GONE Hunger
gehört haben.«
Drakes Wagen war hinter ihnen stehen geblieben. Drake sprang heraus, rannte auf Brianna zu und wickelte dabei seine Peitschenhand aus.
Brianna lachte und zeigte Drake den Mittelfinger. »Komm schon, Drake, fang mich doch!« Drake wollte sich mit einem Hechtsprung auf sie werfen, sie war aber längst hinter ihm.
»Lass das, Drake!«, schrie Caine. »Du erwischst sie nicht. Wir machen bloß Lärm und vergeuden unsere Zeit.«
»Das Tor ist versperrt«, sagte Brianna von oben herab.
»Tor?« Caine richtete die Hände auf das demolierte Auto, hob das tonnenschwere Wrack vom Boden und schleuderte es, einen Kometenschweif aus Glassplittern hinter sich herziehend, wieder durch die Luft.
Das Auto krachte in das Tor, riss es aus seinen Verankerungen, wickelte sich darin ein und schleppte das verbogene Maschendrahtgestell zwanzig Meter weiter, bevor es auf dem Parkplatz aufschlug und in einen Minivan schlitterte.
Der Lärm hätte gereicht, um Tote zu wecken.
»Jetzt ist es offen«, sagte Caine seelenruhig. »Mach’s gut, Brianna.«
Das Mädchen warf ihm einen giftigen Blick zu und verschwand.
»Drake, zwei deiner Leute bleiben beim Wachhaus«, befahl Caine. »Bringen wir es hinter uns.«
Edilio hielt mit seinem Jeep vor dem Haus, in dem Zil, Hunter, Lance und Harry wohnten. Sam und Dekka stiegen aus. Die Eingangstür stand offen.
»Edilio, mach dich auf die Suche nach Lana. Nimm Taylor mit. Sie kann dir dabei helfen.«
»Soll ich nicht doc h …?«
»Hol Lana!« Sam schlug mit der flachen Hand auf die Motorhaube, um ihn zur Eile anzutreiben. Edilio warf den Rückwärtsgang ein und fuhr davon.
»Wie gehen wir vor?«, fragte Dekka.
»Wir sehen erst mal nach, was los ist. Wenn Hunter verrücktspielt, hebst du ihn hoch und hinderst ihn am Weglaufen. Ich möchte ihm nicht wehtun, nur mit ihm reden.« Sam klopfte an die offene Tür, die noch weiter aufschwang. »Hunter! Bist du da?«
Keine Antwort.
»Ich bin’s, Sam. Ich komm jetzt rein.« Dekka erwähnte er absichtlich nicht. »Mach jetzt keinen Ärger, Mann!«
Sam holte tief Luft und betrat das Haus.
Im Flur herrschte das reinste Chaos, nicht anders als in den meisten Häusern in einer Welt ohne Eltern.
Der erste Raum linker Hand war ein altmodisch eingerichtetes Esszimmer und unbeleuchtet. Die Küche befand sich am Ende des Flurs, gleich hinter der Treppe, das Wohnzimmer lag zu ihrer Rechten.
Dekka steckte den Kopf durch die Esszimmertür, spähte unter den Tisch und flüsterte: »Keiner da.«
Sam näherte sich dem Wohnzimmer. Dort herrschte ein noch größeres Durcheinander als im Flur: Auf dem Boden waren DVDs, ausgetrunkene Coladosen und neongelbe Spielzeugprojektile verstreut. Die Familienfotos auf dem Kaminsims waren alle umgekippt und hatten eine dicke Staubschicht angesetzt.
Sam sah Harry nicht gleich. Er war zwischen das Sofa und den schweren Couchtisch gefallen. Sam erblickte ihn erst, als er fast vor ihm stand.
Harry lag mit dem Gesicht nach unten. Auf seinem Nacken hatte sich eine große Blase gebildet, die bereits schrumpfte. Sie erinnerte Sam an einen Luftballon drei Tage nach einer Party.
Sam wollte den Tisch wegschieben, doch er steckte fest. »Dekka?«
Dekka hob eine Hand. Der Tisch löste sich vom Boden und stieg nach oben. Sam versetzte ihm einen Stoß, sodass er zur Seite schwebte und dann außerhalb von Dekkas Reichweite herunterkrachte.
Sam kniete sich neben Harry. Er legte zwei Finger an den Hals des reglosen Jungen und achtete darauf, die Blase nicht zu berühren.
»Ich spüre nichts«, sagte er. »Versuch du’s mal.«
Dekka blickte sich im Raum um und entdeckte einen kleinen Handspiegel. Sie wandte Harrys Kopf zur Seite und hielt ihm den Spiegel an die Nasenlöcher.
»Was machst du da?«, fragte Sam.
»Wenn er atmen würde, würde sich Dunst bilden.«
»Ich glaube, er ist tot.«
Sie standen wieder auf und entfernten sich ein paar Schritte von dem leblosen Körper. Dekka legte den Handspiegel möglichst leise ab, als schliefe Harry bloß und könnte jederzeit aufwachen.
»Was machen wir jetzt?«, wisperte Dekka.
»Gute Frage. Hätte ich nur eine ebenso gute Antwort.«
»Wenn Hunter ihn umgebracht ha t …«
»Ja.«
»Dann eskaliert dieser Mist von wegen Freaks-gegen-Normal e …«
»Dazu darf es nicht kommen«, sagte Sam mit Nachdruck. »Wenn Hunter das getan ha t … Wir müssen uns erst mal seine Version anhören.«
»Vielleicht sollten wir mit Astrid darüber reden«, schlug Dekka vor.
Sam
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