Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
dir.«
Augenblicklich sah sich David im Zimmer um. Es schien, als suchte er eine winzige Mü cke, die ihn des Nachts mit ihrem hellen Summen geweckt hatte. Sophie Deveraux musste schmunzeln: »Genau so habe ich auch einmal geguckt. Doch wie dem auch sei. So sehe ich nicht nur deinen Arm, sondern auch Muskelgewebe, Sehnen, Blutgefäße, oder was immer mir gerade weiterhilft. Bei dir handelt es sich nach diesen Bildern eindeutig um eine oberflächliche Verletzung. Muskeln, Sehnen und Arterien sind vollkommen in Ordnung. Ich werde die Öffnung jetzt mit Gewebekleber verschließen und einen Verband anlegen. Der Rest heilt dann von selber, aber du solltest dich noch etwas schonen. Mehr werde ich da jetzt nicht machen.«
Sie lä chelte David an. Dieser sah sie nur verdutzt an und fand dann langsam seine Sprache wieder: »Aber es gibt doch seit etlichen Jahrzehnten HUD-Kontaktlinsen. Sie wissen schon … Projektion von Uhrzeit, Blutzuckerspiegel oder ergänzenden Informationen der Umgebung direkt auf die Netzhaut des Auges.« Umgehend kam Deverauxs Antwort: »Gegen die Dinger habe ich zum Glück eine Allergie.«
Als sie Davids verstä ndnislosen Blick sah, präzisierte sie ihre Erklärung: »Ich persönlich finde es nicht so schön, wenn man die Augen schließt und dann trotzdem noch die Uhrzeit sieht. Regelmäßig wird von Fehlfunktionen berichtet und der Folterskandal vor zehn Jahren …«
David erinnerte sich dunkel. Zu d iesem Zeitpunkt war er gerade einmal elf Jahre alt gewesen. Der Bericht lief in den Nachrichten. Die Gefangenen eines Geheimdienstes wurden mit Bildern oder schlichter Helligkeit rund um die Uhr gefoltert. Er hatte sich damals nichts dabei gedacht, doch jetzt erkannte er die Tragweite dessen sehr genau. Mit dem Schließen der Augen konnten wir Menschen unsere Umgebung ausblenden. Mit solchen Kontaktlinsen brachte dies jedoch rein gar nichts mehr, da die Bilder unter dem Augenlied entstanden. Als Opfer hatte man nicht die geringste Chance, sich diesem Einfluss zu entziehen. Eines gar nicht fernen Tages würde man dafür jedoch keine Kontaktlinsen mehr benötigen. Die Informationen würden dann direkt ins Gehirn gespeist werden, als implizites Wissen, da war sich David sicher.
Wir Menschen sind wirklich krank , dachte er. Wenn es darum geht, einander Schaden zuzufügen, sind wir echt kreativ.
Er schü ttelte den Gedanken wieder ab und kam zurück auf ihre Supermann-Röntgen-Brille: »Und ich dachte, ich wäre ein Technikfreak. Aber aus anderen Wissensgebieten gibt es immer wieder was, wovon man überhaupt keine Ahnung hat. Sehen sie, und das macht mir so einen höllischen Spaß – immer etwas Neues zu entdecken. Ich werde ja leider nicht ewig auf Zerberus bleiben und irgendwie vermisse ich das alles hier jetzt schon.«
Verstä ndnisvoll sah sie ihn einen Moment lang an. David hatte sogar den Eindruck eine seichte Form von Mitleid in ihren Augen zu erkennen. Kurz darauf verschwand der Ausdruck und sie wandte sich wieder ihrem Analysegerät zu. Der Probenschnelltest ergab keine giftigen Elemente, Viren oder Bakterien: »Alles im normalen Bereich.«, stellte die Schwester fest. Sie schenkte ihm noch ein aufmunterndes Lächeln und verschwand dann im Nachbarraum.
In diesem Augenblick betrat e in groß gewachsener Mann das Behandlungszimmer. Seine Bewegungen enthielten eine professionelle Selbstverständlichkeit, die David verriet, dass dieser Mann an Bord etwas zu sagen hatte. Doulakis begrüßte ihn freundlich. Er reichte ihm die Hand und klopfte ihm mit der anderen auf die Schulter: »Hallo Frank. Machst dich ja rar in letzter Zeit, was? Wie geht es eigentlich Agnes und den drei Kleinen?« Frank erwiderte die Begrüßung wärmstens: »Hi, Dimi. Danke, uns geht es allen prächtig. Und bei dir? Wie geht es Miranda?« Dimitri sah ihn etwas verlegen an: »Ich denke, ihr geht es gut. Habe in letzter Zeit einfach wenig Zeit für sie, weißt du? Und dann noch ihr Schichtdienst beim Sicherheitstrupp... Aber hey, was läuft schon perfekt?«
Frank sah Doulakis einen Mome nt lang nachdenklich an und wandte sich dann an David: »Und welchen jungen Mann haben wir hier? Ich habe dich noch nie zuvor gesehen und das will schon was heißen. Als Chefarzt dieser Station kenne ich eigentlich jeden an Bord. Mein Name ist Frank Meinhardt. Den Oberstleutnant schenken wir uns mal.« Mit diesen Worten streckte er David seine Hand entgegen.
Zö gerlich ergriff dieser sie: »Ich heiße David Lazare.« In Gedanken baute er
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