Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
was sie insgeheim längst vorausgesehen hatten. Glücklicherweise gab es auch im Weltraum Nahrung zum Mitnehmen. Zwei kurzerhand hervorgezauberte Sandwiches wirkten auf die düsteren Gemüter wie eine Bekehrung. Jamals Mimik verriet Erleichterung pur.
Wä hrend er dankbar nach dem Brot griff, entfuhr es ihm: »Leck mich doch...« Davids Blick wechselte von Jamal zu Astrid, zu Britta, dem Sandwich und wieder zu Jamal: »In Anbetracht des Essens keine konkurrenzfähige Aufforderung.«, sagte er. »Aber vielen Dank. Wirklich weitsichtig von euch.«
In Jamals Mund kämpften daraufhin Essensbrocken und Dankesworte um den nötigen Platz. Am Ende unterlagen klar die Worte. Sie klammerten sich verzweifelt in seiner Kehle fest, wurden dann aber mit dem Brotbrei wieder in die Tiefe gerissen. Der Dank kam dennoch an. So ganz ohne Belehrung kamen die Jungs aber trotzdem nicht davon: »Weitsichtig? Nicht, wenn man euch kennt. Das nächste Mal einfach die Weckfunktion aktivieren. Kommt jetzt, wir sind spät dran.«
Am vereinbarten Treffpunkt wartete bereits eine attraktive Frau um d ie 40. Ihre legere Kleidung verschleierte ihre Position in der Stationshierarchie allerdings sehr gut. Ihre sanften Gesichtszüge verliehen ihr einen Hauch von Würde. Der Haarschnitt war sportlich kurz. Personal aus Forschung und Produktion bevorzugte meist den funktionalen Look.
Sie stellte sich der Gruppe als Dr. Susanne Berghoff vor – Chefingenieurin für Hydroponik und Biokulturen. Eines machte sie allerdings von vornherein deutlich. Für spätere Gespräche legte sie nur auf ihren Vornamen Wert. Jamal beugte sich zu David herüber und flüsterte: »Wie kommt ein Typ wie dieser Josua Berghoff an so eine Frau? Ist doch wirklich immer dasselbe. Er sieht aus wie Knüppel auf den Kopf und sie...« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. Manches im Leben war durch Logik einfach nicht zu erklären.
» Hat die Komplexe?«, schloss er resigniert. David zuckte die Schultern. ‚Hydroponik‘ und ‚Biokulturen‘ klangen hingegen höchst interessant. Aufmerksam folgte er Susannes Vortrag. Die Gruppe wurde immer tiefer in den Forschungsbereich hineingeführt.
» Meinen Mann Josua habt ihr ja bereits am ersten Abend kennenlernen können.« Diesmal drehte Jamal nur seinen Kopf ein Stück zur Seite, sah David an und rollte die Augen zur Decke. Susanne blieb diese Geste verborgen und selbst wenn, hätte sie sie vermutlich nicht zu deuten vermocht.
» Sein Aufgabenfeld Genetik spielt natürlich auch in meinen Bereich mit hinein. Die Hauptaufgabe ist es für meine Mitarbeiter und mich nämlich, die Herausforderung einer nachhaltigen Ernährung von vielen Milliarden Menschen zu meistern. Agrarland auf der Erde verknappt durch Erosion, Verödung oder schlichtweg Überflutung stetig. Daher baute man schon vor etlichen Jahrzehnten in die Höhe. In solchen mehrstöckigen Agrar-Türmen stieg der Ertrag pro Quadratmeter Bodenfläche natürlich gewaltig, doch die Ansprüche der Menschen stiegen mit. Funktionales Essen, gesund, heilsam, wohlschmeckend und möglichst kostenlos, um nur einige Wünsche zu nennen.«
Am liebsten hä tte sie diesen Leuten einmal erklärt, welcher Entwicklungsaufwand dahinter steckte, das sah man ihr an. Doch egal wie laut man schrie, die Wahrheit wurde nur ungern zur Kenntnis genommen. Kassandra aus der griechischen Mythologie war das beste Beispiel dafür. Den drohenden Untergang Trojas durch die Griechen hatte ihr damals auch niemand geglaubt.
Susanne spielte Erschö pfung vor und atmete tief ein. Dann straffte sie sich wieder und sprach weiter: »Eines der Hauptprobleme ist der Phosphorkreislauf. Ein winziges Element und so essentiell wie Wasser. Die Hungersnöte und darauf erfolgte militärische Konflikte gegen Mitte dieses Jahrhunderts kennen wir alle nur noch aus Aufzeichnungen. Mangelnder Phosphor war der Auslöser. Millionen toter Menschen, weil es keinen Kunstdünger mehr gab. Auf der Erde verschwand er durch Auswaschung in den Ozeanen. Etliche Tonnen wurden nichtsahnend einfach durch die Toiletten gespült. Sind wir ehrlich: Die Gefahr wurde zu Anfang des 21. Jahrhunderts komplett unterschätzt oder ignoriert. Vor allem von den Industrienationen Europas.«
Sie set zte eine nachdenkliche Miene auf. Vermeidbares Leid schien ihr so gar nicht zu passen. Offenbar hatte sie aber auch Positives zu berichten. Ihr Gesichtsausdruck hellte sich wieder merklich auf, was sich auch in ihrer Stimme widerspiegelte: »Bei uns hier oben wurde
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