Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
sah sich David noch immer auß er Stande, zu antworten. »Wenn ihr aber zu solchen Schritten nicht in der Lage seid, solltet ihr folgende Möglichkeit in Erwägung ziehen: Stiftet ein Individuum bewusst und vorsätzlich keinen Nutzen für eure Gesellschaft, dann sollte es auch kein Recht haben zu entscheiden, in welche Richtung sich diese Gesellschaft entwickelt. Entzieht ihm sein Wahlrecht und verfügt über ihn.«
Das klang wie ein Ruf nach Sklaverei. Fü r einen Menschen war es ziemlich radikal. Aus logischer Sicht erschien es allerdings durchaus sinnvoll. Es war wie bei einer Fahrt mit einem Ruderboot. Wer nicht ruderte, durfte sich auch nicht über eine vermeintlich falsche Richtung beklagen. Vielmehr konnte er froh sein, nicht über Bord geschmissen zu werden.
Die ganze Unterhaltung ä hnelte mehr und mehr einer philosophischen Gesprächsrunde. Versuchte Gooliath, die Menschen anhand von Beispielen zu verstehen? Und wenn ja, warum? Sollte ihm mehr Wissen über die fehlerhafte Spezies Mensch zu einer höheren Erkenntnis seiner selbst verhelfen. Dieses Vorhaben schien von Anfang an zum Scheitern verurteilt und durch und durch unlogisch. Hatte Gooliath eine Macke?
Ohne das David diese Frage auf irgendeine Weise geä ußert hätte, kam umgehend die Antwort: »Deine physiologischen Parameter lassen auf Verwunderung schließen. Du fragst dich, warum ich zu dir spreche.« Das tat David in der Tat, doch Gooliaths Omnipotenz machte die Sache nicht gerade einfacher. Das anfängliche Gespräch wandelte sich zusehends in einen Monolog, dem David beiwohnen durfte. Die Kontrolle über diesen verbalen Gedankenaustausch hatte er schon vor einer gefühlten Ewigkeit verloren.
Gooliaths St imme riss ihn aus seinen Gedanken: »Der gegenwärtige Stand der Ermittlungen im Mordfall Berghoff lässt Zweifel an deiner Beteiligung aufkommen. Deine Täterschaft kann mit über 98% Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Nach Abschluss der Ermittlungen werde ich diese Information freigeben. Verdächtig ist, dass Oberstleutnant Francis Raphael Shapiro seit einigen Stunden nicht aufgefunden werden kann. Parallele Ermittlungen laufen bereits. Ich wünsche dir einen angenehmen Abend. Ende des Dialogs.«
Paralysie rt verharrte David noch einige Sekunden an Ort und Stelle. War Gooliath nun nicht mehr anwesend? Das gesamte Erlebnis schien so unwirklich. Zu guter Letzt konnte er nie wieder sicher sein, dass Gooliath nicht zugegen war. An Bord von Zerberus war er wie ein Gott.
Mit wackligen Beinen schleppte sich David zum Stuhl herü ber und setzte sich schwerfällig. Für Leute, die gerne Emotions-Karussell fuhren, war Zerberus definitiv eine Reise wert. War er nun wirklich aus der Mordsache raus? Wenn ja, aufgrund welcher Erkenntnisse? Noch vor wenigen Stunden war selbst der Weise Gooliath von seiner Schuld überzeugt. Hatte David wieder eine erwähnenswerte Zukunft? Sollte er sich nun freuen, sich fürchten oder verzweifeln? David wusste es nicht.
Er legte sein Gesicht in sei ne Hände. Das zweite Mal an diesem Abend war er nervlich am Ende. Zwar war eine gigantische Last von seinen Schultern genommen, doch er konnte sie noch immer spüren. Sie hatte ein beinahe physisches Vakuum hinterlassen. Erneut begann David bitterlich zu weinen.
33. Neid
der; Moralisch verwerfliche Empfindung des Nichtgö nnens eines anderen Besitzes oder Erfolgs. Rechtfertigt durch ein Recht auf Gleichbehandlung.
Ein pochender Schmerz hieß Anne willkommen. Er bestätigte ihre Vermutung, wieder bei Bewusstsein zu sein. Ihr war, als wäre sie aus einem unendlichen Traum erwacht, denn sie hatte sämtliche Ereignisse ihres Lebens noch einmal durchlebt. Scheinbar war ihr Gehirn, durch das synaptische Kopiergerät, zur besseren Lesbarkeit extra dafür stimuliert worden. Dieser Teil der Prozedur hatte hervorragend funktioniert. Ob der Kopiervorgang ebenfalls erfolgreich verlaufen war, ließ sich derzeit allerdings nicht sagen.
Langsam ließ en sie ihre Sinne wieder an der Umwelt teilhaben. Ein tinnitusartiges Piepen in ihren Ohren klang gerade ab. Sie nahm ein leises Schluchzen war. Verwundert hörte sie genauer hin und stellte mit Erstaunen fest, sich nicht getäuscht zu haben.
Vorsichtig ö ffnete Anne ihre Augen. Diese benötigten einen Moment, um sich an die hiesigen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Mühsam hob sie ihren Oberkörper ein Stück an, doch die Röhre ließ ihr nur wenig Platz dafür. In diesem Augenblick wurde eine Automatik aktiviert.
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