Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Kalkulation mit einbezogen hatte. Schmerzhaft kollidierte er mit ihr und hätte um ein Haar sämtliche Getränke vom Tisch gefegt. Mit höflicher Zurückhaltung kicherten die Mädchen. Jamal war offenherziger. Ein gutturales Lachen dröhnte ihnen von seiner Tischseite entgegen. Beinahe wäre er vor Freude von seiner Sitzbank gerutscht.
Im ersten Augenblick wusste David gar nicht, was ihm mehr zu schaf fen machte. Der pochende, dumpfe Schmerz im linken Oberschenkel oder seine Rolle als Zentrum kollektiver Freuden. Er entschied sich nach kurzem Überlegen für den Schmerz. Fast übertrieben intensiv rieb er sich das Bein. Die peinliche Situation überspielte er mit Schamesröte und einem ausweichenden Lächeln.
» Hi Anne.«, sagte er mit ausgestreckter Hand. Die Geste wirkte von der Seite betrachte vollkommen skurril. Durch das schmerzende Bein hatte David seinen Oberkörper immer noch nach vorne gebeugt. Aus dieser devoten Position heraus glich seine Haltung der eines 80 jährigen Bergbauarbeiters mit Hexenschuss. Einzig der Krückstock fehlte.
Zu Annes groß en Stärken schien jedoch eine enorme Portion Empathie zu gehören. Davids Scham war offensichtlich. Aus irgendeinem Grund konnte sie das selber kaum ertragen: »Setz dich doch und rutsche ein Stück, ja? Dann können Rebecca und ich uns auch setzen. Zur Begrüßung muss man ja nicht unbedingt stehen.« Dankbar kam David dieser Order nach. Ohne die Haltung seines Oberkörpers zu verändern, ließ er sich einfach nach hinten sinken. Zu seinem Glück war die Sitzbank noch an Ort und Stelle.
Jetzt liefen die Begrüß ungen kreuz und quer. Anne kam nicht umhin, Rebecca der Gruppe ordnungsgemäß vorzustellen: »Rebecca studiert und forscht im Feld ‚Zerebrale Programmierung‘. Sie ist noch ein Frischling, also noch keine zwei Jahre an Bord.« Das Wort ‚Frischling‘ schien Rebecca nichts auszumachen. Vermutlich war es ein gängiger Begriff für die jüngeren Semester. Sie wirkte darüber hinaus bescheiden und zurückhaltend.
Astrid war neugierig: » Zerebrale Programmierung? Mein Latein ist nicht auf dem neuesten Stand, aber...«, sie zögerte, bis sie schließlich ihre Frage beendete: »Baut ihr an Gehirnen rum?« Die Intensität ihres Interesses unterstrich sie mit in Falten gelegter Stirn. Rebecca lächelte. Das entstandene Grübchen auf ihrer Wange verstärkte ihr kindliches Erscheinungsbild. Einen Moment lang sortierte sie die Worte für ihre Antwort. Die vielen neuen Gesichter schienen sie ein wenig zu verunsichern. Zögerlich erklärte sie: »So würde ich das nicht ausdrücken. Wir sind ja keine Metzger.« Sie blickte in die Runde. Die freundlichen Gesichter ließen ihre Anspannung sinken.
» Aber das Gehirn hat mich schon immer wahnsinnig interessiert, wisst ihr? Erinnert ihr euch vielleicht noch an die Versuche, in denen Babys die Sprachen von Tieren erlernen sollten? Einfach großartig.«
Die aufsehenerregende Studie war allseits bekannt. Um 2018 herum, war es es einer franzö sisch-brasilianischen Forschergruppe gelungen, Babys über mehrere Jahre hinweg eine Tiersprache als zweite Muttersprache beizubringen. Ausgelassen sprach Rebecca weiter: »Soweit ich weiß, schaffte man es mit Affen und Delphinen besonders gut. Je intelligenter das Tier, desto komplexer aber auch differenzierter war die spätere Kommunikation mit einem Menschen.«
Jamal war verblü fft. Natürlich hatte er bereits von diesen Studien gehört. Ein Gespräch mit einem Delfin konnte er sich dennoch nicht so recht vorstellen: »Entschuldige bitte Rebecca, aber wie soll denn so was mit Delfinen funktioniert haben.«
» Mit Hilfe von akustischen Übersetzern. Schall-Ultraschall-Wandler. Aber mit solchen technischen Dingen kenne ich mich eher weniger aus. Das Tolle war jedenfalls, dass die Babys und späteren Kleinkinder tatsächlich Informationen mit den Tieren auszutauschen vermochten. Sie konnten sich zum Beispiel gegenseitig um etwas bitten und in der Regel befolgte der andere die Aufforderung. Als schöner Nebeneffekt der Studie waren alle Kleinkinder nachweislich emotional stabiler und ausgeglichener. Ist doch genial!« Die letzten Worte sprudelten förmlich aus ihr heraus. Diese Begeisterung für Neues und der Durst nach Wissen waren es, die einen nach Zerberus bringen konnten. Aber natürlich war auch eine einflussreiche Familie nicht schädlich.
Aus irgendeinem Grund war Britta nicht so recht angetan von Rebecca. Sie war ihr zu pü ppchenhaft. Eine Eigenschaft, die
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