Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
Vom Netzwerk:
erregt auf positive Art und Weise die Aufmerksamkeit der User.«
    Jahrelang redeten die Menschen von Google als einer Marke, die in Bereiche vordringen kann, die Microsoft niemals anstreben könnte, ohne Alarm auszulösen.
    Der Blabla-Hinweis war ein wichtiger Teil davon.
    Nachrichtenagenturen von CNET über MIT Technology Review und USA Today bis zur Washington Post verwiesen in Artikeln über das Unternehmen und Benutzer-Datenschutz auf Googles Bekanntmachungstext, im Zweifel immer zugunsten von Google, weil das Unternehmen so klar vorging, um User über seine Absichten zu informieren.
    Ich glaubte, dass wir die goldene Regel der Userkommunikation entdeckt hatten, und der zynische Marketingfachmann in mir frohlockte. Wir konnten jedes umstrittene Thema entschärfen, indem wir unsere Geheimwaffe auspackten: eine brillante und verschlagene Strategie, die zufällig auf absoluter Aufrichtigkeit fußte. Das war die beste Politik.
    Ich habe diese Politik vielleicht zu weit getrieben. Bei jedem neuen Produkt, das wir einführten, weigerte ich mich, Dinge zu unterstützen, über die Benutzer möglicherweise gerne informiert wären. Ich forderte schonungslose, tiefe Einblicke gebende, das letzte Detail enthüllende Tatsachen. Ich war wie Paulus auf dem Wege nach Damaskus bekehrt worden, als unsere fettgeschriebenen roten Texte den Blitz von unserer jungen Marke abgelenkt hatten. Je besser man die Menschen informiert, desto mehr vertrauten sie einem, dass man sie nicht missbraucht. So wie bei dem MentalPlex schien die Lehre ebenso klar und scharf wie zerbrochener Kristall. Und doch betrachteten andere dieselben Daten und sahen die Dinge in einem anderen Licht. Das Thema Datenschutz würde für Monate nicht wieder hochkommen, aber es würde stets zurückzukehren, wie oft wir es auch ignorierten.
    De Parvis Grandis
    »Das ist Version X.X der Google-Toolbar«, schrieb ich. »Frühere Versionen, wenn sie vorhanden sind, werden nur Liebhaberwert behalten. So ist die Vergänglichkeit der materiellen Dinge.« Eric, der Toolbar-Techniker, war zufrieden. Er hatte etwas Traditionelleres für die Textuser erwartet und überprüft, ob sie die aktuellste Software hatten. Er fügte bald seine eigene persönliche Unterschrift zum Informationskasten hinzu: »De parvis grandis a cervus erit« (Viele kleine Dinge bilden einen großen Haufen).
    Es ging nicht immer so glatt, wenn ich einen Text auf Bitten der Techniker schrieb. Zum Beispiel gab es ein ewiges Hin und Her mit dem Text, der angezeigt werden sollte, wenn User ihren Cursor über den »I’m feeling lucky«-Button auf der Einstiegsseite führten.
    Dieser Knopf war eine Besonderheit. Wenn User darauf klickten, nachdem sie einen Begriff in das Suchfenster eingegeben hatten, würden sie direkt zum obersten Suchergebnis wechseln, anstatt die ganze Seite der Suchergebnisse zu sehen. Larry und Sergey waren so überzeugt von ihrer Technologie, dass sie dachten, das oberste Ergebnis würde die passende Information für die Mehrheit der Suchanfragen bieten. Leider hatten die meisten unserer User keine Ahnung, was der »I’m feeling lucky«-Button bewirkte. Sie teilten uns jedoch mit, dass ihnen der Ausdruck auf der Einstiegsseite gefiel und sie die selbstbewusste Einstellung, die er vermittelte, mochten. So behielten wir es – ein kleiner Triumph für das Gefühl und den Markenaufbau über die kühle, nüchterne Effizienz. 70
    Im Dezember 2000 hatte ich »Wechsel zum höchstgerankten Ergebnis« als Text vorgeschlagen, der »I’m feeling lucky« erklärt. Bay mochte die Vorgehensweise, die unsere Qualität hervorhob. Salar gefiel, dass er Usern unsere einzigartige Methode, Seiten zu sortieren, nahebrachte. Marissa fand, dass es stank. Buchstäblich.
    »›Rank‹ klingt streng und hat auch die Bedeutung ›widerlicher Gestank‹«, hob sie hervor. Sie bevorzugte »Wechsel zum obersten Ergebnis«, weil sie nicht sicher war, ob User die Suchergebnisse als »gerankt« betrachteten. Sie sahen sie wahrscheinlich eher als »bewertet« oder »sortiert«. Sie sagen Tomate, ich sage Tomathe. Am Ende führten wir keinen Rollover-Text ein.
    Ich erlebte einen ähnlichen Rückschlag, als ich Schwim im Betrieb einen Text für die automatische Antwort schickte, die unser System an jeden mailte, der uns schrieb. Er schickte ihn zurück. Mit Änderungen.
    Schwim sah sich als eine Art Fänger im Roggen , die letzte Instanz, die Hand an unsere Kommunikation nach außen anlegte, und er nahm seine selbst

Weitere Kostenlose Bücher