Google-Mitarbeiter Nr. 59
folgenden Montag haben. Fünf Minuten nach diesem Dialog telefonierte Omid mit Sheryl. »Overture hat einen Ordner«, berichtete er ihr. »Wir müssen einen Ordner haben! Wir müssen einen Ordner haben!«
Sheryl und AdWords-Mitarbeiterin Emily White verbrachten das ganze Wochenende damit, einen zusammenzustellen. Während sie damit beschäftigt waren, stellten sie auch ein Team für die redaktionelle Bearbeitung zusammen. AOL wollte wissen, wie viele Personen Google einsetzte, um Anzeigen zu prüfen und freizugeben. Indem sie jeden aufführte, der jemals eine Anzeige angesehen hatte, dehnte Sheryl ihr Team von vier auf 15 Leute. »Wir haben sie nicht angelogen«, beteuerte sie, »aber wir haben jeden berücksichtigt, der etwas tun könnte.«
Und Alan schlug zurück, indem er die Schwächen in dem System von Overture aufzeigte. Er ließ die AOL-Unterhändler nach »Flügen« suchen, um zu sehen, welche Anzeigen gebracht werden. Die Topposition wurde nicht von American Airlines, Travelocity oder Expedia eingenommen. Es war eine Flugschule für Möchtegernpiloten aus dem Mittleren Westen, die bereit war, sehr hoch für die Platzierung zu bieten, weil sie wusste, dass Tausende von Menschen die Anzeige sehen, aber ignorieren würden. Dieser »Trittbrettfahrer« bezahlte nur, wenn jemand darauf klickte, die Präsentation kostete sie nichts, dafür aber AOL und Overture, für die die Topposition eines beliebten Suchbegriffes kaum Umsatz brachte. Googles stärker relevante Anzeigen würden besser performen.
Alan machte AOL auch deutlich, dass wir bereit waren, die Pille zu unseren Lasten zu versüßen. Bevor Google den Markt für Syndikation betrat, hatte Overture praktisch ein Monopol besessen. Sie bestimmten die Bedingungen für die Umsatzaufteilung mit ihren Partnern. Für kleinere Partner betrug die Aufteilung vielleicht jeweils die Hälfte, aber bei größeren Partnern wie AOL waren sie entgegenkommender. AOL erhielt vielleicht 70 Prozent, wenn jemand auf eine von Overture gelieferte Anzeige auf ihre Website klickte. Trotzdem gingen die Gewinnspannen von Overture zurück, wie George Mannes es in seinem Artikel gefordert hatte. Unser Verhandlungsteam gab ihnen einen zusätzlichen Dämpfer. Wir waren bereit, AOL 80 Prozent anzubieten, eine Zahl, die wir gut aufbringen konnten, denn wir behielten sämtliche Umsätze von Anzeigen auf Google.com.
AOL bemerkte unsere strategischen Ziele und unsere großzügige Geste und verlangte 91 Prozent. »Wir werden euch euer Netzwerk bringen«, sagten sie zu Alans Team.
»Nein, das schafft ihr nicht«, erwiderte Alan. Jeder wusste, dass er bluffte. Larry und Sergey wollten unbedingt unser Syndikationsprogramm anleiern. Und ein Abschluss mit AOL würde durch das Internet springen und einen Netzwerkeffekt schaffen, der uns Tausende anderer Seiten zuführen würde. AOL hatte einen Hebel und den nutzen sie, um mehr und mehr zu fordern.
Ein Kernpunkt für Google war die Exklusivität für das Platzieren von Anzeigen auf den AOL-Seiten. Je mehr Möglichkeiten zum Anklicken auf einer Seite waren, desto geringer waren die Chancen, dass ein User auf eine unserer syndizierten Anzeigen klicken würde. Wenn Google die gigantische Umsatzgarantie geben würde, die AOL forderte, würden wir jeden Penny brauchen, den eine Seite abwerfen könnte. AOL bot weiterhin nur »nicht exklusive Exklusivität«. Sie entwarfen ein zehnseitiges Kapitel nur über diesen Punkt und füllten es mit Schlupflöchern und Widersprüchen, die ihnen gestatten würden, mit anderen Partnern zu arbeiten. Im Endergebnis behielt AOL die Möglichkeit, die Banner von jedem zu bringen, und Google erhielt die Exklusivität für die Textlinks in den Suchergebnissen.
Dann kam der Gegenangriff von Ouvertüre. Am 4. April reichten sie eine Klage ein, dass »Gebote für Platzierungen« ihnen gehören würden und AdWords Select ihre Urheberrechte verletzen würde. Sie brachten uns vor Gericht.
Es ist nicht ideal, wenn man einen Vertrag verhandelt, dass die Rechte an der Technologie, die man verkauft, infrage gestellt werden. AOL nutzte sofort unsere geschwächte Position und forderte weitere Zugeständnisse. Jetzt wollten sie den Zugriff auf unsere Urheberrechte, die hinter unserem Anzeigensystem lagen.
»Hey, sie verklagen euch«, argumentierte das AOL-Team. »Wenn ihr den Bach runtergeht, können wir als Bittsteller zu Overture zurückgehen. Also wollen wir eure gesamten Rechte, die mit dem Anzeigensystem zusammenhängen. Ah,
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