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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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dein Plan?«, fragte Quinn schrill.
    »Zwei.«
    »So ungefähr«, antwortete Sam.
    »Eins.«
    Hinter ihnen heulten die Doppelmotoren des Schnellboots auf und der rote Hackbeilbug schoss vorwärts, als hätte jemand am Heck eine Rakete gezündet.
    Sam schob den Gashebel des Whalers in den Leerlauf und steuerte das Boot so dicht an die Wand heran, dass es dagegenratschte.
    »Festhalten!«
    Sam duckte sich, ging auf dem nassen Deck in die Knie und hielt sich mit einer Hand am Steuerrad fest. Er riss es nach rechts und gleich wieder zurück, während er mit dem freien Arm seinen Kopf schützte und dabei vor Todesangst schrie.
    Der Boston Whaler wurde immer langsamer.
    Das Schnellboot nicht.
    Der hohe, messerscharfe Bug fuhr auf den Whaler drauf und schrammte über seine linke Heckhälfte.
    Das Faserglas splitterte mit einem lauten Kreischen, Sam verlor den Halt und wurde zur Seite geschleudert. Zuerst ging nur das Heck des Whalers unter, doch gleich darauf befanden sie sich mitsamt dem Boot unter Wasser. Sam strampelte aus Leibeskräften mit den Beinen, um nicht in die Propeller gezerrt zu werden, die nur wenige Millimeter über seinem Kopf das Wasser aufwühlten.
    Das Schnellboot verdeckte die Sonne – eine messerscharfe Klinge, dunkelrot und weiß wie der Tod, die unter dem Dröhnen der beiden großen Außenbordmotoren durch das kleinere Boot schnitt.
    Es war aber nicht ganz zerstört, und da das Schnellboot in einem schiefen Winkel auf den Whaler aufgefahren war, hob es sich jetzt wie ein von der Rampe fliegendes Stuntauto in die Luft, neigte sich im Flug zur Seite und krachte mit dem Deck voran in die Barriere. Dabei ging die Windschutzscheibe zu Bruch und die Reling am Bug wurde vollständig nach innen gedrückt.
    Das Schnellboot schlug zehn Meter vor dem Whaler auf. Es landete auf der Seite und sank so tief, dass Sam schon dachte, es würde unter Wasser bleiben, doch dann schnellte es wie ein U-Boot wieder nach oben und stellte sich gerade.
    Der Whaler war zwar nicht gesunken, aber in einem schlimmen Zustand. Das Heck war eingedrückt, die linke Reling verschwunden und der Außenbordmotor hing mitsamt seiner schwarzen Haube schief im Wasser, war aber noch dran. Im Bug klaffte ein großes Leck und auf Deck stand das Wasser einen halben Meter hoch. Das Steuerpult war nach vorne gerückt und das Steuerrad verbogen, während der Gashebel aus seiner Halterung geflogen war und von der Konsole baumelte. Der Motor war abgesoffen.
    Aber Sam war unverletzt.
    »Astrid!«, schrie er panisch. Sie war nirgends zu sehen. Der kleine Pete war allein und starrte vor sich hin.
    Quinn und Edilio sprangen zum Heck und beugten sich darüber. Sie hatten Astrids Hand entdeckt, die sich an die Heckkante klammerte. Sie hievten sie an Bord. Astrid hustete heftig, spuckte Wasser und hatte eine blutende Platzwunde am Bein.
    »Ist sie okay?«
    Edilio nickte. Er hatte selbst zu viel Wasser abbekommen, um antworten zu können.
    Sam drehte den Schlüssel und hoffte inständig, dass die Maschine wieder anspringen würde. Der große Außenbordmotor heulte auf. Sam klemmte den Gashebel zurück in seine Halterung. Der Hebel ließ sich kaum bewegen, doch als er sich mit aller Kraft dagegenstemmte, konnte er ihn schließlich nach oben schieben. Das verbogene Steuerrad funktionierte auch noch.
    Das Schnellboot lag unmittelbar vor ihnen. Orc war ins Wasser gefallen, er schlug wütend um sich und fluchte laut. Howard lief auf der Suche nach einer Schwimmweste ratlos umher und der Fahrer versuchte gerade, die Motoren wieder anzuwerfen. So wie es aussah, waren sie unbeschädigt.
    Jetzt oder nie.
    Sam löste hektisch die Leine von seinem Knöchel und nahm das lose Ende zwischen die Zähne. Er hechtete ins Wasser und legte die wenigen Meter zum Schnellboot kraulend zurück.
    Sam tauchte unter. Er musste sein Ziel erreichen, bevor der Fahrer es schaffte, die Motoren wieder anzuwerfen. Sobald sich die Schrauben drehten, wäre es zu spät, außerdem bestand dann die Gefahr, dass Sam seine Finger oder sogar die ganze Hand verlor.
    Sam kämpfte gegen den eigenen Auftrieb an, spähte durch das aufgewühlte Wasser und streckte die Finger nach vorne. Da! Er konnte etwas ertasten. Das war ein Propeller.
    Rasch schlang er die Leine um die Bootsschraube und spannte sie, so fest er konnte. Er blies das letzte bisschen Luft aus der Lunge und machte sich dann an dem zweiten Propeller zu schaffen.
    Jetzt hörte er das Klicken der Zündung und das Drehen des Schlüssels.

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