ende steckten vier schwere Teile aus Eisen im Boden.
»Okay, das sollte reichen.«
Jack stemmte die Füße gegen die Werkzeuge, legte die Hände an die Tür und drückte mit aller Kraft dagegen.
Edilio konnte Hunter nirgends finden. Stattdessen stieß er auf Zil und eine Truppe von ungefähr fünfzehn anderen Kids. Sie hatten Hunter auf der Veranda von Astrids neuem Haus in die Enge getrieben.
Warum Hunter gerade dort Schutz suchte, war leicht zu erraten: Astrid würde vernünftig bleiben. Sie würde ihn verteidigen, zumindest eine Zeit lang.
Das, was sich vor seinen Augen abspielte, war jedoch alles andere als vernünftig. Astrid stand im Bademantel und mit zerzausten Haaren auf der obersten Verandastufe und redete wütend auf Zil ein. Hunter hielt sich hinter ihr in Deckung.
Zil und seine Kumpel, lauter Normale, wie Edilio schweren Herzens feststellte, erinnerten ihn an einen aufgebrachten und gewaltbereiten Mob.
Die meisten hatten sich in irgendeiner Form bewaffnet. Sie trugen Baselballschläger und Wagenheber und einer hatte sogar eine Schrotflinte mitgebracht. Er hieß Hank und war vor der FAYZ ein stiller und friedfertiger Junge gewesen. Davon war jetzt nichts mehr zu merken.
Edilio fuhr an den Bordstein. Seine Ankunft wurde zwar von allen registriert, änderte aber nichts an dem wütenden Geschrei.
»Er ist ein Zombie und ein Mörder!«, brüllte Zil.
»Und? Willst du ihn lynchen?«, fuhr Astrid ihn an.
Das verschlug Zil kurz die Sprache, aber nur eine Sekunde lang, dann legte er gleich wieder los: »Ich hab ihn selbst gesehen. Er hat Harry mit seiner Kraft getötet.«
»Ich wollte verhindern, dass du mir den Schädel einschlägst!«, erwiderte Hunter außer sich.
»Du verlogener Mutantenfreak!«
»Die glauben echt, sie können sich alles erlauben!«, rief eine andere Stimme.
Astrid sagte, so ruhig sie konnte und doch laut genug, um von allen gehört zu werden: »Diesen Weg schlagen wir nicht ein, wir spalten uns nicht in Freaks und Normale.«
»Dafür sorgen die Freaks schon selbst!«, rief Zil. »Die tun doch alle so, als wären sie was Besonderes, als würden ihre Fürze nicht stinken.«
Das brachte ihm Gelächter ein.
»Und jetzt fangen sie an, uns umzubringen«, legte Zil eins drauf.
Darauf folgten zornige Rufe.
Edilio spannte die Schultern an und schob sich durch die Menge. Als Erstes ging er zu Hank und tippte ihm auf die Schulter. »Gib mir das Gewehr.«
»Kommt nicht infrage«, empörte sich Hank.
»Willst du, dass die Knarre versehentlich losgeht und jemandem die Birne wegbläst?« Edilio streckte seine Hand aus. »Gib schon her, Mann!«
Zil drehte sich zu Edilio um. »Muss Hunter seine Waffe auch hergeben? Er hat die Kraft, aber das macht ja nichts, was? Nur die Normalen dürfen sich nicht bewaffnen. Wie sollen wir uns gegen die Freaks verteidigen?«
»Mann, hör endlich auf, okay?« Edilio legte bewusst einen genervt müden Tonfall an den Tag, um nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen. »Zil, willst du dafür verantwortlich sein, wenn die Knarre losgeht und Astrid was zustößt? Vielleicht denkst du mal darüber nach.«
Zil blinzelte. Doch dann sagte er: »Alter, ich fürchte mich nicht vor Sam.«
»Du bekommst es auch nicht mit Sam zu tun, sondern mit mir.« Edilio konnte seine Wut kaum noch im Zaum halten. »Wenn ihr was passiert, mache ich dich fertig.«
Zil schnaubte verächtlich. »Ah, der brave Edilio, der Arschkriecher vom Dienst. Falls du’s noch nicht bemerkt hast, du bist genauso ein mickriger Normaler wie ich und alle anderen hier.«
»Quatsch nicht dumm rum!«, erwiderte Edilio. »Ich
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