Good Girls
»Lehn dich zurück.« Ich ließ meine Haare los und lehnte mich zurück, damit er meine Beine eincremen konnte. Er begann mit den Füßen und arbeitete sich langsam nach oben. Dabei stellte er die Beine so auf, dass er sowohl die Ober- als auch Unterseite eincremen konnte. Ich musste mich sehr beherrschen, um nicht laut aufzuheulen. Als sich seine Hände mit kreisenden Bewegungen dem Rand des weißen Jeansrocks, den ich über meiner Bikinihose trug, näherten, fragte ich mich, wo er wohl aufhören würde. Oder würde er einfach immer höher gehen, bis er mich in aller Öffentlichkeit belästigte und ich vor der Wahl stand, ihn entweder zu verscheuchen oder es zu dulden. Seine Finger glitten kurz, aber sittsam unter meinen Rock, um den Rest meiner Oberschenkel zu erwischen, dann war er fertig. Zuletzt verteilte er mit dem Daumen einen Klecks auf meinem Nasenrücken und auf meinen Wangen.
Er ließ den Verschluss der Flasche zuschnappen und streckte sie mir hin. »Bitte schön«, sagte er.
Ich nahm die Flasche. »Danke«, krächzte ich.
»Wer kommt mit ins Wasser?«, fragte er.
»Später vielleicht«, antwortete Joelle. »Geh ruhig schon mal vor.« Wir sahen zu, wie er zum Sprungbrett rannte und sich anmutig zu seinen Artgenossen gesellte: den jungen, stolzen Penisträgern.
Nachdem Luke wieder in sicherer Entfernung im Pool war, atmete ich schwer aus. »Du bist so was von fies, Joelle!«
»Das sagen alle.«
»Ich bin völlig fertig.«
Joelle kreischte vor Lachen. So laut, dass die Mädchen am Pool zu uns herüberstarrten. »Dabei hast du jede Sekunde genossen.«
Ash schüttelte nur den Kopf. »Du kannst einem echt leid tun, Audrey.«
»Sie kann ja nichts dafür«, sagte Joelle.
»So schlimm ist es jetzt auch wieder nicht«, sagte ich. Ich verbrannte buchstäblich. Ich stand auf, knöpfte meinen Rock auf und ließ ihn zu Boden gleiten. Ich war heilfroh, dass ich Pants trug und nicht so einen winzigen Stofffetzen wie Joelle.
»Sieh dir mal an, was du angerichtet hast, Joelle. Du hast aus unserer süßen, kleinen Einserkandidatin eine Stripperin gemacht. Audrey, du solltest mal dein Gesicht sehen.«
Ich setzte mich wieder hin. »Wieso. Was ist denn damit?«
»Du siehst aus wie eine Pfütze geschmolzenes Wachs«, sagte Ash. »Aber was soll’s. Sag bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
»Lass sie doch«, sagte Joelle. »Wann hat sie denn zum letzten Mal so eine schöne Abreibung bekommen?«
»Warum hast du dir nicht selbst eine geholt, wenn du das so schön findest, Miss Filmstar?«, sagte Ash.
Joelle zupfte eines der winzigen Dreiecke zurecht, die ihre beträchtlichen Brüste bedeckten. »Um mich geht’s doch jetzt gar nicht. Warum bist du eigentlich nicht bei diesem Typen, mit dem du dich letztes Wochenende vergnügt hast? Wie hieß er noch mal gleich, Nardo?«
»Wer?«, fragte Ash.
Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Ich hörte ihnen nicht mehr zu, sondern versuchte, auf meine innere Stimme zu lauschen. Ich sagte mir, dass Ash recht hatte. Eine Knutscherei an einem Abend hieß noch lange nicht, dass noch weitere folgen mussten. Es war dumm, sich mit jemandem wie ihm einzulassen. Mit einem Jungen, der jede haben konnte, die er wollte (und dies wahrscheinlich auch tat). Von Weitem hörte man das glückliche Gekreische von Mädchen, die von den Jungs im Swimmingpool herumgeworfen wurden. »Luke! Hör auf! Lu-uke!« Siehst du?, sagte ich zu mir selbst. Du hast deinen Spaß gehabt und das war’s. Eine halbe Stunde später spürte ich, wie mir jemand kurz in den großen Zeh zwickte, und hörte, wie Lukes tiefeStimme »Bis bald« sagte. Ich hatte das Gefühl, vor Enttäuschung zu ertrinken. Ich richtete mich auf und sah, wie Luke durch das Gartentor neben dem Haus ging. Ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Meine Füße schienen plötzlich einen eigenen Willen zu haben.
»Audrey«, rief Ash, aber ich beachtete sie nicht und rannte ihm barfuß hinterher. An seinem Auto, einem geräumigen, grünen Kombi, holte ich ihn ein.
»Hey«, sagte ich.
Er drehte sich zu mir um und lächelte. »Hey.«
»Gehst du?«
»Ja«, sagte er. »Ich muss heute Abend arbeiten.«
Arbeiten? Er arbeitet, dachte ich. Irgendwo, wo ihm andere Leute sagen, was er tun soll. Der Gedanke faszinierte mich auf seltsame Weise. »Wo arbeitest du denn?«
»Im Rock Garden Restaurant. Aber wenn ich dir einen Tipp geben darf: Geh bloß nie dort essen. Die Köche essen dort auch nichts.«
Er sah auf die Uhr. »Ich
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