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Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Titel: Goodbye Chinatown: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Kwok
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Mundwinkel hängen. »Ich möchte auf keinen Fall, dass ihr beide unglücklich seid. Es steht euch frei, eigene Entscheidungen zu treffen, wenn ihr euch hier nicht wohlfühlt. Schließlich ist die Sklaverei in Amerika abgeschafft, nicht wahr?«. Mit dieser Bemerkung drehte sie sich um.
    Mama, die zwanglose Berührungen sonst scheute, schubste mich beiseite, rannte Tante Paula hinterher und packte sie beim Arm. »Ältere Schwester, es tut mir so leid. Kimberly hat manchmal ein großes Mundwerk.«
    »Schon gut«, sagte Tante Paula und seufzte. »So sind sie, diese Bambussprossen. Mach dir keine Sorgen.«
    »Bambusspross« ist die Bezeichnung für ein Kind, das in Amerika geboren und aufgewachsen ist. Der Ausdruck impliziert eine zu starke Verwestlichung. Ich bin ein Bambusknoten, hätte ich Tante Paula gerne berichtigt. Geboren in Hongkong, aber jung nach Amerika gekommen. Ein Bambusknoten blockiert den Hohlraum im Bambusrohr, aber er verleiht ihm auch seine Standfestigkeit.
    »Danke«, sagte Mama. »Danke.«
    Plötzlich hörte ich Matts Stimme. Ich hatte seine Anwesenheit ganz vergessen: »Als Mitternachtssnack essen Sie Bambussprossen aber ganz gerne, nicht wahr, Frau Yue?«
    Ich hielt die Luft an. Sogar mein Herz schien stehen geblieben zu sein. Was tat er denn da? Und warum hatte ich diesen ganzen Streit überhaupt angefangen?
    Tante Paula brach in ein derart boshaftes Gelächter aus, dass es mir einen Schauder über den Rücken jagte. »Der ältere Wu-Bruder scheint ja ein richtiger Mann geworden zu sein! Na gut, wenn du so furchtbar erwachsen bist, kannst du ab morgen die frei gewordene Stelle an der Bügelmaschine übernehmen.«
    »Nein!«, rief ich. Wir hatten Tante Paula direkt in die Hände gespielt. »Du kennst doch Matt, Tante Paula. Er reißt immer seine Witze …«
    Matt unterbrach mich: »Ist schon in Ordnung. Kein Problem, Frau Yue. Ich wollte sowieso mehr für meine Muskeln tun.« Mit einem Schulterzucken machte er sich auf den Weg zum Ausgang. »Tschüss Frau Chang, tschüss Kimberly.«
    Tante Paula starrte ihm hinterher und stolzierte dann zurück zu ihrem Büro.
    Sobald sie weg war, wirbelte Mama zu mir herum. »Misch dich nicht ein, wenn Erwachsene miteinander reden! Wer füllt unsere Münder mit Essen, wenn wir keine Arbeit mehr haben?«
    »Das ist ein freies Land, Mama. Warum müssen wir für sie arbeiten?«
    »Freies Land! Wem, glaubst du, gehören die anderen Kleiderfabriken? Die sind alle miteinander verwandt oder befreundet. Die ganze Bekleidungsindustrie von Chinatown. Und was wird jetzt aus Matt?«
    Ich senkte den Blick. Bei der letzten Frage hatte sich die Schärfe in Mamas Stimme in Niedergeschlagenheit und Verzweiflung verwandelt. Matt war erst vierzehn, genau wie ich. Was würde wohl aus ihm werden an dieser riesigen Dampfbügelmaschine, die sonst nur erwachsene Männer bedienten?
    Mamas Stimme wurde sanfter: »Ah -Kim, ich weiß, du meinst es nur gut. Das Problem ist bloß, dass alles, was in dir steckt, sofort heraussprudelt.« Sie meinte damit, dass ich zu offen und ehrlich war, und in diesem Moment gab ich ihr sogar recht.
     
    Am nächsten Tag drückte ich mich bei den Dampfbügelmaschinen herum. Die drei Männer, die sie bedienten, verschwanden immer wieder im Nebel der Dampfschwaden, um kurz darauf wieder aufzutauchen. Mit militärischer Präzision legten sie ein Kleidungsstück nach dem anderen auf die Arbeitsfläche ihrer Maschine und klappten den riesigen Deckel zu, woraufhin glühend heiße Wolken entwichen. Wenn der Deckel dann wieder aufgestemmt wurde, blieben Dampfreste an ihm hängen wie Speichelfäden an den Zähnen eines Oberkiefers. Jede noch so versehentliche Berührung der Arbeitsfläche verursachte heftige Brandblasen.
    Unter den muskulösen Männern stach Matts kleine Gestalt umso deutlicher heraus. Er war noch nicht so schnell wie die anderen, aber er arbeitete hart. Mit dem linken Fuß bediente er den Sauger und mit dem rechten die Dampfzufuhr. Immer wenn er einen Rock auf die Arbeitsfläche gelegt hatte, zog er den Kopf zurück und wich der Dampfwolke aus, die über
ihn blies. Bald war er vollkommen im Nebel verschwunden. Umso überraschter war ich, als Matt plötzlich mit geballter Faust auf mich zukam.
    Ich wich zurück. Er trug nur ein völlig durchnässtes Unterhemd, und von seinem Hals tropften Schweiß und Wassertropfen auf seine Brust.
    »Hab wohl ein bisschen zu sehr die Klappe aufgerissen«, sagte er.
    »Ich auch.«
    »Aber irgendjemand muss ja

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