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Good Girls

Titel: Good Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Ruby
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Kellog für deinen Französischaufsatz eine Zwei plus gegeben hat, hast du dich mehr aufgeregt.«
    »Ich wünschte einfach nur, es wäre nie passiert«, sage ich. »Ich wünschte, ich hätte es nie getan.«
    Sie steckt sich eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr und seufzt. »Du liebst ihn, stimmt’s?«
    Wie merkwürdig sich das anhört. Ich liebe meine Eltern. Ich liebe Ash und Joelle. Ich liebe meine Katze. Luke ist – oder war – etwas anderes. Wie ein Wesen von einem anderen Stern. Kann man ein Wesen von einem anderen Stern wirklich lieben? Jemanden, der jeden Moment in sein Raumschiff springen und zum Planeten Pluto zurückfliegen kann? »Ich weiß nicht.«
    Allmählich gehe ich Ash mit meinem »Ich weiß nicht« auf die Nerven. »Natürlich hast du ihn geliebt.Darum wolltest du auch nicht mehr mit ihm rummachen. Und eifersüchtig warst du auch. Du wärst gerne richtig mit ihm zusammen gewesen, stimmt’s?« Sie nimmt wieder einen Löffel Kartoffelpüree.
    Ich möchte ihr gerne alles erzählen. Ich sollte ihr alles erzählen. Sie ist meine beste Freundin, und ich möchte, dass sie mich versteht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie das kann. Nach all dem, was mit Jimmy passiert ist. Also gebe ich ihr recht. Ja, ich hatte keine Lust mehr darauf, nur mit ihm rumzumachen. Ja, ich war eifersüchtig. Ich weiß nicht, was ich noch war: verrückt? Besessen? Aber ich glaube, wenn ich noch einmal »Ich weiß nicht« sage, bringt sie mich um.
    Glücklicherweise oder unglücklicherweise beschließt sie, mich am Leben zu lassen. In der siebten Stunde habe ich fast alle Stunden hinter mir und es sogar geschafft, zwei Bissen von Ashs Kartoffelpüree zu essen. Obwohl ich mit gesenktem Blick zur Geschichtsstunde gehe, sehe ich, wie mir Luke im Flur entgegenkommt. Es sind nicht die blonden Haare, die mich an ihm faszinieren, sondern die Art, wie er sich bewegt. Dieser schwungvolle Gang, dem man ansieht, dass er sehr, sehr schnell laufen kann, wenn es sein muss. Dieses Mal ist er allein, ohne eine Horde Hohlköpfe, die ihm ihre Handys entgegenstrecken. Dann sieht er mich. Bisher hat er in der Öffentlichkeit noch nie viel mehr als »Hallo« zu mir gesagt. Aber das hier ist ein neuer Niedrigrekord.Seine Miene wird starr und seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. Er verzieht angewidert den Mund, als könnte er meinen Anblick nicht ertragen. Er beschleunigt den Schritt, geht an mir vorbei und geht weiter. Wie eine Welle, die über den Strand läuft und dich mitzieht.

Noch einmal mit Gefühl
    Das erste Mal war bei einer Party von Ash. Eine Grillparty am Ende der Sommerferien, nur ohne Grillen. An diesem Wochenende schien ein akuter Mangel an Partys zu herrschen. Die komplette Oberstufe tauchte auf, um das Ende des Sommers zu feiern. Ashs Eltern waren mit ihrem kleinen Bruder aufs Land gefahren und hatten dummerweise darauf vertraut, dass Ash nichts Dummes anstellte (wie zum Beispiel eine Party für die komplette Oberstufe zu veranstalten). Da waren wir also: braun gebrannt, in Hot Pants und Tops mit Spaghettiträgern. Wir umarmten unsere Freunde und völlig Fremde und waren glücklich. Sogar Chilly war weniger Chilly als sonst. Weniger widerlich, weniger wütend. Vielleicht weil es auf der Party Mädchen gab, die ihn noch nicht kannten und bereit waren, sich mit ihm abzugeben. Ich weiß noch, wie ich aus dem Fenster blickte und im Garten hinter dem Haus ein Mädchen vorüberrannte, das nur noch Unterwäsche trug. Sie lief so schnell, dass ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Dafür hörte ich sie. Sie kicherte wie eine Wahnsinnige.
    Ash verkündete in regelmäßigen Abständen, dass betrunkene und anderweitig benebelte Gäste mit der Beschlagnahmung der Autoschlüssel und eventuellauch ihrer Wagen rechnen mussten, um möglichen Verletzungen und daraus resultierenden Folgen (ihr Vater ist Rechtsanwalt) vorzubeugen. Aber was das anging, war das Fest harmlos. Irgendetwas lag in der Luft. Ein spätsommerlicher Feenstaub, der uns zu fröhlichen, albernen und nicht allzu destruktiven Wesen machte. Vielleicht lag es auch daran, dass wir wussten, dass dies unser letzter gemeinsamer Sommer war. Und dass die meisten nächstes Jahr nicht mehr hier sein, sondern irgendwo anders den Rest ihres Lebens beginnen würden.
    Sogar ich war nicht richtig ich. Die Schule hatte noch nicht angefangen, und es gab nichts Spezielles, das mich zum Hyperventilieren brachte. Ich fühlte mich merkwürdig losgelöst von meinem Ich. Als würde

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