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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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zu etablieren. Unsere Quelle fragte uns, ob wir ihm einen Gefallen tun und noch ein kleineres Unternehmen von seiner Kundenliste aufnehmen könnten.
    »Dieses Google«, fragte ich ihn, »was machen die denn?«
    »Internetsuche«, antwortete er.
    »Suche? Ha. Dann wünsche ich ihnen viel Glück«, dachte ich und verlor sofort das Interesse an dieser Firma.
    Es brennt im Valley
    Schließlich wurde ich der Kämpfe müde, die es nach sich zog, ein altes Handwerk in eine neue Ära zu überführen. Ich wollte einen Neustart. Ich wollte näher ran an das echte Internet, nahe genug, um das Kabel anzufassen und das Summen zu spüren, wenn Millionen Menschen im weltweiten Bienenstock kommunizieren. Was konnte schlimmstenfalls passieren? Ich stieg ein, schnupperte am Hightech-Leben und stieg wieder aus. Vielleicht würde ich wie der verlorene Sohn zurückkehren. Wir schrieben das Jahr 1999. Es war ja nicht so, als würden sich die Mainstream-Medien in nächster Zeit in Luft auflösen. 3
    Ich kämmte die Technologiezeitungen nach Hinweisen auf das nächste Yahoo durch, einem Geschäftskonzept, das ich kurzsichtig für eine Eintagsfliege gehalten hatte. Yahoo hatte Bereitschaft gezeigt, Mitarbeiter der Mercury News einzustellen, aber als ich endlich einsah, dass sie an etwas Großem dran waren, brauchten sie meinen Lebenslauf und meine Zeugnisse nicht mehr. Obwohl sich sogar ehemalige Kollegen für mich verwendeten, dauerte es Wochen, bis mir ein Yahoo-Recruiter überhaupt Beachtung schenkte.
    »Sind wir als Marke eher wie Macy’s oder wie Wal-Mart?«, fragte mich der einstellende Manager am Telefon. »Welche Yahoo-Dienste nutzen Sie? Wie können diese Dienste verbessert werden?«
    Immerhin gefielen ihm meine Antworten gut genug, um mich noch für denselben Nachmittag zu einem persönlichen Gespräch einzuladen. Eine große Kuh aus Plexiglas stand geduldig in der Lobby bei Yahoo, umgeben von dick gepolsterten lila Sitzmöbeln, die aussahen wie aus der Serie Pee-wee’s Playhouse. Eine Arbeitsbiene in T-Shirt führte mich in einen fensterlosen weißen Raum, wo mich während der nächsten drei Stunden eine Reihe Marketingmitarbeiter mit gezielten Fragen löcherten. Mir ging die Energie nicht aus und ich hielt die Antworten kurz, während meine Fragesteller von einem Thema zum nächsten wechselten und dann zu wichtigeren Meetings davoneilten.
    Nachdem es vorbei war, bot mir Yahoo eine untergeordnete Position an, ein Gehalt, von dem ich nicht leben konnte, und einen Status, der in etwa einer Armbinde mit drei Punkten entsprach. Ich lehnte höflich ab, schüttelte Hände und ging. Für Yahoo war ich zu spät. Viel zu spät.
    Aber ich gab nicht auf.
    Ich hatte mich mitreißen lassen von den Geschichten über eine neue Legion von Dotcom-Helden und steuerte dem allgemeinen Taumel munter Fabeln bei. Unsere Anzeigen für den Mercury News Online-Service fragten: »Warum warten, bis Sie 27 sind, bevor Sie die erste Million verdienen?« und drängten Führungskräfte: »Merken Sie rechtzeitig, wenn der Typ aus Ihrer Poststelle an die Börse geht.« Ich begrüßte das. Nachts murmelte ich in mein Kissen, dass wir »unseren Bekanntheitsgrad erhöhen« und »schnell wachsen« müssten.
    Die Dotcom-Energie vibrierte überall im Valley und war derart elektrifizierend und berauschend, dass ganze Städte davon trunken waren. Das Hightech-Gold war überall um uns herum; man konnte spüren, wie sein Gewicht die Vernunft verdrängte. Häuser wurden über Nacht eine Million Dollar über dem verlangten Preis verkauft – und bar bezahlt. Lamborghinis und Ferraris zischten auf dem Highway 280 an den BMWs und Merc edes-Limousinen vorbei. Elvis Costello veranstaltete auf Betriebsfeiern Jamsessions und Feuerwerke erleuchteten private Grillpartys.
    Ich investierte meine mageren Ersparnisse in Unternehmen, über die ich im Red Herring und dem Industrial Standard gelesen hatte: JDS Uniphase und NetGravity sowie DoubleClick. Ich sah deren Wert steigen und hielt mich für einen gewitzten Analysten der boomenden Internetwirtschaft. Verwandte baten mich um Tipps für Aktienkäufe und ich begann, mich über die Zukunft von XML und Push Media auszulassen, als hätte ich wirklich Ahnung davon.
    Mit dem Jahrtausend ging es zu Ende und mit der Zivilisation vielleicht ebenfalls. Das Jahr-2000-Problem kam. Ein Softwarefehler konnte Computeruhren versagen und ein Flugzeug vom Himmel fallen lassen. Das Stromnetz konnte ausfallen und ganze Städte versanken in Dunkelheit.

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