Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
kurze Pause und hoffte in den Gesichtern der angesprochenen Gruppe eine Art Bestä tigung lesen zu können. In der Regel war das nicht so leicht. Er war manchmal einfach zu freundlich. Dieses Mal hatte er allerdings Glück. Ein vielseitiges Kopfnicken kündigte Zustimmung an. Erleichtert schloss er die Vorstellung: »Das wäre erst einmal alles.«
Neugierig traten sie weiter in den Raum ein, wobei David unachtsam mit einem Assistenzroboter zusammenstieß und sich an einem scharfen Werkzeug dabei einen schmerzhaften Schnitt am linken Oberschenkel zuzog: »… Ah, verfluchter Dreck.«, sagte er mit leicht verzogenem Gesicht. Dimitri drehte sich zu ihm um: »Was ist denn... Ach verdammt noch mal. Wie oft denn noch Herrschaften. Assistenzroboter dürfen nicht mit Werkzeug durch die Gegend fahren, die bleiben dann am Platz oder werden abgerüstet. Zu welchem Team gehört der?«
Vorsichtig begutachtete er die frische Wunde, wä hrend die Anderen sich nur fragend ansahen. Achselzucken und Unentschlossenheit waren alles, was Doulakis zu diesem Zeitpunkt erntete. »Und dann will es wieder keiner gewesen sein. Wir haben beinahe das 22. Jahrhundert, aber diese Kindereien werden uns wohl noch weitere hundert Jahre erhalten bleiben, oder was?«
Diese Frage war offensichtlich rhetorischer Natur, weshalb ihm niemand antwortete. Ein wenig wü tend und genervt brachte er seine Sorge vor: »Hat dich ja ordentlich aufgeschlitzt. Das sind gute fünf Zentimeter.« Er führte David zu einem nahe gelegenen Verbandskasten und angelte umständlich eine Kompresse heraus. Diese drückte er dann etwas ungeschickt auf die Wunde und übergab sie David mit den Worten: »Und immer schön pressen.« Seinen etwas deplatzierten Kommentar darauf konnte sich David gerade noch verkneifen. Immerhin waren sie hier nicht im Kreißsaal und er war hoffentlich auch nicht im Begriff, ein Kind zu gebären.
Etwas resigniert fuhr Doulakis fort: » Also schön, nächster Halt Krankenstation. Zum Glück auf der gleichen Ebene. Und jetzt weißt du auch gleich, weshalb, David.« Er sah ihn an. David versuchte abzuwehren und hob beschwichtigend die Hände: »Nein, das geht schon. Ist doch nur ein Kratzer.« Dimitri gab indes nicht so leicht auf: »Ich bin der Leiter dieses Forschungsbereichs und ich sage – oh ja. Die Wunde muss geschlossen werden. Du stehst vermutlich unter einem kleinen Schock. Außerdem weiß keiner, ob die Klinge nicht kontaminiert war. Infektionen oder Vergiftungen wollen wir doch wohl von vornherein ausschließen, oder?« Doulakis wurde mit den letzten Worten energischer und ließ keinen Raum für Diskussionen.
Die drei anderen durften sich in der Zwischenzeit im Labor umsehen und den Experimenten beiwohnen. David ging, in Dimitris Obhut, direkt zur Krankenstation. Bevor die Schiebetü r zum Laborbereich sich automatisch schloss, warf er jedoch noch einen letzten Blick auf dieses faszinierend eigensinnige Mädchen. Sie blickte auf und sah ihn an. David musste vor Verlegenheit lächeln, doch sie wirkte irgendwie abwesend. Ohne erkennbare Regung ihrerseits schloss sich die Tür wieder. Anne... Ein schöner Name , wie David fand.
Der Schnitt war tief, doch kein muskulä res Gewebe betroffen. Eine Krankenschwester desinfizierte ihn und nahm eine Probe, um eine Vergiftung auszuschließen. An ihrem Kittel trug sie eine Identifikationskarte. Sophie Deveraux. Sie trug eine interessante Brille, während sie den Schnitt untersuchte. Irritiert gab David seiner Neugier Freiraum: »Was ist das denn? Ich dachte Brillen trägt man schon seit über 30 Jahren nicht mehr.« Sie sah ihn offen an: »Das ist auch keine normale Brille, junger Mann. Ähnliche Fabrikate werden ja schon seit einigen Jahren in der Industrie eingesetzt. Man nennt es ‚augmented reality‘ oder erweiterte Realität. Bilder, die einem das Innere des betrachteten Gegenstandes ‚ergänzen‘ werden auf die Brille projiziert.«
Sie drehte sich zu einem Holo-Pad, um Diagnosedaten mit dem System abzustimmen. Dabei redete sie ohne zu zö gern weiter. Scheinbar beherrschte sie ihre Tätigkeit wie im Schlaf: »Doch in der Industrie sind die Ergänzungsbilder leichter zu generieren. Dort gibt es Baupläne oder es kann Röntgentechnik eingesetzt werden. Bei lebendigem Gewebe ist das etwas schwieriger. Das eigentliche Geheimnis ist also im Grunde nicht die Brille, sondern die Bildherkunft. Ein Phasen-Resonanz-Scanner durchleuchtet dich gerade und sendet mir kabellos ergänzende Bilder von
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