Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
gerade 21 Jahre alt, doch den Rest seines Lebens würde er in einer freudlosen Haftanstalt verbringen. Einer sterilen Zelle von drei mal drei Metern. Das Leben, wie er es bisher kannte, würde schon morgen enden. David rollte sich zur Seite und begann leise zu weinen.
Anne war von seiner Unschuld ü berzeugt. Die ganze Geschichte klang vollkommen irrsinnig. Würde David nun nicht weinend neben ihr liegen, hätte sie das Ganze für einen unheimlich schlechten Scherz gehalten. Davids Leid war jedoch real. Wärmend legte sie ihren Arm von hinten um seinen bebenden Körper. Sie schmiegte sich an ihn und streichelte seine Brust, bis er in einen unruhigen Schlaf fiel.
Nach etwa einer halben Stunde schre ckte David panisch aus dem Halbschlaf hoch. Nur sehr langsam realisierte er, wo er sich befand. Anne war durch sein Zucken erwacht und brachte ihn mit Streicheln und sanften »Sch«-Lauten wieder zur Ruhe. Davids Herz raste wie wahnsinnig. Er war schweißgebadet. Nur zögerlich legte er sich wieder auf den Boden: »Ich habe Angst.«
Ihr Mitgefü hl schnürte Anne beinahe die Kehle zu. Wie gerne hätte sie ihm einen Teil seiner schweren Last abgenommen und das, obwohl sie ihn erst seit wenigen Tagen kannte. Irgendwie war sie über diese Gefühle verwundert. Es war schon erstaunlich, wie schnell ein Mensch bereit sein konnte, sein eigenes Glück für einen beinahe Fremden aufs Spiel zu setzen.
Auß erdem bereitete ihr seine morgige Operation Kopfzerbrechen. Vor ungefähr zehn Jahren verlor sie ihre Tante Jasmin bei einem Routine-Eingriff. Ihr Onkel war seitdem nicht mehr derselbe gewesen. Anne hasste Krankenhäuser.
» Ich werde bei dir bleiben, solange ich kann. Und ab da werde ich ständig an dich denken.« Auch wenn dieses Vorhaben für David wenig von Nutzen war, erfüllte es ihn mit Wärme. Das Mitgefühl anderer weckte in Menschen Hoffnung. David fasste sich wieder: »Es wird schon gehen.«
» Aber deine Operation morgen… Um ehrlich zu sein, habe ich nicht das größte Vertrauen in Ärzte und…«, machte sie ihrer Sorge ungewollt Luft. Eigentlich hätte sie sich für diese Aussage ohrfeigen können. David hatte mit Sicherheit schon genug Probleme. Wenn nun noch Bedenken hinzukamen, nicht mehr aus der morgigen Narkose zu erwachen, wäre seine emotionale Stabilität völlig ruiniert.
Erstaunlich schlagfertig reagierte er auf diese Ä ußerung: »Und was machen wir nun? Lass uns doch eine Kopie von mir anfertigen, dann kann nichts mehr schief gehen.«
Davids naiver Sarkasmus war in der Tat der letzte Stroh halm, denn etwas Ähnliches hatte Anne tatsächlich vor. Voller Energie sprang sie auf und reichte ihm die Hand zum Aufstehen: »OK. Na dann mal los.« David verstand rein gar nichts mehr. Um ehrlich zu sein, wurden ihm diese Art Andeutungen allmählich lästig. Eigentlich war er ein ziemlich schlauer Junge, das wusste er, doch in der gegenwärtigen Umgebung wirkte das unnütz. Der Wissensstandard schien auf Zerberus ein paar Klassen weiter oben zu liegen.
Da er keine Energie fü r ein weiteres Quiz mehr vorrätig hatte, ergab er sich seinem Schicksal. Kopfschüttelnd ergriff er ihre Hand und wurde unerwartet kräftig auf die Beine gezogen. Gemeinsam verstauten sie die Decken und Kissen in einem angrenzenden Raum. Gleich im Anschluss machten sie sich auf den Weg zum Forschungsdeck.
31. Alternative
die; Weitere Mö glichkeit des Wählens zwischen zwei oder mehreren Dingen von befriedigendem oder sogar vergleichbarem Wert.
Es war nach Mitternacht. Lautlos öffnete sich die Schiebetür des Lifts. Wie zwei Schatten huschten David und Anne durch die Gänge. Was für Außenstehende wie wildes Hakenschlagen aussah, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als zielstrebige Fortbewegung. Das Deck war zu dieser Zeit nicht so verwaist, wie man hätte glauben können. Auf Zerberus wurde in einigen Bereichen rund um die Uhr gearbeitet. Nur die Kernmannschaft befand sich in ihrer wohlverdienten Bettruhe.
Um zufä lligen Blicken zu entgehen, wählte Anne einen kleinen Umweg zum Ziel. Dort standen sie nun. Eine stereotype Tür tat sich vor ihnen auf. In unscheinbaren Lettern stand dort ‚Synaptische Metaphysik‘. Anne angelte einen Moment lang nach ihrem elektronischen Dietrich. Für Davids Geschmack einen Moment zu lange. Nervös wippte er von einem Fuß auf den anderen.
Kurz darauf wurde Anne endlich fü ndig. Noch während sie sich mit ihrer eigentlichen Aufgabe des Türöffnens beschäftigte, wandte sie sich
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