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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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zahlreichen bankrotten Rechenzentren, obwohl nicht alle diesen Punkt erreicht hatten, bevor sie mit Google Geschäfte machten. Sowohl Exodus als auch GlobalCenter beherbergten Google-Server, bevor sie in einem Meer aus roter Tinte untergingen. MCI WorldCom schied aus dem Geschäft aus, bevor sie ihren schwebenden Vertrag mit Google unterschreiben konnten. Gerald leugnet, dass er eigenhändig Rechenzentren aus dem Geschäft gedrängt habe. »Die Dotcom-Blase ist geplatzt. Man hatte all diese Rechenzentren gebaut und konnte sie nicht füllen. Ihnen war nicht klar gewesen, dass sie auf dem Immobilienmarkt unterwegs waren.« Davon abgesehen, so erklärte er, »glaube ich nicht, dass ich gut verhandeln konnte. Ich habe von meiner Liste nur etwa 80 bis 90 Prozent geschafft.«
    Urs billigte ihm mehr als das zu: »Gerald hatte verstanden, dass Eigentum Kosten verursacht. Oftmals wussten die Leute nicht, wozu sie sich noch verpflichteten und dass sie garantiert Geld verloren. Sie müssten wissen, dass Strom Geld kostet und du ihn nicht umsonst haben kannst. Vielleicht einmal, aber nicht zweimal – und sie ließen es uns mehrfach tun.«
    Gerald legte großen Wert darauf, alles über die Unternehmen zu wissen, mit denen er verhandelte, von der Kostenstruktur über den Break-even-Point bis zu den Tarifen auf ihrer Stromrechnung. Er wusste, was Rechenzentren für Strom bezahlen mussten, selbst wenn sie es nicht taten. Und er nutzte dieses Wissen zu Googles Vorteil. Andere Googler nutzten Geralds Fähigkeiten, um ihre eigenen Fehler auszubügeln.
    »Ich bin vorne und schließe gerade einige der Maschinen an die Schalter an«, erzählte mir Jim Reese über einen Besuch in Googles Rechenzentrum, »da höre ich plötzlich ein ›Zzzzzt! Ahhhh!‹ Ich gehe zurück und sehe Harry (einen anderen Techniker) wie benommen da stehen. Wir hatten das ganze Gestell gegrillt – das ganze RAM. RAM war schwer zu bekommen, sehr teuer und wir hatten keinen Kredit. Ich würde mit dem Truck voller Server und einem Scheck über eine halbe Million Dollar in der Hand runter zu Exodus fahren müssen. Gerald überzeugte den Händler, dass der RAM defekt war – wie sonst konnte es sein, dass alle 320 RAM-Sticks nicht funktionierten? Sie haben alle ersetzt und die kaputten zurück an den Hersteller geschickt.«
    Als ich Gerald darauf ansprach, bestritt er auch diesen Vorfall. Er hat jedoch etwas an sich, das solche Geschichten gedeihen lässt. Vielleicht lag das daran, dass er, wie Urs ihn beschrieb, »so voller Energie steckte«: »Manchmal hatten die Leute den Eindruck, dass er zornig sei, dabei stand er nur derartig unter Spannung wegen eines Problems, dass er praktisch körperlich damit rang.« Weil Urs überzeugt war, dass »Gerald unglaublich gut dem entsprach, was wir brauchten«, beschützte er ihn.
    »Urs hat mich vor Larry und Sergey abgeschirmt«, behauptete Gerald. »Ich hatte ein prima Leben, weil ich tun konnte, was ich wollte.« Schließlich entschied er, dass er dieses prima Leben in Europa führen wollte, und ebnete damit den Weg für eine letzte – vielleicht wahre – Geschichte für den Reigen der Gerald-Legenden.
    »Als Gerald in unserem Schweizer Büro arbeiten wollte«, so hatte Jeff Dean gehört, »schaffte er es irgendwie, einen Kanton außerhalb Zürichs dazu zu bewegen, ihre Steuergesetze für Aktienoptionen zu ändern. Ich weiß nicht, ob sie es wegen ihm getan haben, aber es würde zu ihm passen.«
    Für mich repräsentierte Gerald das unerreichbare Ideal des cleveren Händlers. Wenn ich Verträge hereinbrachte, auf denen die rote Tinte noch feucht glänzte von den abgeschlachteten Gewinnspannen besiegter Händler, dann rümpfte Sergey die Nase. »Die Konditionen kommen mir nicht gerade vorteilhaft vor. Vielleicht sollten wir Gerald mit ihnen reden lassen.« Aus seinem Vorschlag hörte ich heraus: »Ruf den Herrscher der höchsten Rabatte herbei! Lass ihn den Kadaver abnagen und das Knochenmark aussaugen!« Vielleicht waren meine Ängste übertrieben, aber ich kannte Gerald. Wenn er auf meinen Vertragspartner losgelassen wurde, so zerstörte das jegliche Hoffnung auf einen zukünftigen Gefallen seitens meines Lieferanten. Das Schreckgespenst beflügelte mich, die Daumenschrauben anzulegen, was meistens genügte, um die Konditionen ausreichend zu verbessern. Die Handelsvertreter, mit denen ich zu tun hatte, werden nie erfahren, was für einen Gefallen ich ihnen damit tat, sie auszupressen, so sehr ich nur konnte.
    Denk in

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