GONE Lügen
hervor.
Taylor wich zurück. »Egal was es ist, steck mich ja nicht damit an. Weißt du, wo ich Brianna finde?«
Dekkas ohnehin schon mürrischer Gesichtsausdruck wurde noch finsterer. »Zu Hause. Mit Jack, falls du den auch suchst.«
»Jack?«, fragte Taylor überrascht. »Computer-Jack ist bei ihr?«
»Ja, Computer-Jack. Techno-Nerd, Brillenträger und der Trottel, der den Strom abgedreht hat. Genau den meine ich. Er ist krank und sie kümmert sich um ihn.«
»Okay, bin gleic h … Warte, ich hätte beinahe was vergessen. Nimm dich vor Drake in Acht.«
Dekkas starrte sie an. »Was?«
»Willkommen in der FAYZ«, erwiderte Taylor, drückte auf die »Fernbedienung« und tauchte in Briannas Schlafzimmer wieder auf.
In einer Ecke stand eine Pritsche. Jack lag aber nicht darauf, sondern saß in eine Decke gewickelt in einem großen Bürostuhl und hatte die Füße auf einen Beistelltisch gelegt. Er schnarchte. Seine Brille lag auf dem Boden. Brianna schlief in ihrem Bett.
»Aufwachen!«, rief Taylor in die Stille des Zimmers.
Jack rührte sich nicht, aber Brianna war wach und aus dem Bett gesprungen, bevor das Echo von Taylors Weckruf verklungen war.
»Was willst d u …?«, begann Brianna und hustete.
Brianna husten zu sehen, war seltsam, weil sie es so schnell tat. Früher war sie nur schnell gerannt, aber in letzter Zeit hatte sich ihre übernatürliche Geschwindigkeit auch auf alles andere übertragen, was sie tat. Daher hustete sie jetzt tausendmal schneller als jeder normale Mensch.
Und dann setzte sie sich so plötzlich hin, wie sie aufgestanden war.
Jacks Augenlider flatterten. Mit einem »Hä?« richtete er sich auf und tastete blinzelnd nach seiner Brille. »Was gibt’s?«
»Ärger«, sagte Taylor.
»Ich komm schon.« Brianna erhob sich, sackte aber gleich wieder zusammen.
»Sie ist krank«, erklärte Jack. »Wahrscheinlich hat sie die Grippe.«
»Wieso sie ? Dekka hat gesagt, du bist krank.«
»Bin ich auch«, brummte Jack. »Aber es geht mir schon besser. Brianna hat sich angesteckt.«
»Interessant«, bemerkte Taylor mit einem anzüglichen Grinsen.
»Was is t denn …?«, begann Brianna, hustete aber gleich wieder.
» … los?«, beendete Jack ihre Frage.
»Das willst du lieber nicht wissen«, entgegnete Taylor. »Kümmere dich um Brianna. Sam dürfte auch allein damit fertig werden.«
»Womit?«, krächzte Brianna.
»Mit Drake Merwin. Was sagt ihr dazu?«
»Aber der ist doch tot!«, erwiderte Jack.
»Eben«, sagte Taylor und verschwand.
Als Sam die Tankstelle erreichte, wartete Edilio bereits auf ihn.
Edilio kam sofort zur Sache. »Ich bin erst vor ein paar Minuten hier angekommen. Mit Elizabeth. Außer Marty war keiner da. Er ist angeschossen worden. Hab ihn mit Elizabeth zu Lana geschickt.«
»Weißt du, was passiert ist?«
»Marty sagt, es war eine ganze Bande. Sie haben geschossen und ›Tod den Freaks‹ gebrüllt.«
Sam runzelte die Stirn. »Zil? Ich dacht e …«
»Ich weiß, was du denkst. Aber das hier ist nicht Drakes Stil. Wenn Drake irgendwo auftaucht, weißt du, dass er es ist. Dafür sorgt er schon.«
»Wo sind die anderen Soldaten?«
»Davongelaufen«, sagte Edilio angewidert.
»Das sind doch noch Kinder«, meinte Sam. »Es wurde auf sie geschossen. Im Dunkeln. Aus heiterem Himmel. Da würde fast jeder davonlaufen.«
»Ja.« Edilio nickte betreten.
Sam wusste, dass es ihm peinlich war. Edilio war für die Soldaten verantwortlich. Er suchte die Kids aus, schulte und motivierte sie, so gut er konnte. Nur sollten Zwölf- bis Vierzehnjährige einem Wahnsinn wie diesem gar nicht erst ausgesetzt werden.
»Riechst du das?«, fragte Edilio.
»Benzin. Zil hat Benzin gestohlen. Meinst du, es geht ihm darum? Damit er sich einen Wagen nehmen kann?«
In der Dunkelheit konnte Sam Edilios Gesicht zwar nicht erkennen, aber er spürte die Zweifel seines Freunds. »Mann, ich weiß nicht. Was soll er mit einem Auto schon groß anfangen? Warum zieht er dafür so eine krasse Nummer ab? Zil ist ein Schwein, aber er ist nicht vollkommen verblödet. Er muss doch wissen, dass er damit zu weit geht und wir ihm auf den Pelz rücken werden.«
Sam nickte.
»Alles okay, Mann?«
Sam antwortete nicht. Er spähte in die Nacht hinaus, suchte nach einer verdächtigen Bewegung. Dabei hatte er die Hände zu Fäusten geball t – bereit zum Angriff.
Schließlich befahl er sich, tief durchzuatmen und die Fäuste wieder zu öffnen. »Ich bin noch nie in einen Kampf gezogen, um jemanden
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