Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
setzte Annes Schauspiel zum Höhepunkt an. Ihre Reise endete an dem Planeten, an dem sie begonnen hatte. Sie umschwebten die Erde in respektvollem Abstand. Die Musik klang allmählich ab, als Anne zu flüstern begann: »Und jetzt das Feuerwerk... Deine Namensvettern in Aktion.«
Ein Kome t flog vorüber. Auf seiner Reise hinterließ er etliche Bruchstücke, die ihm wie ein nebelartiger Schweif folgten. Anne und David waren mittendrin. Die Szenerie war unglaublich real, der Komet zum Greifen nahe. Schließlich kam die Erde wieder ins Blickfeld. Sie durchkreuzte die Meteoritenspur, wodurch das eigentliche Schauspiel seinen Anfang nahm.
Die Perspektive ä nderte sich ein letztes Mal. Ihr virtueller Flug setzte sie wieder auf der Erde ab, den Blick dem Abendhimmel zugewandt. Als die Meteoriten die Erdatmosphäre berührten, begannen sie zu glühen. Erst vereinzelt, glühte binnen Sekunden der komplette Strom. Tausende und Abertausende von glühenden Streifen durchzogen den schwarzen Nachthimmel.
Ehrfü rchtig überließen ihnen sogar die Sterne für einen Moment ihre Bühne. Als hätte ein Rudel wilder Löwen mit ihren feurigen Pranken die Sternenkuppel in brennende Streifen geschlitzt.
Gemeinsam fü hrten die Meteoriten ihre vergängliche Symphonie vor. Ein natürlicher Feuersturm am Horizont und atemberaubend schön. Kein irdisches Planetarium hätte je eine so gewaltige Bildpracht generieren können.
Das Leuchten erhellte den gesamten Raum. Es ergriff sogar Besitz von den Gesichtern seiner Betrachter. Hell flackernd spiegelte sich das Schauspiel in ihren Augen wider. Da zu vernahmen sie das Rauschen von vorüberfliegenden Feuerkugeln. Doch wie zuvor ging keinerlei Bedrohung von der Szenerie aus. Gerade so, als säßen sie in einer Herbstnacht gemeinsam am Lagerfeuer und starrten, Seite an Seite, in die Glut.
Nach einigen Min uten begann das Spektakel wieder langsam zu erlöschen. Immer weniger Meteoriten fanden den Weg in die irdische Atmosphäre. Das Leuchten ebbte ab. Dunkelheit und Stille ergriffen erneut Besitz vom Holo-Deck 1. In stiller Zweisamkeit teilten sie diesen gemeinsamen Moment.
Schließ lich war es David, der zu Anne flüsterte. Der Klos in seinem Hals war deutlich hörbar: »Ich... Das war einfach überwältigend. Danke.« Anne regte sich. Sie drehte sich seitlich zu ihm und stützte ihren Kopf auf ihre Handfläche. Kurz und knapp entgegnete sie ihm mit einem hörbaren Lächeln: »Bitte, gern geschehen.«
Es war indes noch mehr, was David in diesem Moment bewegte. Er hatte fü r Anne eine Melodie komponiert, doch im Vergleich zu dieser gigantischen Reise durch das Universum schien sie irgendwie nicht der Rede wert. Ein Gefühl der Scham mischte sich bei. Es war David, als hätte er sich einfach zu wenig bemüht. Daher erschien es ihm zweckmäßig, ihr erst gar nichts von seinem Lied zu erzählen.
Vorsichtig wischte er den Gedanken beisei te und rappelte sich vom Boden hoch. Nun lag er rücklings auf seine beiden Ellenbogen gestützt. Er drehte seinen Kopf in Annes Richtung. Da der Raum weiterhin unbeleuchtet war, betrachtete er eine Weile die Konturen ihrer Silhouette. Der krönende Abschluss für dieses wilde Spektakel.
Trotz dessen er diesen Moment gerne auf ewig bewahrt hä tte, nagte noch immer eine drängende Frage. Annes Anmerkung vor dem Finale war ihm noch immer vollkommen unklar: »Und jetzt bitte noch mal langsam. Was für Namensvetter?«
A nne kostete diesen Moment sichtbar aus. Übertrieben lange ließ sie ihn zappeln. »Na gut, du kleiner dummer Höhlenmensch, du.«, brachte sie endlich die erlösende Erklärung. Ihr obligatorisches freches Grinsen war wieder hörbar an seinem Platz: »Irgendwo da draußen zieht der Komet Tempel-Tuttle seine endlosen Bahnen um die Sonne. Auf seiner Reise verliert er ständig einigen Ballast in Form von Staub und Meteoriten. Und wenn nun die Erde diesen Schmutzstreifen berührt, dann verglühen die Meteoriten in der Atmosphäre. Das jährliche Maximum findet immer um den 17 oder 18 November statt, also schon in wenigen Tagen.«
Sie legte eine kurze Bedenkpause ein: » Alle 33 Jahre wird es aber besonders intensiv, da die Erde die Bahn von Tempel-Tuttle direkt kreuzt. Und nun rate mal, wann das wieder der Fall sein wird.« Es bedurfte keiner Antwort auf diese Frage. Anne war hochintelligent und hatte dieses Spektakel mit Sicherheit nicht zufällig ausgewählt. Schon in wenigen Tagen würde es wieder so weit sein.
Davids anfä ngliche Frage war
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