GONE Verloren
Wochen. Danach gibt’s nur noch Bohnen.«
»Siehst du? Ich wette, sie war genau wie du. Kalt und egoistisch.«
Diana wollte schon etwas erwidern, doch ein Geräusch ließ sie herumwirbeln. Sie erblickte eine Horde zerzauster, rötlich grauer Tiere. Die Kojoten schienen aus allen Richtungen zu kommen, ein disziplinierter, zielgerichteter Angriff, der Caine und sie im Nu überwältigen würde.
Caine hob kampfbereit die Hände.
»Nein!«, schrie jemand. »Tu ihnen nichts! Das sind unsere Freunde.«
Howard kam winkend auf sie zu. Hinter ihm folgte Lana, die Heilerin, die sichtlich unter Schock stand.
Und dann erschien Drake.
Diana fluchte. Er war immer noch am Leben.
Ihr Blick fiel auf Drakes Arm. Er sah aus wie ein in die Länge gezogener, blutroter, schuppiger Schlangenarm, der sich zweimal um seinen Körper wickelte.
Nein!, dachte sie. Das kann doch gar nicht sein.
Howard eilte auf sie zu. »Habt ihr Orc gesehen?«
Aber weder Caine noch Diana antworteten ihm. Sie starrten Drake sprachlos an.
»Drake«, sagte Caine schließlich. »Wir dachten, du bist tot.«
»Ich bin zurück. Es geht mir besser denn je.« Der rote, um seine Hüfte geschlungene Tentakel wickelte sich aus. Wie eine Pythonschlange, die ihr Opfer freigab. »Gefällt dir mein Arm, Diana?«
Der Arm schlängelte sich in die Höhe, rollte sich wirbelnd ein, drehte und wand sich über Drakes Kopf. Und dann, mit einer Geschwindigkeit, die mit dem menschlichen Auge nicht einmal wahrnehmbar war, ließ er ihn wie eine Peitsche herabsausen.
Ein lauter Knall ertönte.
Diana schrie auf. Sie blickte fassungslos auf den Riss in ihrer Bluse und das von der Schulter tropfende Blut.
»Entschuldige«, meinte Drake ohne eine Spur von Aufrichtigkeit. »Das Zielen muss ich noch üben.«
»Drake«, sagte Caine und setzte trotz Dianas Wunde ein Grinsen auf. »Willkommen zu Hause!«
»Ich habe Hilfe mitgebracht.«
Caine streckte seine rechte Hand aus und Drake schüttelte sie ungeschickt mit der linken.
»Also«, sagte Drake, »wann erledigen wir Sam Temple?«
Vierzig
26 Stunden, 47 Minuten
»Spätestens morgen Abend sind sie hier«, sagte Sam. »Caine muss mich besiegen. Er braucht das für sein Ego.«
Sie hielten den letzten Kriegsrat ab. Die Kinder von Perdido Beach waren durch Sam, Astrid, ihren Bruder, Edilio, Dahra, Elwood und Mary vertreten. Die Coates-Flüchtlinge durch drei Mädchen: Dekka, Brianna und Taylor.
»Caine muss siegen, bevor er verschwindet. Oder bevor ich weg bin. Er kann sich nicht damit abfinden, dass wir die Leute aus Coates befreit und in Perdido Beach das Kommando übernommen haben. Deshalb müssen wir bereit sein.« Sam räusperte sich. »Und noch etwas: Morgen ist mein Geburtstag.« Er lächelte gequält. »Kein Geburtstag, auf den ich mich freu e … Wir müssen uns für jemanden entscheiden, der meinen Platz einnimmt … wenn … also wenn ich aussteige. Das Gute dabei ist, wenn ich gehe, geht Caine auch. Allerdings werden Diana, Drake und die anderen Schlägertypen hierbleiben. Bei Orc lässt sich schwer sagen, wie er sich verhalten wird. Und was Lana betrifft, wissen wir nicht, ob sie aus freien Stücken gegangen ist.«
Lanas Verschwinden war ein schwerer Schlag. Die Coates-Flüchtlinge beteten sie an, seit sie ihre Hände geheilt hatte, doch vor allem hatten sie sich alle darauf verlassen, dass sie auch in Zukunft ihre Verletzungen heilen würde.
»Ich schlage Edilio vor«, meldete sich Astrid zu Wort. »Er soll übernehmen, wen n … Ihr wisst schon. So oder so brauchen wir eine Nummer zwei, eine Art stellvertretenden Bürgermeister.«
Edilio starrte Astrid mit offenem Mund an, so als könnte sie unmöglich ihn gemeint haben. Doch dann sagte er: »Nein, nein. Astrid ist die Intelligenteste von uns allen.«
»Ich muss mich um den kleinen Pete kümmern. Mary sorgt dafür, dass die Kleinen außerhalb der Gefahrenzone bleiben. Dahra ist für die Verletzten zuständig. Elwood hat Dahra die meiste Zeit im Krankenhaus geholfen, er hat keinerlei Erfahrung im Umgang mit Caine oder Drake oder den anderen von der Coates-Fraktion. Edilio hat sich von Orc und Drake nicht einschüchtern lassen. Er hat Mut, er ist klug und er kann das.« Sie zwinkerte Edilio zu, um ihm zu zeigen, dass ihr sein Unbehagen bewusst war.
»Genau«, stimmte Sam ihr zu. »Wenn also niemand was dagegen hat, machen wir es so: Sollte ich verletzt werden oder verpuffen, übernimmt Edilio das Kommando.«
»Bei allem Respekt«, warf Dekka ein, »aber
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