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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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drohte ihm aber mit einem großen Stein.
    »Bleib, wo du bist!«, zischte Lana ihm zu.
    »Kein Mensch hier.« Die Stimme war zwar hoch, aber von einer gurgelnden Heiserkeit, als würde jemand mit schweren Schuhen über nasse Kieselsteine schlurfen.
    Ein paar Sekunden lang starrte Lana ihn an. Das war doch nicht möglich.
    »Was?«
    »Geh raus«, sagte der Kojote. Diesmal war es kein Irrtum. Sie hatte gesehen, wie sich sein Maul bewegte und die Zunge an die spitzen Zähne stieß.
    »Du kannst nicht sprechen«, entfuhr es Lana. »Das gibt es nicht.«
    »Geh raus.«
    »Ihr werdet mich töten.«
    »Ja. Geh raus, stirb schnell. Bleib, stirb langsam.«
    »Du kannst tatsächlich sprechen.« Lana hatte das Gefühl, gleich den Verstand zu verlieren.
    Der Kojote erwiderte nichts.
    Lana hielt ihn hin. »Warum kann ich nicht im Bergwerk bleiben?«
    »Kein Mensch hier.«
    »Warum?«
    »Geh raus.«
    »Komm, Patrick«, flüsterte Lana mit bebender Stimme. Sie wich rückwärtsgehend vor dem Anführer des Rudels zurück und drang tiefer in die Dunkelheit ein.
    Ihr Fuß berührte etwas. Als sie den Blick senkte, sah sie ein Bein aus einer blutbefleckten Hose ragen. Deshalb stank es so. Einsiedler Jim war schon lange tot.
    Sie sprang hinter die Leiche, die nun zwischen ihr und dem Kojoten lag.
    »Ihr habt ihn umgebracht.«
    »Ja.«
    »Warum?« Sie entdeckte eine Taschenlampe, bückte sich rasch und hob sie auf.
    »Kein Mensch hier.«
    Plötzlich bellte der Kojote und wie auf Kommando stürzte das Rudel in den Stollen. Lana und Patrick wirbelten herum und rannten los.
    Während sie flohen, tastete Lana die Lampe nach einem Schalter ab. Die Dunkelheit ging rasch in völlige Finsternis über.
    Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch den Knöchel und sie wäre beinahe hingefallen, biss aber die Zähne zusammen und lief weiter. Endlich fand sie den Schalter, drückte darauf und plötzlich war der Schacht in gespenstisches Licht getaucht, das die scharfen Felsvorsprünge und brüchigen Holzbalken sichtbar machte. Ihre Schatten wanderten über die Wände wie die Krallen eines Ungeheuers und schienen sich nach ihr auszustrecken.
    Das Auftauchen des Lichts hatte den Kojoten einen Schreck eingejagt und sie blieben stehen. Lana sah das Glitzern ihrer Augen, das weiße Grinsen ihrer gefletschten Zähne.
    Und dann griffen sie an.
    Einer erwischte sie am Unterschenkel, ließ seine Kiefer zuschnappen wie ein Fangeisen und brachte sie zu Fall. Die Kojoten fielen von allen Seiten über sie her. Ihr Gestank drang in ihre Nase, ihr Gewicht nagelte sie fest. Sie wollte sich auf ihre Ellbogen stützen, doch sofort legte sich der nächste Kiefer wie ein Schraubstock um ihren Oberarm und sie fiel erneut hin. Diesmal glaubte sie, nie wieder aufstehen zu können. Sie hörte Patricks entsetztes Bellen, das viel tiefer und lauter klang als das durchdringende Kläffen der Kojoten.
    Mit einem Mal ließen sie von ihr ab. Die Kojoten winselten überrascht, tänzelten unruhig hin und her und schwangen ihre Köpfe vor und zurück.
    Lana lag aus Dutzenden Bisswunden blutend im gespenstischen Lichtkegel der Lampe.
    Der Anführer des Rudels knurrte und die Kojoten beruhigten sich, aber irgendetwas hatte ihnen Angst eingejagt und ängstigte sie immer noch. Sie wirkten angespannt und lauschte mit gespitzten Ohren in die Tiefe des Schachts – als hörten sie etwas.
    Sie griffen Lana nicht mehr an. Sie war keine Beute mehr, sondern ihre Gefangene.
    Der Anführer kam langsam auf sie zu und stieß sie mit der Schnauze an. »Geh, Mensch.«
    Sie beugte sich vor und legte ihre Hand auf die tiefe Wunde an ihrem Unterschenkel. Mit der beginnenden Heilung ließ der Schmerz nach.
    Beim Aufstehen spürte sie, dass sie überall blutete, doch der Rudelführer trieb sie erbarmungslos immer weiter in den Stollen hinein. Patrick blieb dicht neben Lana, die Kojoten folgten ihnen.
    Es ging die ganze Zeit bergab. Irgendwann hörten die Schienen auf und sie gelangten in einen Raum, der wie ein frisch gegrabener Stollen aussah. Das Holz der Deckenstützen war erst kürzlich geschnitten worden, die Nägelköpfe glänzten noch. Auf dem Boden lag weniger Geröll und ihre Füße wirbelten auch keine jahrzehntealte Staubschicht mehr auf.
    Lana spürte ein ihr völlig unbekanntes und mit jedem Schritt größer werdendes Grauen. Das war nicht die verzweifelte und Luft abschnürende Todesangst, die sie in der Wüste erlebt hatte. Was sie jetzt empfand, war lähmend, eine Angst, die ihrem Körper jede

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