Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)

seinen Stuhl frei.
    Die Gruppe ernannte dreistimmig David zu ihrem ausfü hrenden Organ und dieser nahm mit gespieltem Widerwillen Platz. Mit leuchtenden Augen sahen alle gespannt auf das bereitstehende holografische Interface. Mit einer beinahe zeremoniell wirkenden Geste reichte Jamal David den Datenkristall. Gehirn-Doping für Gooliath. Emotionen auf Rezept.
     
    Währenddessen:
    Sein Brustkorb hob und senkte sich. Langsam wurde er sich seiner Existenz bewusst. Hilflos war er z u diesem Zeitpunkt dennoch, doch sein Schöpfer würde ihn beschützen. Er würde für ihn sorgen, ihn hegen und pflegen. So lange, bis er auf eigenen Beinen stand. Danach würde er ihm eine Aufgabe stellen. Etwas, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Doch hätte sein Leben dadurch automatisch auch einen Wert? Würde er gut oder böse und wer würde das entscheiden?
    Eine groß gewachsene, männliche Gestalt betrat den Raum. In diesem schummrigen Kinderzimmer fiel kein Lichtstrahl auf das Gesicht des Mannes. Er trat langsam an die karge Schlafstätte seines Schützlings heran. Mit seiner linken Hand strich er ihm fast zärtlich über den Kopf. Die erste Zuneigung, die erste Liebe. Die erste Wärme in dieser kalten Welt.
    Hallo Vater, ich werde gehorchen.

20.  Erfolg
    der; Positives Ergebnis einer Bemü hung. Eintreten einer beabsichtigten, erstrebten Wirkung. Erreichen eines gesetzten Zieles.
     
    Jung, dynamisch, erfolglos.
     
    Das spaßige Motto des Quartetts bedurfte dringend einer Überholung. Wie im Fluge war der Nachmittag vergangen. Kommandant Lazare schien mit den Resultaten der Testreihe überaus zufrieden.
    Der Systemtest sah insbesondere die Simulation verschiedener emotionaler Zustä nde bei Gooliath vor. Ein merkwürdiges Erlebnis, als man per Knopfdruck dieses Allmachtswesen vom Weinen zum Lachen und zu einem kontrollierten Wutausbruch bringen konnte. Irreal, wie ein rosa Elefant. Gooliath erlebte buchstäblich eine Achterbahn der Gefühle. Wie ein Teenager in der Pubertät.
    Danach war das Emotionsmodul vollstä ndig deaktiviert worden. Gooliath hatte seine Empfindungs-Injektion gut überstanden. Inwieweit diese Erfahrung sein neuronales Netz nachhaltig beeinflusst hatte, war im Moment allerdings schwer zu erfassen. In den nächsten Tagen würden weitere Tests stattfinden. Das erhoffte Ziel war jedoch klar definiert. Obwohl Gooliath zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits anhand von Stimmlage, Mimik und Gestik eines Menschen auf dessen emotionalen Zustand schließen konnte, waren Motivation und Vorhaben dieser Person für ihn nicht zu erfassen. Eine Lüge wurde entlarvt, der Grund hierfür jedoch nicht.
    Bis zum heutigen Tag war das Wort ‚ Gefühl‘ für Gooliath ein rein theoretischer Begriff. Das neue Modul versetzte ihn von nun an in die Lage, Gefühle zu verstehen. Er konnte ihre Wechselwirkungen real erleben und analysieren. Im besten Fall könnten Menschen ihre wahren Absichten nicht länger vor ihm verbergen. Eine Welt ohne Geheimnisse. Wozu diese Fähigkeit genutzt werden würde, stand auf einem anderen Blatt.
    Im Freizeitbereich ließ en die vier Studenten das Erlebte noch einmal Revue passieren. Auf dem gesamten Weg vom Sicherheitsbereich zur Freizeitlounge sprachen sie kein einziges Wort miteinander. Jeder hing seinen eigenen, beflügelten Gedanken nach. In der Cafeteria ging schließlich eine fast greifbare Euphorie von ihnen aus. Leuchtende Kindergesichter beim Anblick eines Regenbogens.
    Jamal machte sich als erster Luft: » Der absolute Knaller. Ich wette, so was macht sich ganz nett in meinem Lebenslauf. Ich kann meinen Führungsposten schon beinahe riechen.« Die beiden Frauen grinsten ihn beipflichtend an. Sie fühlten sich, als hätten sie wahrlich etwas erschaffen. Durch sie war eine Art neues Leben entstanden und sie waren sowohl Auslöser als auch Zeugen seiner Geburt. Auf der anderen Seite brachte dieses Projekt auch jede Menge Prestige.
    « Und Gooliath?«, fragte Astrid. »Der sieht doch echt stark aus, oder?« Brittas Antwort kam ohne Zögern: »Ja, wie aus einem Prospekt für Psychopharmaka! Das Ding ist irgendwie unheimlich, finde ich?« Jamal schloss sich der Initiatorin dieses Themas an: »Also ich fand den gesamten Auftritt einfach nur genial. Eine sehr dichte Atmosphäre. Beinahe wie inszeniert.« »Außerdem ist er zu unserem Schutz hier, schon vergessen?«, fügte Astrid nach einer kurzen Pause hinzu.
    David wirkte nachdenklich. Entgegen einer ausgelassenen Freude schien er abwesend. Er