Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)

sie für Männer garantiert interessant machte, auf andere Frauen aber den gegenteiligen Effekt hatte. Zugegebenermaßen klang ihr Forschungsfeld vielversprechend. Mit ehrlichem Interesse, jedoch wenig überschwänglicher Freundlichkeit, fragte sie nach: »Alles schön und gut, aber wo genau kommt die Programmierung ins Spiel?« Rebecca schien Brittas leichte Kälte nicht zu bemerken oder sie ignorierte sie unbemerkt: »Du hast recht. Im Grunde war das eben nur eine nette Anekdote. Die eigentliche Herausforderung unserer Zeit ist eine viel schwierigere. Die Lerngeschwindigkeit von Gehirnen ist nämlich leider endlich.«
    Dies e Erkenntnis klang wenig überraschend, doch vielleicht würden es die gezogenen Schlüsse sein: »In allen Wissensbereichen, vor allem aber den Naturwissenschaften wie Physik, Mathematik oder Chemie, baut Wissen immer auf Grundwissen auf. Der Lernprozess ist immer sehr lang und mühselig. In einer Leistungsgesellschaft ist jedes gesparte Lehrjahr von wirtschaftlichem Wert.« David ließ sich hörbar in die Lehne fallen. Kopfschüttelnd resümierte er: »Funktion, Leistung, Erfolg. Klingt irgendwie nicht sehr romantisch. Das Menschsein wird reduziert. Wo bleiben da Spiel, Liebe und Glück?«
    Rebecca war perplex. In ihren bisherigen Lektionen kam diese Sicht der Dinge wohl eher weniger zum Tragen. Ihr Forschungsfeld war bahnbrechend, das wusste sie. Dennoch sä ten diese wenigen Worte einen gewissen Zweifel in ihr: »In der ‚Zerebralen Programmierung‘ versuchen wir jedenfalls, das nötige Basiswissen schon vor der Geburt, also pränatal einzupflanzen. Der Lernprozess wird dann verkürzt und...«, sie brach nachdenklich ab. Offenbar fragte sie sich, ob etwas dran war. Würden Menschen eine so gute Technologie für etwas Schlechtes einsetzen? Wie fühlte sich wohl damals Alfred Nobel, als er erkannte, was man mit seinem guten Dynamit so alles anstellen konnte?
    Anne sah David tadelnd an . Sein Panzer der Sicherheit brach unter ihrem Blick. Unsicher rieb er seine Hände. Sie sorgte für Ablenkung: »Mal ehrlich, wir sind ja wohl alle nicht wegen der schönen Aussicht hier oben, oder?« Selbstsicher begann sie, von ihren Aufgaben zu berichten. David hörte nun wieder gespannt zu. »Den Disput mit Dimitri über meine Plasmafelder konntet ihr ja life miterleben. Aber nur wenige wissen, wozu ich die eigentlich benötige.«
    Herausfordernd drehte sie sich zu David um: » Na, du weißt doch immer alles. Dann mal los.« Offensichtlich wollte Anne ihn für seine grobe Art, Rebecca so eiskalt vorzuführen, ein wenig schmoren lassen. Jamal entfuhr ein unterdrücktes Kichern. David war nah am zweiten Rot des Abends. Mit großen Augen sah er sie fragend an. Als sie nicht reagierte, sagte er unschlüssig: »Ich, ähm. Keine Ahnung, vielleicht eine neue Art Computer? Oder Sonnenforschung?«
    Triumphierend und nachsichtig zugleich sah sie ihn an: » Leider falsch. Die Plasmafelder sind nur Mittel zum Zweck. Eigentlich interessiert mich die Quantenmatrix.« Mit dem Wort ‚Quant‘ warfen die Menschen ja nun schon seit Jahrzehnten inflationär um sich. Forschungen an einer Quantenmatrix klangen ebenso nebulös, wie die Frage nach dem Sinn des Lebens. Anne sah David tief in die Augen.
    Die res tlichen Personen am Tisch schienen ihm für einen Augenblick um Lichtjahre entfernt. Nur sie und er waren geblieben. Ein zeitloses Gefüge, für die Ewigkeit geschaffen. Dann gab die Stille ihrer Stimme Raum: »Die Quantenmatrix wird von manchen Leuten als möglicher Weg zum ‚Ich‘ eingeschätzt. Einige hier auf Zerberus halten mich deshalb für bescheuert.« David sah gebannt zurück. So wie Mogli im Dschungelbuch zur Schlange Kaa. ‚Bescheuert‘ passte in keiner Weise zu diesem wundervollen Mädchen. Annes abschließende Worte waren geradezu hypnotisierend: »Ich bin auf der Suche nach der Seele.«

21.  Freude
    die; Spontane, emotionale Reaktion auf eine angenehme Situation, Person oder Erinnerung von variierender Intensitä t. Ausdruck der Erfüllung aller augenblicklichen seelischen Bedürfnisse.
     
    Ein Abend von seltener Intensität. Soweit es David betraf, der schönste seines Lebens. Es wurde noch so vieles gesagt, doch die Worte an sich hatten für ihn keine Bedeutung mehr. Sie war da, das war alles, was zählte.
    Aus einem komplexen biochemischen Vorgang heraus erwuchs ein Gefü hl der Zuneigung. Wer besonderes Glück hatte, der rief bei seinem Gegenüber eine vergleichbare Reaktion hervor. Und Anne