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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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Internet Explorer herunterluden, um sie zu benutzen, würde die Browser-Bande innerhalb von Microsoft uns verteidigen, während die Windows-Mafia unvermeidlich versuchen würde, uns abzumurksen. Wir würden uns in der Zwischenzeit auf den populärsten Webbrowser der Welt stützen, um Millionen von Usern zu gewinnen.
    Die Formulierungen, welche die User sahen, wenn sie die Google-Toolbar herunterluden, mussten dezent sein und ihre Bedenken beschwichtigen, während sie gleichzeitig die Risiken herunterspielten. Wir könnten es einfach im EULA (Endbenutzer-Lizenzvertrag) in winziger Schrift vergraben und keiner würde dadurch schlauer werden. Fast niemand liest die Juristensprache der Nutzungsbedingungen vor der Installation von Software. Ich überlegte lange und intensiv und entschied mich dann für eine differenziertere Antwort – die zwei Zeilen, auf die ich bereits verwiesen habe.
    »BITTE LESEN SIE DAS SORGFÄLTIG«, schrieb ich in der ersten Zeile in fetten roten Buchstaben. In einer eigenen Zeile darunter, auch rot und fettgestellt, kamen die Wörter »ES IST NICHT DAS ÜBLICHE BLABLA.« Der Text, der dann folgte, war ebenso »subtil«: »Durch die Nutzung der erweiterten Funktionen der Google-Toolbar können Sie Information über die besuchten Seiten an Google senden.«
    Das schien es abzudecken.
    Vielleicht hatte ich bei Google zu viel Kool-Aid getrunken, aber ich glaubte, dass es richtig war, unseren Usern ausdrücklich mitzuteilen, was wir vorhatten, und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu entscheiden, ob sie mitmachen wollten. Ich wollte die Information nicht irgendwo ablegen, wo sie vielleicht darüber stolpern würden. Ich wollte sie auf Tafeln vor ihren Augen aufstellen, geschrieben in 30 Meter hohen lodernden Buchstaben.
    Es gab auch einen weniger altruistischen Grund. Ich dachte, dass wir zukünftiger Kritik und Misstrauen zuvorkommen konnten, wenn wir unser Vorgehen offenlegten.
    Das würde mir, als der für die Userkommunikation verantwortlichen Person, viel Leid ersparen.
    Mir war klar, dass wir einige potenzielle User abschreckten, aber diejenigen, die zustimmten, würden verstehen, welchen Gegenwert sie erhielten. Ich glaubte, dass der Wert der Toolbar für sie so offensichtlich wäre, dass sie andere dazu bekehren würden. Schließlich würden sogar diejenigen, die zuerst zögerten, überzeugt werden.
    Bay, unser UI-Guru, machte sich Sorgen, dass der Text zu viele User unnötigerweise vertreiben würde, obwohl er nicht darauf bestand, dass wir ihn abänderten. Eric, der Schöpfer der Toolbar, hatte ebenfalls Bedenken, stimmte jedoch zu, dass sich die Menschen sicherer fühlten, dass nichts Böses im Schatten lauerte, wenn sie vorher über den Datenschutz informiert würden.
    Ich spürte die Wahrheit dessen tief in meiner Seele. Jene zwei Sätze entzündeten in mir ein Dreikönigsfeuer, dass wir das Unternehmen sein konnten, das niemals versuchen würde, eine unangenehme Wahrheit vor seinen Kunden zu verheimlichen. Das Unternehmen, das lieber übertreiben würde, um hinsichtlich seiner Handlungen völlig transparent zu sein. Das Unternehmen, das nichts Böses tat. Ich würde, so gut ich konnte, verteidigen, dass wir uns für Datenschutz einsetzen und unsere User darüber unterrichten, welche Information wir sammelten. Das war gewiss im Einklang mit unseren Werten.
    Als die Google-Toolbar im November 2000 eingeführt wurde, enthielt das Installationsprogramm den von mir verfassten Text in fetten roten Lettern.
    Die Seitenbenutzer sahen nach der Installation der Toolbar einen Hinweis auf die gesammelten Informationen sowie Links auf Googles Datenschutzerklärung und Anleitungen, wie man die Berichtsfunktion abschalten kann. Die Menschen nahmen das wahr.
    Statt eines Aufschreis gab es nur gähnendes Schweigen. Wenn User uns ihre Bedenken mailten, verwiesen wir freundlich auf den Hinweis auf der Installationsseite und erinnerten sie daran, dass wir alle Optionen für sie umfassend beschrieben hatten. Als das Thema in Foren hochkam, verwiesen Nutzer, die bereits die Toolbar heruntergeladen hatten, auf den deutlichen roten Hinweis und fragten, wie man denn bitte noch deutlicher darauf hinweisen solle?
    Diejenigen, die die Toolbar mit erweiterten Funktionen herunterluden, trafen eine bewusste, auf Informationen fußende Wahl. Randy Pausch, Carnegie-Mellon-Professor, überprüfte dies mit einer Userstudie, die ihn zu der Schlussfolgerung brachte: »Die rote Blabla-Nachricht ist eindeutig wirksam: Sie

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