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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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einen Durchgang oder so was. Draußen auf dem Meer. Oder in der Wüste. Im Nationalpark. Bis jetzt hat keiner von uns auch nur nachgesehen.«
    Astrid wollte schon erwidern, dass er sich nicht an einen Strohhalm klammern sollte, unterließ es aber.
    »Wenn es einen Weg nach draußen gibt«, sagte sie stattdessen, »muss es auch einen Weg herein geben. Und dann weiß inzwischen die ganze Welt Bescheid. Perdido Beach, das Kraftwerk, die Autobahn – das alles ist plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten. Das müsste doch längst bemerkt worden sein. Außerdem haben sie mehr Leute und ganz andere Möglichkeiten als wir. Wenn es einen Weg gibt, müsste die halbe Wissenschaftswelt inzwischen daran arbeiten. Wir sind aber immer noch hier.«
    »Das weiß ich alles, Astrid. Aber wie wär’s mit einem Ei?«
    »Äh. Die sind mir ausgegangen.«
    »Nein, ich meine, denk an ein Ei. Wenn ein Küken schlüpft, stößt es durch die Schale ins Freie, richtig? Versuchst du aber, ein Ei von außen aufzubrechen, geht es zu Bruch.« Er rieb seine Fingerspitzen aneinander, als würde er etwas zerbröseln. Da sie nicht reagierte, ließ er die Schultern hängen. »Als ich darüber nachdachte, schien es absolut einleuchtend.«
    »In gewisser Weise leuchtet es tatsächlich ein.«
    Er schaute sie verblüfft an. Dabei tauchte in seinen Augen dieses Funkeln auf, das sie so mochte, und über sein Gesicht huschte ein sanftes Lächeln. »Du klingst überrascht.«
    »Stimmt. Es könnte sich als zutreffende Analogie erweisen.«
    »›Zutreffende Analogie‹ sagst du nur, damit ich nicht vergesse, dass du gescheiter bist als ich«, neckte er sie.
    Sie sahen einander tief in die Augen, bis der Moment kam, an dem sie beide verlegen den Blick abwandten.
    »Weißt du«, sagte Sam, »ich bereue nichts. Okay, falscher Zeitpunkt, falscher Ort, aber ich bereue es trotzdem nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Das nun folgende Schweigen war alles andere als unangenehm.
    Schließlich nahm Astrid den Faden wieder auf. »Zu deinem Vergleich mit der Eierschale: Nach deiner Theorie könnte ein Versuch, die Wand von außen aufzubrechen, für uns gefährlich werden. Vielleicht haben die Leute draußen das erkannt. Es wäre also möglich, dass nur wir die Barriere sicher durchbrechen können und die Außenwelt vorläufig abwartet, uns beobachtet und hofft, dass wir selbst dahinterkommen, wie wir am besten schlüpfen könnten.« Sie öffnete den Küchenschrank und holte eine angebrochene Keksschachtel heraus. Sie legte sie auf die Ablage und nahm sich einen Keks. »Das ist eine gute Theorie. Dir ist aber hoffentlich bewusst, wie unwahrscheinlich das ist.«
    »Ja. Aber wenn es einen Weg aus der FAYZ gibt, will ich nicht bloß rumsitzen und zusehen, wie meine Zeit abläuft.«
    »Was hast du vor?«
    Er zuckte mit den Schultern, tat das aber auf eine Weise, die keine Zweifel oder Ungewissheit ausdrückte, sondern eher so, als würde er eine schwere Last abwerfen, sich von ihr befreien, um handeln zu können.
    »Zuerst möchte ich der Barriere folgen und herausfinden, ob es nicht doch zufällig eine große Pforte gibt. Vielleicht sind die anderen alle drüben – meine Mom, deine Eltern, Anna und Emma.«
    »Die Lehrer«, fügte Astrid hinzu.
    »Zerstör mir nicht meine Vorstellung vom Glück.«
    »Was, wenn du tatsächlich einen Ausgang findest? Gehst du dann hindurch? Was passiert mit den Kindern, die noch in der FAYZ sind?«
    »Sie kommen auch raus.«
    »Du wirst erst wissen, dass es eine Pforte ist, wenn du hindurchgegangen bist. Und dann gibt es womöglich keinen Weg zurück.«
    »Astrid, in fünf Tagen verpuffe ich.«
    »Stimmt, du musst erst mal an dich denken«, erwiderte Astrid tonlos.
    Sam sah sie gequält an. »Das ist nicht fai r …«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment hörten sie rasch hintereinander zwei Geräusche. Einen dumpfen Aufprall, dann Petes Kreischen.
    Astrid rannte aus der Küche und hinaus auf die Veranda, wo der kleine Pete zusammengekrümmt auf dem Boden lag, am ganzen Körper zitterte, laut weinte und drauf und dran war auszurasten.
    Neben ihm lag ein Stein.
    Auf dem Gehsteig standen Panda, ein Coates-Junge namens Chris und Quinn. Sie lachten. Panda und Chris hatten Baseballschläger dabei, Chris trug außerdem eine weiße Plastiktüte, aus der gerade noch sichtbar das Logo des neuesten Gameboy-Modells ragte.
    »Habt ihr den Stein auf meinen Bruder geworfen?«, schrie Astrid, die zu empört war, um sich zu fürchten. Sie fiel neben dem

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