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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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einsparende, stahlharte Schneide mit österreichischem Akzent und blondem Igelhaarschnitt. Weißblaue Funken schimmerten auf seiner eckigen Brille und erleuchteten sein Jack-Nicholson-Grinsen und die Luft knisterte, wenn sie in die Furchen seiner Brauen kroch. Bevor ich mich mit Gerald traf, überprüfte ich, ob meine Schuhe Gummisohlen hatten, und dankte Gott, dass er mir nicht als Verhandlungspartner am Tisch gegenübersaß. Noch immer gibt es Teilehersteller, die zusammenzucken und nervös blinzeln, wenn sein Name fällt. Nach einem Vertragsabschluss mit Gerald weigerte sich ein Händler, je wieder mit Google zu sprechen, es sei denn, wir akzeptierten schon im Vorfeld und ohne weitere Diskussionen seinen Preis. »Ihr seid zu harte Verhandlungspartner und wir verdienen keinen Pfennig«, beklagte er sich.
    »Gerald ist vermutlich der am schwierigsten zufriedenzustellende Mensch auf diesem Planeten«, bestätigte George. »Er will alles für nichts, will es schneller haben, als geliefert werden kann, und es muss seine gewünschten Spezifikationen erfüllen, die durchaus unrealistisch oder bizarr sein können.«
    Jeff Dean hörte, wie Gerald konkurrierende Händler miteinander telefonieren und sich gegenseitig unterbieten ließ, bis einer von ihnen ausstieg und der andere bei einem Preis angelangt war, den Gerald zu bezahlen bereit war.
    Als Google Rechenzentrumskapazitäten in Dublin benötigte, ging Gerald zu allen drei großen Anbietern und spielte sie gegeneinander aus, um das beste Angebot zu bekommen. Wer zeigte die größte Bereitschaft, den Wettbewerbspreis zu unterbieten, um Googles führender Partner zu werden? Wer war am stärksten bereit, zu verzichten, um für zukünftige Geschäfte Fuß zu fassen? Erst nachdem er alle eingeschüchtert und zu großen Konzessionen gebracht hatte, unterschrieb er einen Vertrag – mit allen dreien. Er brauchte so viel Kapazität, wie er bekommen konnte, es wäre jedoch nicht von Vorteil gewesen, diesen Umstand bereits früher verlauten zu lassen.
    »Dieser Mann hatte eine Vorliebe für Billiges«, erinnert sich Hardwaredesigner Will Whitted, der eng mit Gerald zusammengearbeitet hat. »Ich liebte ihn dafür innig. Jedes Mal, wenn du ihm den Preis von irgendetwas genannt hast, fand er es zu teuer. Der Bursche hat mich in den Wahnsinn getrieben, aber er hatte fast immer recht. Er ist brillant.«
    »Das ist lächerlich«, sagte Gerald über den Preis für die Gehäuse unserer Server. »Wir zahlen doch nicht 300 Dollar für ein Stück Blech.« Er überzeugte Urs, die Gehäuse abzuschaffen und ein offenes Design zu bevorzugen, so wie er es bei den Brotgestellen in Charlies Küche gesehen hatte. Die Abwesenheit eines Gehäuses erleichterte das Bedienen ungemein.
    »Es gab kein Teil, das ich nicht in weniger als 30 Sekunden austauschen konnte«, erwähnte Whitted über seine Umsetzung von Geralds Idee. »Das erlaubte uns, weniger Techniker im Rechenzentrum zu beschäftigen. In den USA liegt der Schnitt bei einem Techniker pro 30 Geräte. Google ließ 3000 Geräte je Techniker laufen, weil es keine Gehäuse gab.«
    Da sich Geralds Kompetenz vom niedrigsten Hardwareniveau bis zu der Software erstreckte, die darauf lief, konnte er Einsparungsmöglichkeiten erkennen, die andere übersahen. Und das, obwohl Gerald laut Whitted »große Angst vor Strom hatte. Er war davon überzeugt, einen tödlichen Stromschlag zu erhalten, wenn er etwas berührte, das mit fünf Volt geladen war.«
    »Das stimmt nicht«, beharrte Gerald. Er bestreitet die meisten der Geschichten, die seine ehemaligen Kollegen über ihn erzählen. Er dementiert, dass ein Händler Kisten mit Computerzubehör einfach in unsere Einfahrt kippte und davonfuhr, nachdem ihm klar geworden war, dass er bei dem Geschäft draufzahlte. Bogdan Cocosel, der mit Gerald zusammen an der Hardware arbeitete, versicherte mir, dass die Geschichte wirklich passiert sei. Und als sie die Lieferung dann testeten, funktionierte nur die Hälfte der Maschinen. Glücklicherweise kannte sich Gerald so gut mit Hardware aus, dass er wusste, wie man sogar Problemteile rettete.
    Es gab noch andere Geschäfte. Als Google Rechenzentrumskapazitäten in Atlanta benötigte, sprach Gerald das gerade pleitegegangene Unternehmen Cable and Wireless an. Er kaufte ihnen für 1,5 Millionen Dollar Ausstattung im Wert von 80 Millionen ab. Mir gegenüber gestand er ein, dass ein Rabatt von 95 Prozent ein einigermaßen gutes Geschäft sei.
    Gerald verhandelte mit

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