Google-Mitarbeiter Nr. 59
als jedes der Dutzenden patentierten Programme, die er in einem Jahrzehnt bei Google entwickelt hat. Er schrieb es während des Sommerpraktikums in der Highschool-Zeit.
Groß, hager und ein bisschen einsilbig, mit kantigen Gesichtszügen, die an Gary Cooper erinnerten, hatte Jeff gerade erst das Forschungszentrum bei der Digital Equipment Corporation (DEC) verlassen, um einen neuen Job bei einem vielversprechenden Dotcom anzufangen, als Urs ihn im Juni 1999 anrief.
»Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass er nach nur drei Monaten den Job wieder wechselt«, erzählte Urs. »Aber er sagte tatsächlich: ›Das nenne ich gutes Timing, ich langweile mich nämlich. Ich habe sämtliche technischen Probleme gelöst, die es in dieser Firma zu lösen gibt, und habe mich schon gefragt, ob ich vielleicht einen Fehler gemacht habe.‹«
Jeff konnte es kaum erwarten, sich den Herausforderungen bei Google zu stellen. Schon Wochen vor seinem offiziellen Einstiegstermin und bevor er das andere Unternehmen verlassen hatte, kam er vorbei und programmierte, obwohl er noch gar nicht auf der Gehaltsliste stand, weil er »sofort voll einsatzfähig sein wollte«.
Zwei Dutzend ehemalige DEC-Researcher sollten Jeff zu Google folgen. Viele, einschließlich Sanjay, wurden durch das Wissen ermutigt, dass Jeff bereits bei Google arbeitete. Eingedenk Urs’ Ermahnung, gute Leute anzuwerben, versuchte Jeff mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, die Besten an Land zu ziehen. Er platzierte sogar Stellenzeigen auf Google, die immer dann auftauchten, wenn jemand nach seltenen, programmierbezogenen Schlüsselwörtern wie »TLB-Shootdown« oder »nicht blockierende Synchronisation« suchte. Nachdem der Techniker Paul Haahr bei Google angefangen hatte, erzählte er Jeff: »Jedes Unternehmen, das mit ›nicht blockierender Synchronisation‹ wirbt, ist gut genug für mich.«
Während viele von denen, die von DEC herüberwechselten, wichtige Funktionen übernahmen – Monika Henzinger wurde Research Director und Krishna Bharat schuf Googles Nachrichtenaggregator –, war es Systemdesigner Sanjay, der sich perfekt Jeffs unbezähmbares Bedürfnis, nach vorn zu preschen, anpasste. Groß, mit sanfter Stimme und verfrühten Graustreifen, spazierte Sanjay leise durch die Flure und strahlte eine Aura unberührter Berufsethik aus, die mich an Obi-Wan Kenobi in seinen späten Jahren der Weisheit erinnerte.
Jeff beschrieb die Stöchiometrie ihrer Partnerschaft so: »Sanjay und ich glichen einander wunderbar aus, weil er dazu neigte, zurückhaltender und analytischer zu sein, während ich schnell sagte: ›Lass es uns sofort tun. Dann ist es erledigt.‹ Steckt man uns beide zusammen, erhält man genau die richtige Geschwindigkeit.«
Ben Gomes drückte es ein bisschen anders aus, als er mir erklärte, warum er so gern mit Sanjay zusammenarbeitete. Sanjay war unglaublich clever, und zwar auf systematische Weise, die es leicht machte, ihm zu folgen. »Jeff dagegen war einfach nur brillant«, sagte Ben und fügte hinzu: »Aber ich schaffte es nicht, zu lernen, brillant zu sein.«
Die Technik arbeitete schnell und zielgerichtet daran, Google zu verbessern. Wir im Marketing wollten auch ein besseres Google, im Gegensatz zu den Technikern war uns nur nicht klar, wie man das erreichen konnte.
»Technisch gesehen funktioniert etwas oder nicht«, erklärte mir der Betriebsmanager Jim Reece einmal. »Wenn deine Site läuft, dann läuft sie. Beim Marketing bewegst du dich viel stärker in einer Grauzone.« Und laut unseren Gründern war diese Grauzone von rutschigen Abwegen umgeben, an deren Ende sich ein Sumpf intellektueller Unredlichkeit befand. Während meiner ersten Wochen musste die Marketinggruppe Prioritäten und Rollen klären, von daher war es wenig überraschend, dass Larry und Sergey nicht so genau wussten, was wir eigentlich machten. Sie gaben uns jedoch ein paar Hinweise, wie sie grundsätzlich dem Marketing gegenüber eingestellt waren.
»Es muss nicht wahr sein – es ist Marketing«, witzelte Sergey über unsere Unternehmenswebseiten.
»Das liegt daran, dass Marketing gern lügt«, rutschte es Larry heraus. Er lächelte dabei, aber ich spürte, dass er uns verantwortlich machte für alles, was die Techniker an der nicht quantifizierbaren Welt mit ihrem korrumpierten Gerede und Vielfliegerprogrammen hassten. Gott stehe demjenigen bei, der eine Marketingmeinung kundtut, als wäre es eine wissenschaftliche Tatsache.
Als Folge von
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