GONE Verloren
Herzschlag beschleunigte sich. Irgendetwas stimmte nicht.
»Was ist los?«
»Erinnerst du dich an unsere Abmachung? An dein Versprechen?«
Oh ja. Er hatte gewusst, dass Diana eines Tages zu ihm kommen und etwas Gefährliches von ihm verlangen würde. Ausgerechnet jetzt. Jack fürchtete sich inzwischen mehr denn je. Drake war zurück. Er war ein Monster geworden.
Diana strich mit den Fingerspitzen über Jacks Gesicht. Er spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Dann, ganz leicht nur, schlug sie ihm auf die Wange.
»Ich habe gefragt, ob du dich erinnerst?«
Er nickte.
»Zieh dich an!«
Jack stieg aus seinem Bett und war froh, dass er Pyjamahosen anhatte. Er bat sie, sich umzudrehen, und schlüpfte rasch in seine Klamotten.
»Wohin gehen wir?«
»Du wirst fahren.«
Sie schlichen aus dem Zimmer in den dunklen Flur und auf Zehenspitzen die Treppen hinunter. An der zerstörten Eingangstür hielten sie an und Diana spähte nach draußen. Jack fragte sich, ob sie eine Ausrede parat hatte, sollte plötzlich jemand auftauchen.
Diana brachte ihn zu einem auf dem Rasen geparkten SUV. »Der Schlüssel steckt. Steig ein!«
»Wohin fahren wir?«
»Nach Perdido Beach. Und nicht wir. Nur du.«
Jack erschrak. »Ich? Allein? Nein, nein. Wenn ich allein fahre, wird Caine denken, es war meine Idee. Und dann hetzt er mir Drake auf den Hals.«
»Jack, entweder tust du, was ich sage, oder ich fange an zu schreien. Sie werden herunterkommen und dann behaupte ich, du wolltest fliehen und ich hätte dich dabei erwischt.«
Jacks Widerstand bröckelte. Caine würde ihr glauben. Und dann … Drake. Jack zitterte vor Angst.
»Aber wieso?«, fragte er.
»Finde Sam Temple. Sag ihm, dass du geflohen bist.«
Jack schluckte heftig.
»Oder noch besser: Finde diese Astrid, das Genie. Sie wird alles tun, um Sam zu retten.«
»Okay, okay.« Er nahm seinen Mut zusammen. »Und dann?«
Diana berührte seinen Arm. »Erzähl ihnen von Andrew.«
Jack, der im Begriff war, in den Wagen zu steigen, zögerte. »Willst du das wirklich?«
»Jack, wenn Sam verschwindet, bin ich die Erste auf Drakes Liste. Caine wird ihn nicht aufhalten können. Drake ist stärker denn je. Ich brauche Sam lebend. Ich brauche jemanden, den Drake hassen kann. Erzähl Sam von der Versuchung. Warne ihn. Sag ihm, dass in dem entscheidenden Moment jemand erscheinen wird, nach dem er sich sehnt. Dass dies eine Falle ist.« Sie seufzte. »Okay, fahr los.«
Mit diesen Worten drehte sie sich um und marschierte zur Schule zurück.
Jetzt wäre auch Dianas Chance zu fliehen. Sie könnte Caine und Drake und alles, wofür sie standen, verlassen. Aber sie blieb. Konnte es sein, dass sie Caine in Wirklichkeit doch liebte?
Jack folgte ihr mit den Augen, bis sie an der Tür war. Dann holte er tief Luft, stieg in den Wagen und drehte den Zündschlüssel. Der Motor heulte erschreckend laut auf. Er hatte zu viel Gas gegeben.
Er drückte auf das Gaspedal. Der SUV setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und rollte langsam über die Kieselsteine der Auffahrt.
»Hey, wo willst du hin?«
Howard. Was wollte er hier mitten in der Nacht?
Natürlich. Er war immer noch auf der Suche nach seinem Schläger-Freund Orc. Unentwegt auf der Suche nach Orc.
Howards Miene wechselte von verwirrt zu alarmiert.
»Hey, Mann! Stopp!«
Jack fuhr an ihm vorbei.
Im Rückspiegel sah er Howard zur Schule zurückrennen.
Vor dem Eisentor hielt Jack an. Es war geschlossen. Er sprang aus dem Auto und öffnete rasch beide Flügel.
Dann rührte er sich einen Moment lang nicht von der Stelle und lauschte. Außer den Geräuschen aus dem Wald war nichts zu hören. Tau, der von den Blättern tropfte, das Rascheln kleiner Tiere im Dickicht. Doch dann ertönte das Brummen eines Motors.
Zurück zum SUV. Gang einlegen, Kupplung lösen. Der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr durch das Tor.
Lass es offen!, befahl er sich. Ein geschlossenes Tor hält niemanden auf. Es hatte ihn aber Zeit gekostet. Sie waren bereits hinter ihm her. Garantiert würde Panda fahren. Er hatte mehr Erfahrung als alle andern, viel mehr als Jack.
Panda. Und Drake neben ihm. Drake mit seinem langen Monsterarm.
Jack gefror das Blut in den Adern. Er riss sich jedoch zusammen, kämpfte gegen die Panik an und konzentrierte sich auf das Fahren. Auf die Straße, die sich durch den dichten Wald den Berg hinunter in offeneres Gelände schlängelte und irgendwann auf die Schnellstraße stoßen würde.
Im Rückspiegel tauchten
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