Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Erleichterung ein. Der saure Geschmack in seinem Mund würde ihn allerdings noch eine Weile an den jetzigen Vorfall erinnern.
Was sollte er bloß als Nächstes tun? Seine Gedanken überschlugen sich. Über eine Sache war er sich jedoch im Klaren. Abwarten würde ihn mit Sicherheit nicht weiterbringen.
Eine innere Stimme zwang ihn schließ lich dazu, den offenbar weiblichen Leichnam näher zu untersuchen und sie sollte recht behalten. In der linken Tasche ihres Kittels wurde David fündig. Das Opfer trug an dieser Stelle eine alte Fotografie mit sich herum, die anscheinend schon bessere Zeiten gesehen hatte. Auf dem antik anmutenden Fotopapier waren sie und ein Mann in Hochzeitskleidung zu sehen. Der heutige Tag war dann wohl das Ende ihrer Beziehung. Bis dass der Tod euch scheidet.
Als weitaus nü tzlicher erwies sich ein kleiner Gegenstand aus Plastik. Die blutverschmierte Identifikationskarte gab den Namen der Frau preis – Sophie Deveraux. Es handelte sich also um die Krankenschwester, die am ersten Tag auf Zerberus Davids Verletzung untersucht und versorgt hatte. Diese Tatsache intensivierte abermals dessen Gefühle. Das furchtbare Schicksal eines bekannten Menschen traf uns ungleich härter, als das eines Fremden. Ruhe in Frieden, Sophie Deveraux.
Ihre Identifikationskarte konnte David aber noch von Nutzen sein, denn sie gab Auskunft ü ber eine Person, sofern diese nicht über ein Direct-Mind-Implantat verfügte. Und sie hatte noch einen Vorteil. Mit ihr war es dem einfachen Personal möglich, delikate Sicherheitsbereiche zu betreten. Ein winziges Problem blieb dennoch bestehen. Der Ausweis funktionierte in der Regel nur, sofern der Träger selbst ihn verwendete.
Nach Davids laienhafter Einschä tzung war bei diesem älteren Model ein Fingerabdruck ausreichend und im Zweifel würde ein einziger Finger genügen. In weniger delikaten Zonen würde vielleicht sogar die Karte selbst ausreichen.
Weitaus schwieriger verhielt es sich mit sicherheitsrelevanten Bereichen, in de nen noch weitere körperliche Parameter von Bedeutung waren. Die Verwendung abgetrennter Gliedmaßen kam dann mangels Lebendigkeit nicht mehr in Frage. Doulakis hatte ja die Sicherheitssysteme andeutungsweise erklärt. In Gooliaths Heiligtum vorzudringen war auf diese Weise unmöglich.
So sehr ihm aber eine Schlü sselkarte von Nutzen gewesen wäre, hätte er das Abtrennen eines Fingers, auch mit adäquatem Werkzeug, niemals durchführen können. Sophie Deveraux‘s Körper war verstümmelt genug. Ihre Identifikationskarte behielt er dennoch bei sich. Man wusste schließlich nie, wozu sie noch gut sein würde.
Wä hrend David aufstand, war er von sich selber überrascht. Es war schon erstaunlich, wie schnell man sich an eine so drastische Situation gewöhnen konnte. Trotz seiner augenscheinlichen Ruhe floss noch immer Adrenalin durch seinen angespannten Körper. Es gab ihm geschärfte Sinne. Es gab ihm Kraft. Aber er musste es kontrollieren, denn zielloser Eifer bewirkte selten Gutes.
In diesem Augenblick riss ihn die anfä ngliche Stimme wieder aus seinen Gedanken. Seine Wahrnehmung hatte annähernd ein normales Niveau erreicht, wodurch ihm diesmal die Zuordnung nicht mehr schwerfiel. Irgendwie überraschte sie ihn auch nicht. Es war eindeutig Gooliath: »Hallo David, wie geht es dir? Du fragst dich vermutlich, was in deiner Abwesenheit vorgefallen ist. Ich werde es dir zeigen, sofern du bereit dafür bist. Begebe dich zur Sicherheitsebene in den Hauptüberwachungsraum. Dort, wo ihr mich lehrtet, Gefühle zu haben. Niemand wird dich aufhalten. Noch darfst du dir das Spielfeld in aller Ruhe ansehen.«
Wie bereits zuvor, hinterließ Gooliaths schwindende Stimme eine bedrückende Stille. Er war offenbar darüber im Bilde, was in der Zwischenzeit vorgefallen war und dennoch wirkte er gelassen. Der gegenwärtige Zustand schien für ihn absolut normal zu sein. Unweigerlich drängte sich der Gedanke auf, dass Gooliath selbst der Urheber dieses Unheils sein könnte.
Auch an seiner Wortwahl fiel David etwas Ungewö hnliches auf, denn Gooliath hatte das Wort ‚Spiel‘ nun schon zum zweiten Mal verwendet. Erneut flackerte ein Anflug von Panik in ihm auf, doch das Adrenalin machte seine Sache gut. David behielt auch diesmal die Kontrolle.
Gerade hatte er den Mut gefasst, das Labor endgü ltig zu verlassen, als ihm ein weiterer beunruhigender Gedanke kam. Sophies Gehirn hatte sich schließlich nicht aus freien Stücken auf den Weg gemacht. Wer
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