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Good Girls

Titel: Good Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Ruby
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völlig fassungslos. »Heilige Scheiße!«, sagt sie. »Was zum Teufel hast du getan?«
    »Na ja, in Anbetracht der Lage sollte ich jetzt wahrscheinlich düster und niedergeschlagen sein. Da muss ich doch mein Äußeres anpassen.«
    »Du hast dir ja sogar die Augenbrauen dunkel gefärbt! Ich hab mir noch nie die Augenbrauen gefärbt.«
    »Auf der Packung stand zwar, dass man das nicht machen soll, weil man blind werden kann, wenn einemdas Zeug in die Augen läuft. Aber ich dachte, mit blonden Augenbrauen und braunen Haaren sehe ich garantiert dämlich aus.«
    Ash lehnt sich in ihrem Sitz zurück und mustert mich nachdenklich. »Weißt du was? Mir gefällt’s. Es sieht ziemlich cool aus.«
    »Danke.«
    Als sie auf den Schulparkplatz einbiegt, sagt sie: »Aber nicht dass du denkst, die Leute würden dich jetzt nicht mehr erkennen. Ich meine, sie werden bestimmt immer noch über dieses bescheuerte Foto reden. Also …«
    »Ich weiß«, sage ich. »Schon klar. Es soll keine Tarnung sein. Ich wollte einfach eine Veränderung. Das ist alles.«
    Aber es funktioniert doch wie eine Tarnung. Zumindest ein bisschen. Einige Schüler laufen an mir vorbei, ohne mich wahrzunehmen. Viele andere müssen erst zweimal hinschauen, ehe sie mich erkennen. Ich höre immer noch Kommentare über das Foto und wie sie hinter meinem Rücken tuscheln. Aber ich sage mir immer wieder, dass sie es in ein paar Wochen vergessen haben werden. Irgendwann wird jemand etwas Unerhörtes und Privates und vielleicht Abscheuliches über jemanden anderen in einem Blog oder einer Direktnachricht oder einem Chat schreiben. Die Leute werden sich aufregen und Gerüchte verbreiten. Und ich werde Schnee von gestern sein, ganz egal, welche Farbe meine Haare haben. Ich werde meine Einsen schreiben, amBühnenbild für Hamlet arbeiten – selbst wenn es nur aus einem Beistelltisch und einem Telefon besteht, denn es wird der beste Beistelltisch und das beste Telefon werden, das die Zuschauer jemals gesehen haben. Im Sommer werde ich meinen Abschluss machen. Dann kann ich meine Sachen packen und bin weg. Bis bald, Leute. Tschüss, Schule. Ich werde das Foto hinter mir lassen, während der Verräter, der es gemacht hat, in seinem Höllenkreis landen wird.
    Ich lese, lerne und lerne noch mehr. Ich bewundere mein Zahnstocher-Dorf und wünschte, ich wäre jung genug, um weiter daran bauen zu wollen. Damit ich in einem der winzigen Häuser oder Züge oder Windmühlen verschwinden kann. Ich schleppe mich von Stunde zu Stunde. Ich bin kälter als Chilly und lasse ihn eiskalt abblitzen. Außer Ash und Joelle lasse ich alle um mich herum zu Eis erstarren. Bis Freitagnachmittag habe ich zwei Tests mit Bravour bestanden und von Mr Lambright eine Eins plus für meine Hausarbeit über Viel Lärm um nichts bekommen. Nicht übel. Meinen Noten scheint es ziemlich gut zu bekommen, dass ich eine dunkelhaarige Schlampe bin. Selbst Übergänge bewältige ich plötzlich spielend.
    Am Samstag arbeite ich im Engel , dem Laden meiner Eltern, und bestelle telefonisch Ballkleider, Brautjungfernkleider und Brautkleider. Normalerweise tue ich alles, was in meiner Macht steht, um Kleider zu finden, die den Frauen wirklich gut stehen. Aber an diesem Tag erzähle ich jeder, wie tollsie aussieht, auch wenn es nicht stimmt. Denn das ist, was jede Frau hören will. Und deshalb ist es viel einfacher. Ich lasse drei Mädchen mit Federboas aus dem Laden gehen. Ganz richtig, mit Boas. Kein Mensch trägt Boas. Das wissen sie allerdings nicht. Und ich habe es ihnen auch nicht gesagt. Ich fühle mich wie jemand, der einen entzündeten Zahn oder einen gebrochenen Zeh hat: Es tut nicht so weh, dass ich nichts mehr vom Rest der Welt mitbekomme. Aber es schmerzt so sehr, dass ich keine Geduld habe.

    Montag, Lernstunde. Chilly lässt sich auf den Platz neben mir fallen und pfeift leise durch die Zähne. »Hey, Süße. Dich habe ich hier ja noch nie gesehen. Wie heißt du denn?«
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Den Namen habe ich ja noch nie gehört.«
    »Von wegen. Den hörst du doch ständig«, gebe ich zurück.
    »In den letzten Tagen noch mal ein paar schöne Fotos gemacht?«
    Ich presse meine Lippen aufeinander und warte darauf, dass es klingelt. Damit er endlich den MUND HÄLT. Die wunderschöne Tayari Smith lächelt mir über den Tisch aufmunternd zu und plötzlich fällt mir eine Geschichte aus der achten Klasse ein. Damals hatte Tayari auf dem Heimweg hinten im Busmit einem Jungen rumgemacht und wurde von der

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