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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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Larrys und Sergeys Skepsis erreichten wir im Marketing niemals diese Zielstrebigkeit, die Urs in die Technik einbrachte. Cindy handhabte die PR mit chirurgischer Präzision und Larry und Sergey vertrauten ihrem Urteil. Das Marketing wollten die Gründer jedoch lieber wie einen Hammer benutzt sehen anstelle eines Skalpells. Sie sagten Cindy, sie solle »Presseerklärungen« abgeben, was so viel hieß wie: Alarmiere die Medien, dass wir Änderungen vornehmen, die außer den Technikern niemanden kümmern. Reporter reagieren nicht auf Pfeifen, die nur Hunde hören können. Cindy hielt die Gründer fern und begab sich daran, tiefe, langfristige Beziehungen aufzubauen, damit die Presse uns Gehör schenkte, wenn wir etwas mitzuteilen hatten, das einer Verlautbarung würdig war.
    Larry und Sergey bestanden jedoch darauf, dass eine Pressemitteilung erst dann rausging, nachdem der Entwurf allen im Haus vorgelegt worden war.
    »Ich erklärte mich dazu bereit – mit Vorbehalt«, sagte Cindy. »So habe ich in keinem anderen Unternehmen gearbeitet. Bei Apple hatte ich mit den Technikern überhaupt nichts zu tun, weil zwischen uns ganze Organisationsebenen lagen, was nicht ungewöhnlich ist. Wir lebten in verschiedenen Gebäuden und verschiedenen Welten. Ich war angenehm überrascht vom Ton und von der Qualität des Feedbacks, das ich von Googlern bekam.«
    Google war in dieser Hinsicht eben anders. Obwohl die Techniker laut Raumbelegungsplan für sich waren, drangen E-Mails bis in jeden Winkel der Firma und gemeinsame Mahlzeiten sowie die Benutzung der Cafeterien führten zu reger »Sortenkreuzung«. Für mich war auch überraschend, dass sich Technikfreaks als gesprächig und interessant entpuppten, wenn man sie erst einmal kennengelernt hatte, obwohl Programmierer – wie Sie sich vermutlich denken können – Grammatikregeln geradezu pedantisch einhielten.
    »Getrennter Infinitiv«, schrieb Craig an den Rand eines von mir verfassten ManuScripts.
    »Müsste es nicht ›der‹ statt ›ein‹ heißen?«, fragte mich Urs zu einer Überschrift.
    »›Dies‹ und FAQs stimmen beim Numerus nicht überein«, rügte mich ein anderer Techniker.
    Ich habe diese grammatischen Vorschläge und Korrekturen nie übel genommen, sie hielten mich auf Trab und machten mir bewusst, dass andere dem, was ich produzierte, Beachtung schenkten. Das hieß jedoch nicht, dass ich jeden Vorschlag, der von Möchtegern-Marketingexperten aus anderen Abteilungen kam, mit offenen Armen empfing. Und davon gab es sooooo viele.
    Loslegen
    Ich wusste rein gar nichts über Salar Kamangar, als er während meines ersten Monats bei Google zu mir kam und mich um Hilfe bat. Irgendjemand erwähnte, dass Salar ein Praktikant sei. Da ich nur diese Information hatte, unterschätzte ich ihn, wie es vermutlich die meisten Leute taten. Larry und Sergey hatten Salar im Frühling 1999 als ihren neunten Mitarbeiter aus Stanford rekrutiert. Sie testeten ihn neun Wochen lang als Aushilfskraft und setzten ihn dann auf die Gehaltsliste, wo seine nicht klar definierte Rolle als Mann für alle Fälle wuchs, bis sie jede neue Geschäftsherausforderung umfasste, vor die das Unternehmen gestellt wurde – vom Einstellen eines Controllers bis zum Verlegen des 25-Millionen-Dollar-Eis samt Nest des Unternehmens von einer Bank zur anderen. Salar war damals 22 Jahre alt.
    Er war ein Porsche im Gehäuse eines Dodge Dart. Dunkelhaarig, mit großen braunen Augen und einem schüchternen, ansteckenden Grinsen konnte er gut für Sal Mineo in … denn sie wissen nicht, was sie tun einspringen. Aber trotz seines entwaffnenden Auftretens, verteidigte er seine Position stets leidenschaftlich, hartnäckig und überzeugend. Dafür dass er ein so dünner Mann war, kam man nur schwer an ihm vorbei.
    Salars Freunde besaßen eine Internetfirma, die für User, die einen Text und eine Empfängeradresse eingaben, kostenlos Postkarten mailte. Ihren Umsatz machten sie durch Werbeanzeigen, die auf die Postkarten gedruckt waren.
    »Ich habe uns für einen kostenlosen Probeversuch angemeldet«, informierte mich Salar. »Kannst du mit ihnen zusammenarbeiten, damit es läuft? Wir können es über den Google Friends Newsletter bewerben.« 18
    Die Postkarten schienen mir eine sonderbare Vorgehensweise, um Google zu bewerben. Außerdem war ich nicht gerade erfreut, dass jemand eine Marketingentscheidung traf, der nicht nur nicht zu unserer Abteilung gehörte – sondern zu gar keiner Abteilung zu gehören schien. Aber ich

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