Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
rollte seitwärts von seiner Liege. Dabei hatte er seine körperlichen Fähigkeiten ein wenig überschätzt, denn die schützende Funktion der Arme war noch nicht wiederhergestellt. So schlug er ungehindert auf dem kalten Boden auf und fühlte seine Oberlippe reißen. Ein metallischer Geschmack im Mund bestätigte diese Erkenntnis.
Mit grotesk hektischen Bewegungen schob er sich in eine Ecke des Raumes. Immer wieder gaben seine Füß e dabei quietschende Laute von sich, wenn sie keinen ausreichenden Halt auf dem glatten Boden fanden.
In der Ecke angekommen kauerte er eine Weile wie ein verä ngstigtes Tier. Er stand buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Trotz intensiver Bemühungen konnte er immer noch keine Person im Raum ausmachen. War er allein?
Ein bedrü ckendes Schweigen legte sich über seine Welt. Selbst die diagnostischen Geräte im Raum verrichteten ihren Dienst ohne jegliches akustisches Signal. Eine Lautlosigkeit, intensiver als der schlimmste Lärm.
Einst bedeutete Stille fü r David Harmonie und Frieden. Wie angenehm hatte er sie noch in der Nacht im Holo-Deck wahrgenommen. Je länger sie nun anhielt, desto bedrohlicher wurde sie auch.
Am liebsten hä tte er vor lauter Angst geschrien. Einzig eine innere Scham hielt ihn davon ab. Er stemmte sich umständlich in die Höhe, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Seine sich klärende Sicht vermittelte ihm dabei immer mehr Details des Labors.
Die Proportionen waren noch verzerrt, so als blicke er durch eine verzerrende Linse. Die Wahrnehmung der Farben war allerdings wiede r annähernd normal. Sein Gleichgewichtssinn hatte jedoch noch Mühe, ihn aufrecht zu halten.
Vorsichtig tastend bewegte sich David an der scheinbar schü tzenden Wand entlang. Aus rationaler Sicht eine falsche Form von Sicherheit. Im Ernstfall würde sie ihm nur die Flucht verweigern, sich behütend vor ihn stellen würde sie aber ganz sicher nicht. Dennoch bevorzugten wir Menschen greifbare Dinge. Sie konnten uns sagen, ob wir halluzinierten oder nicht. Schützten sie uns also nicht vor realen Gefahren, so hielten sie wenigstens den Wahnsinn fern.
Nach einigen Metern hatte David den Tisch im Zentrum des Raumes einigermaß en umrundet. Seine zitternden Beine benötigten dafür jedoch mindestens hundert winzige Schritte.
Davids Blick fiel auf eine Hand am Boden neben de r Tür. Ein roter Halbkreis an der Wand dokumentierte ihre letzte Bewegung hier an Bord. Ein einfarbiger Regenbogen des Todes. So wie die Finger das Blut an dem Bauelement, hatte ein anderer das Leben aus dem dazugehörigen Körper gewischt. Starr und kalt lag dieser nun am Boden.
Mit dem Rü cken an der Wand rutschte David in die Hocke hinab, doch selbst seine Hände vor den Augen konnten ihn nicht mehr vor dem grausamen Bild bewahren. Auch wenn der Tod allgegenwärtig war, hatte man in der westlichen Welt einen Weg gefunden, ihn zu verdrängen. Kam er einem dann so plötzlich nahe, waren die meisten Menschen damit einfach überfordert. Irgendetwas war in Davids Abwesenheit gewaltig schiefgelaufen.
Sein Gesichtsausdruck glich dem eines kleinen Jungen, der an seinen S chnürsenkeln schier verzweifelte. Der rationale Teil seines Verstandes kämpfte wie besessen gegen eine aufkeimende Panik an und konnte dieses Duell vorläufig für sich entscheiden. David riss sich zusammen und stand erneut auf.
Tapsig ging er in Richtung de r Leiche. Auf halbem Wege konnte er sich auf dem zentral platzierten Tisch abstützen. Und für das, was er sah, war dies auch unbedingt notwendig.
Vor ihm, auf dem Boden, lag eine Frau vom medizinischen Personal. Ihr Gesicht war dem Untergrund zugewandt. Si e war offenbar nicht mehr am Leben, was an sich schon schlimm genug war. Das größte Problem barg indes ihr Kopf, denn ein wesentlicher Teil fehlte. Auch ohne tiefergehende anatomische Kenntnisse erkannte David den Mangel sofort. Die Schädeldecke der Frau war geöffnet. Von ihrem Gehirn fehlte jede Spur.
41. Terror
der; » Schrecken«. Systematische und oftmals willkürlich erscheinende Verbreitung von Angst durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen.
Über das, was dann geschah, hatte David nicht die geringste Kontrolle. So wie die Dinge lagen, veränderte es den gegenwärtigen Zustand allerdings auch nur unwesentlich. Aufgrund seines dreitägigen Schlafes gab es da nicht mehr viel, doch er erbrach sich aus tiefster Seele. Erstaunlicherweise stellte sich danach tatsächlich ein Gefühl der
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