Good Girls

Pritchard und war auch noch mit ihr zusammen, als er auf die Uni ging. Wir gehen alle davon aus, dass die beiden mittlerweile verheiratet sind und einen Monat nach ihrem Hochschulabschluss ein Kind zeugen werden, das die luxuriösen Gene der DeSalvios weitertragen wird, um zukünftige Generationen von Frauen zu quälen.
    Nach Jeff kam Eric. Wegen seiner feuerroten Haare und seines wilden Wikingergebarens auch bekannt als Eric, der Rote. Eric verbrauchte Mädchen wie Taschentücher. Er nahm alles so locker, dass ihm niemand ernsthaft böse zu sein schien (Vielleicht waren sie auch so sehr damit beschäftigt, sich um ihn zu streiten, dass sie völlig vergaßen, wütend zu werden).Eines Abends war Eric mit einer Cheerleaderin auf dem Footballfeld erwischt worden und flog aus der Footballmannschaft. Er behauptete, er habe mit ihr nur ein paar schwierige Elemente üben wollen, aber das glaubte ihm keiner. Seltsamerweise hatten sie nämlich unten ohne geübt.
    Und dann kam Luke. Obwohl wir ihn seit Jahren beobachteten und über ihn spekulierten, schien ihn keiner wirklich zu kennen. Er war genauso beliebt wie seine Brüder, aber schwerer einzuordnen. Er war nicht so geradlinig wie Jeff, aber auch nicht so ungestüm wie Eric. Es kursierten unzählige Gerüchte, mit wem er bei welcher Party zusammen gewesen war. Doch er blieb selten lange bei einem Mädchen und erzählte selbst nie irgendwelche Einzelheiten. Die Mädchen raunten sich zu: »Er sieht echt gut aus, ist aber leider ein Herzensbrecher. Er war mit Barbara Morganstein zwei Stunden in einem Ankleidezimmer und am nächsten Tag hat er Georgia Herman gefragt, ob sie mit ihm zum Frühlingsball geht. Er ist sehr nett, wenn man ihn richtig kennen lernt, aber eigentlich ist ihm niemand wichtig außer ihm selbst. Am besten lässt du die Finger von ihm, aber tu alles, um ihn auf dich aufmerksam zu machen.«
    Nach Ashs Sommerparty und meinem ersten unvergesslichen Abend mit Luke wusste ich plötzlich, was alle so verwirrte. Ich war auch verwirrt. Ich lief herum, als hätte mir jemand mit einem großen Holzhammer auf den Kopf geschlagen. Ich lallte wieeine Betrunkene, stolperte über meine eigenen Füße und rammte Mülltonnen bei der Fahrstunde. Meine Mutter machte sich plötzlich große Sorgen um meine Augen und dachte schon, ich hätte einen seltenen, inoperablen Hirntumor, nachdem sie miterlebte, wie ich einfach gegen eine geschlossene Tür lief. Und das zum dritten Mal. (Ich musste zum Augenarzt.)
    Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an Luke. Wie er roch. Wie er mich küsste. Wie seine Hände durch meine Haare fuhren. Mir war abwechselnd kalt und heiß, und meine Unterlippe schwoll zu doppelter Größe an, weil ich ständig darauf herumkaute.
    Es war nicht normal.
    »Me cago en la puta «, sagte Ash. »Man könnte meinen, du wärst noch nie mit einem Jungen zusammen gewesen!« Natürlich war ich das schon, aber das war etwas anderes gewesen. Nicht so nah. Vor Luke war alles so technisch. Habt ihr euch geküsst? Mit Zunge? Wie lang? Hat er was anderes versucht? Hast du ihn gelassen? Hast du mehr zugelassen? Selbst wenn ich gerade dabei war, jemanden zu küssen, und ich den Jungen mochte oder zumindest glaubte, ihn zu mögen, hörte mein Gehirn nicht auf zu rattern: Hoffentlich habe ich keinen Mundgeruch, oh Gott, warum bewegt er seine Zunge so schnell, davon wird mir ganz schwindlig, wie viel Uhr ist es, hoffentlich nicht nach elf, Dad bringt mich um, wenn ich nach elf nach Hause komme, warum habe ich heute nichtmeinen schönen BH an, sondern dieses ausgeleierte Baumwollteil, in dem ich wie eine alte Frau aussehe, vielleicht geht Mom dieses Wochenende mit mir neue BHs und Unterwäsche kaufen, aber dieses Wochenende geht nicht, weil ich meine Hausarbeit fertig schreiben muss und ich am Dienstag einen Mathetest schreibe, ich glaube, ich will nicht, dass er mit seinen Händen unter mein T-Shirt geht, das kitzelt, und außerdem ist er zu dämlich, um den BH aufzukriegen, und ich muss gleich loslachen, und was, wenn er versucht, meine Hose aufzumachen, ich habe meine Tage, oh Gott, IGITT!
    Luke zu küssen, fühlte sich komplett anders an. In meinem Kopf wurde es ganz still, bis auf ein leises Murmeln. Es machte Oh und Ah und hmmmm . Ash machte sich Sorgen. Sie erinnerte mich an seinen Ruf. Sie sagte, ich soll mir keine allzu großen Hoffnungen machen. Einmal von Luke DeSalvio geküsst zu werden, hieß noch lange nicht, dass es ein zweites Mal geben würde.
    Das zweite