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Good Girls

Titel: Good Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Ruby
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andere?«
    Ich sage nichts. Ich stehe auf, nehme den Becher mit Kleisterjoghurt und werfe ihn in den Mülleimer. Ich sehe das Foto, das Dad per E-Mail bekommen hat. Jemand hat es in kleine Stücke zerrissen und weggeworfen. Direkt auf die Preiselbeer-Orange-Hafer-Muffins.
    »Audrey, ich will doch nur, dass du vorsichtig bist«, sagt Mom.
    Ich sage nicht: »So wie du damals?« Von draußen ertönt ein kurzes Hupen. »Das ist Ash«, sage ich. »Ich muss los.«

    Inzwischen hat jeder in der Schule, der das Foto noch nicht kannte, es x-mal gesehen. An meinem Schließfach hängt ein Ausdruck davon. Ich reiße das Papier ab, zerknülle es und werfe es auf den Boden. Auf dem Weg zur Schule habe ich kein einziges Wort gesagt und Ash hat mich in Ruhe gelassen. Aber jetzt erzähle ich ihr von meinen Eltern.
    Sie zieht scharf die Luft ein. » Mierda «, sagt sie. »Wie haben sie es herausgefunden?«
    »Jemand hat das Foto per Mail an den Laden geschickt. Mein Vater hat einen Ausdruck nach Hause gebracht. Zuerst dachten sie, es wäre nur ein schlechter Scherz.«
    »Und wie haben sie reagiert?«
    »Mein Vater ist stinksauer. Er dachte, jemand hätte mich …« Ich senke meine Stimme. »Erdachte, jemand hätte mich gezwungen. Aber dann habe ich ihnen erzählt, dass mich niemand zu irgendetwas gezwungen hat.«
    »Du hättest sagen sollen, dass du gezwungen wurdest.«
    »Klar. Und dann hätten sie die Polizei eingeschaltet. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht.« Ich stopfe meine Jacke ins Schließfach. »Mein Vater kann mir nicht einmal mehr in die Augen sehen.«
    »Und deine Mutter?«
    »Die versucht ihr Bestes. Aber sie weiß nicht, was sie sagen soll. Sie hat bis heute Morgen gebraucht, um das Wort ›Sex‹ über die Lippen zu bekommen.«
    »Meine Fresse«, sagt Ash.
    Cindy Terlizzi und Pam Markovitz kommen vorbei. Pam grinst mich an und zeigt mit dem Daumen nach oben.
    Ash verzieht ärgerlich das Gesicht, dann seufzt sie. »Ich weiß, das Ganze ist im Moment wirklich schlimm. Verdammt schlimm. Aber die Leute werden es wieder vergessen.«
    »Meinst du?«, frage ich. »Und wann?«
    »Bald. Das ist immer so.«
    Ich weiß, dass sie es eines Tages vergessen werden. Doch das bringt den eiskalten Klumpen in meinem Bauch auch nicht zum Schmelzen. Und es hilft auch nicht gegen die Blicke und das Grinsen und Gekicher im Flur. Und auch nicht gegen Chilly, der mir vergiftete Worte ins Ohr raunt. Es hilft nicht gegendie männlichen Einserkandidaten, die sich kaum für das weibliche Geschlecht interessieren, und mich plötzlich wie ein exotisches Tier beäugen, das sie am liebsten auf dem Seziertisch in seine Einzelheiten zerlegen würden, um es genauer zu betrachten. Selbst der redegewandte Ron Moran, der seit einem Jahr eine Freundin hat, starrt mich an. Ich starre zurück. Was haben Ron und seine Freundin wohl gemacht, als sie dachten, dass es keiner sieht? Als seine Eltern nachmittags nicht da waren? Ron sieht weg.
    Ich vergrabe mich den ganzen Tag in Arbeit, in Worten. Ich tauche in sie ein wie in ein warmes Bad. Meine Freunde lassen mich in Ruhe, aber die Lehrer hören nicht auf zu blubbern. Von Gleichungen mit Unbekannten, Verfassungsartikeln, Sauerstoffkreisläufen, Shakespeare. Dies ist wichtig und jenes ist wichtig und das alles wird im Test abgefragt. Ich schreibe, unterstreiche, markiere, wiederhole. Ich bekomme SMS und lösche sie. Einige Schüler schicken mir dämliche Zettelchen, in denen schreckliche Sachen stehen. Ich stecke sie in meine Bücher oder in meinen Rucksack, ohne sie mir anzusehen. In der Mittagspause werde ich sie mit Ashs Feuerzeug auf dem Parkplatz anzünden. Und Ash wird die Asche aus dem Autofenster werfen.
    »Ich möchte wirklich wissen, wer dieses Foto gemacht hat«, knurrt Ash. Wir sind zusammen zu einem Imbissladen gefahren. »Bist du dir sicher, dass Luke nichts damit zu tun hat?«
    »Ich weiß nicht«, sage ich.
    Ash steckt sich einen Löffel Kartoffelpüree mit Soße in den Mund. Das bestellt sie immer, ganz egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit wir herkommen. Ihre Augen werden schmal. »Was ist mit Chilly? Er läuft dir immer noch wie ein Hündchen hinterher, als würdest du ihm gehören.«
    »Ich weiß nicht«
    Ash legt ihren Löffel auf den Teller. »Willst du nicht wissen, wer das getan hat? Macht dich das nicht wahnsinnig?«
    »Schon«, sage ich.
    »Was heißt hier ›schon‹«, sagt sie. »An deiner Stelle wäre ich fuchsteufelswild! Ich würde jemanden umbringen wollen! Als dir Madame

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