Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
wenigen vorbehalten. Auf diese Weise etablierte sich das Kommandozentrum innerhalb weniger Jahre zu einem der wichtigsten und damit bestbewachten Militärstützpunkte weltweit.
Sean Harper wendete sich nach Westen und schritt dann zü gig auf den Eingang des unterirdischen Komplexes zu. Den militärisch korrekt ausgeführten Gruß des Wachpersonals quittierte er mit einer angedeuteten Erwiderung dessen. In seiner Arbeit war er akribisch, doch am Rande konnte man seiner Meinung nach die Sache auch etwas lockerer angehen.
Ein A ufzug brachte ihn einige hundert Meter ins Felseninnere. Dort entstieg er der Liftkabine, passierte mehrere Sicherheitsschleusen und betrat schließlich das Herzstück des gesamten Komplexes. Die eigentliche Überwachung aller Prozesse und ein Teil der Standardkommunikation wurden in die vollautomatischen Hände von leistungsfähigen Computern gelegt. Die Überwachung dieser Computer oblag wiederum den etwas weniger leistungsfähigeren Menschen. Entscheidungen fällen durften nur sie. So war es in den Statuten der ‚Gehorsamkeitsregelung für künstliche Intelligenzen‘ festgelegt.
Die Leitung der gegenwä rtigen Schicht oblag einem Major, den Harper auf den Tod nicht leiden konnte. Innerhalb weniger Wochen würde er für seine Versetzung sorgen müssen. Ein Mitglied seines Teams erschien ihm hingegen außerordentlich fähig. Leutnant Mai Ling Xianghou war mit ihren 34 Jahren auf dem besten Wege für eine große Karriere. Wenn sie ihre Sache weiterhin so gut machte, würde sie in ihm einen einflussreichen Fürsprecher haben.
Sean u mrundete das Pult des Leiters, ohne diesen eines Blickes zu würdigen und ging direkt auf Mai Ling zu. Diese sah kurz von ihrer Arbeit auf und begrüßte ihn: »Guten Morgen, Oberst Harper.« »Guten Morgen Leutnant Xianghou. Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?«
Sie blickte wieder gebannt in ihre Holo-Interfaces und sammelte mit schnellen, gezielten Bewegungen alle notwendigen Informationen zusammen. Am Ende resü mierte sie den Datensalat für ihren Kommandanten, der wenig mit diesem neumodischen Kram anfangen konnte: »Zerberus befindet sich im vorgesehenen Standardorbit. Bis auf den Ausfall des Kommunikationssatelliten A13 laufen sämtliche Systeme innerhalb normaler Parameter. Außerhalb der typischen Abläufe wurde auf Zerberus für heute eine gesonderte Operation an einem zivilen Besatzungsmitglied angesetzt. Ansonsten habe ich derzeit nichts.«
Sie blickte seitlich auf und behielt Harper im Augenwinkel. Dieser wirkte abwesend und hatte entgegen seinem Naturell den letzten Satz noch nicht ganz verarbeitet. Viel mehr trieben ihn derzeit private Interessen: »Wie geht es meiner Nichte?« Mai Lings Antwort kam prompt: »Frau Dombrowska erfreut sich bester Gesundheit. Allerdings bekam sie gestern einen, für ihre Verhältnisse, schlechten Eintrag in ihre Akte. Bei einem Vortrag erzielte sie lediglich 85 %. Ansonsten keine Auffälligkeiten.«
Harper nickte ansatzweise. Gesundheit war das Wichtigste. Diese Erkenntnis erlangte man, wenn man ein Alter jenseits der 60 erreicht hatte. Das relativ schlechte Abschneiden seiner Nichte ve rwunderte ihn dennoch. Galten bisher ihre Interessen nur ihrer Arbeit und dem Erwerb von Wissen, kam sie nun anscheinend in die Pubertät. Ein schwieriges Alter, gerade bei Frauen, doch sie war ein Teil seiner Familie. Sie würde sich schon durchsetzen, da war er sich sicher.
In der Zwischenzeit hatte sein Gehirn die anfä nglichen Informationen sortiert und verarbeitet. Eine weitere Frage kam ihm in den Sinn. Dieses Mal war sie arbeitsbezogen: »Gesonderte Operation an einem Zivilisten? Name?« »Lazare, David Léon. 21 Jahre alter Junge. Sohn von...«, die Miene ihres Vorgesetzten verdüsterte sich zusehends. Er übernahm an ihrer statt: »Lazare, Michael Thomas. General und Leiter von Zerberus.«
Wie er diese Person trotz gemeinsamer Aufgaben hasste. Eigentlich stande n sie auf derselben Seite, doch Machtgier lies Menschen bisweilen unpopuläre Entscheidungen treffen. Vor fünf Jahre war Harper von Lazare verleumdet worden. Die Unwahrheit war es, die seinen Traum von Zerberus zerplatzen lies. Niemals hatte Sean Gelder veruntreut, noch hatte er seine Position für unlautere Zwecke entfremdet.
Nur notdü rftig von dieser Sache reingewaschen übertrug man ihm schließlich die Reste, die vom Tisch herabgefallen waren – das 3C. Ein bitterer Nachgeschmack blieb immer. Bei Lazare sah das schon ganz anders aus. Doch Wahrheit
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